Betrogen
war, gab es trotzdem. »Der Besitzer von AutoScout ist mit Gillian und mir
auf die High School gegangen«, erklärte ihm Melina. »Wir sind in Verbindung geblieben, und er schuldet mir einen Gefallen.«
»Was haben Sie ihm denn Gutes getan?«
»Erinnern Sie sich noch an das Playmate vom letzten Jahr?«
»Lebhaft.«
»Ich habe sie und ihre Gefolgschaft begleitet, als sie durch Dallas kamen. Dabei habe ich ihm ein Exemplar mit persönlicher Widmung besorgt.«
»Das kann ja nicht schwer zu beschaffen gewesen sein. Sie muss doch tausende signiert haben.«
»Nicht dort, wo er das Autogramm haben wollte, zusammen mit dem Satz: âºDu bist hier.â¹Â«
»Aha.«
Als ihr Freund das Auto vorbeibrachte, wollte sie es für mehrere Tage im Voraus bezahlen, aber er lehnte mit der Bemerkung ab: »Lass gut sein, Melina, das klären wir später.« Niemand erführe, dass sie heute miteinander Geschäfte gemacht hatten, versicherte er ihr.
Beim Verlassen des Motels nahm ihr Chief die Autoschlüssel ab. »Diesen Schrotthaufen sollten Sie besser mich fahren lassen.«
»Ich fahre immer und weiÃ, wo ich hinmuss.«
»Ich fahre besser und schneller. Sie können mir ja sagen, woâs lang geht.« Er kletterte hinters Steuer, womit die Debatte ein für alle Mal beendet war.
Obwohl jeder Polizeibeamte, der nach ihrem Nummernschild suchte, den Lexus hinter dem Motel zwischen zwei Wohnwagen fände, hielt sie vorsichtig durch das schlierige Heckfenster Ausschau. Auch jetzt musterte sie argwöhnisch jeden, der durch den Park ging.
Ihre Nervosität war ansteckend. »Tun wir eigentlich irgendetwas Illegales?«, fragte er. »Nur für den Fall, dass ich in nächster Zeit mal vor Gericht muss.«
»Ich weià nicht recht. Ist es ein Verbrechen, wenn man dem FBI aus dem Weg geht?«
»Wenn man flieht, um eine Aussage zu verweigern?«
»Das ist ein Verbrechen?«
»Justizbehinderung ist eines.«
»Und das machen wir gerade?«
»Sie tragen die gleiche Unterwäsche.«
Ihr Kopf fuhr herum. »Was?«
Wenn er doch nur ihre Augen hinter der Sonnenbrille lesen könnte. Genau wie bei Gillian. Er wusste noch, wie sehr er sich gewünscht hatte, Gillian würde die Brille ablegen, damit er ihre Augenfarbe erkennen konnte. Obwohl er Melinas Augenfarbe kannte, hätte er doch gerne ihren Ausdruck gesehen.
»Das fiel mir auf, als ich zum Duschen ins Bad ging. Sie haben Ihre Dessous ausgewaschen und zum Trocknen über die Duschstange gehängt. Genau die gleichen hat Gillian auch getragen.«
»Sie hatte dieselbe Modeberaterin.«
»Dachte ich mir schon.«
Das Gespräch erstarb, wenigstens nahm er das an, doch einen Augenblick später meinte sie: »Um Himmels willen, warum erwähnen Sie so etwas, während wir um unser Leben rennen?«
»War nur eine Beobachtung. Reiner Zeitvertreib während des Wartens.«
»Sie haben sich zum Zeitvertreib mit meiner Unterwäsche beschäftigt?«
»Ist mir eben durch den Kopf gegangen. SchlieÃlich habe ich noch nie Dessous von der Duschstange nehmen müssen.«
»Sie haben nie mit einer Frau zusammengelebt?«
»Nein.«
»Hätte ich nicht gedacht.«
Er schüttelte den Kopf. »Haben Sie je mit einem Mann gelebt?«
»Nein.«
»Dann verspreche ich eines, so lange wir ein Zimmer teilen:
Ich versuche, daran zu denken, den Toilettendeckel zu schlieÃen.«
Sie lachte. »Danke, das werde ich zu schätzen wissen.«
Wie sie lachte und dabei den Kopf neigte, ihr geschwungener Hals, das Lächeln- Schon beim Ansehen verkrampfte sich sein Herz, und er konnte sich nur mit Mühe beherrschen, sie nicht zu berühren. Wie schön, dass sie Gillian ähnelte, denn an Gillian hatte ihm alles gefallen: Gesicht, Figur, Haare, Hautfarbe, Lächeln â alles hatte ihn berührt. Vom ersten Augenblick an hätte er sie am liebsten mit Haut und Haar verschlungen.
Allerdings mochte er auch Melina, und gerade weil er sie so sehr mochte, wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie Gillian nicht aufs Haar geglichen hätte. Wenn man für zwei Frauen viel empfand, und sie einander derart ähnelten, dass es ein und dieselbe sein könnten, dann war das, gelinde gesagt, beunruhigend und befremdlich.
Er musste sich ständig zur Ordnung rufen, weil Melina nicht Gillian war. Die Frau an seiner Seite war
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