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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Sekunden länger fest, als es aus reiner Höflichkeit nötig war. »Sie erinnern mich an meinen verstorbenen Mann.«
    Â»Er war ein Glückspilz.«
    Sie errötete passend. »Er sah sehr gut aus. Hatte auch etwas Indianerblut, ein, zwei Tropfen Irokese«, fügte sie lächelnd hinzu. »Nie hätte ich mir träumen lassen, dass einmal so eine Berühmtheit bei mir zu Gast wäre.«
    Â»Ich fühle mich geehrt.«
    Er verabschiedete sich endgültig. Während er durch den Vorgarten ging, rief sie ihm nach: »Passen Sie auf den Schnitt auf, damit es keine Narbe gibt.«
    Er stieg ins Auto, gab Melina den Zettel und saß dann eine Weile nur da und starrte durch die Windschutzscheibe auf die matte eingedellte Motorhaube. »Was ist?«, fragte sie.
    Â»Ich fühle mich beschissen.«
    Â»Brauchen Sie wieder ein Aspirin?«
    Â»Nicht körperlich. Ich komme mir mies vor, weil wir sie so manipuliert haben.«
    Â»Ich weiß, was Sie meinen«, seufzte sie, »als ob wir Dornröschens gute Fee aufgemischt hätten.«
    Â»Oh, danke, jetzt fühl’ ich mich deutlich besser.«
    Er scherte aus der Parkbucht aus. Der Club, vor dem er gezwungenermaßen seinen Wagen hatte stehen lassen müssen, lag nur wenige Häuserblocks entfernt. Sein Sportwagen war ein Auto und diese Schrottlaube auch, aber damit endeten auch schon die Gemeinsamkeiten. Er sehnte sich nach seinem wendigen, schnellen Wagen und wäre liebend gerne an dem Parkplatz vorbeigefahren, um zu schauen, ob er noch immer heil dort stand. Obwohl er bezweifelte, dass sie irgendjemand, der ihnen auflauerte, in diesem Wagen erkennen würde, konnte er das Risiko nicht eingehen. Und so widerstand er der
Versuchung, umrundete einen Block und steuerte Richtung Stadtautobahn.
    Â»Betrachten Sie’s doch mal so«, sagte Melina, der offensichtlich noch immer Linda Croft und das Thema Manipulation durch den Kopf ging. »Dadurch können wir vielleicht verhindern, dass noch eine Frau getötet oder ein Kind entführt wird.«
    Â»Deshalb spielen Sie also höchstpersönlich Detektivin? Um ein Verbrechen zu verhindern?«
    Â»Ist das nicht Motivation genug?«
    Â»Sehr nobel.« Verstohlen warf er ihr einen Blick zu. »Sind Sie trotzdem überzeugt, dass da nicht irgendwo noch Rache im Spiel ist?«
    In ihrer rauen Stimme schwang eiserne Entschlossenheit mit, als sie sagte: »Auch das, ganz sicher.«
    Â 
    Â»Was ist das denn für ein Müll?« Angewidert runzelte Tobias die Stirn. Er hatte schon früher Bruchbuden durchsiebt, von denen viele wesentlich verfallener und dreckiger gewesen waren als Dale Gordons Zimmer. Aber nur wenige hatten ihm solche Gänsehaut bereitet.
    Â»Apokalyptischer Bockmist«, erklärte Kommissar Lawson, während Tobias flüchtig das billige Taschenbüchlein durchblätterte, dessen schlichte Zeichnungen den Schrecken der Letzten Erdentage schilderten: Enthauptungen, Kastrationen, auf Schwertern gepfählte Babys. »Gordon ist ganz versessen auf die Apokalypse gewesen. Ich habe Ihnen doch schon von seinen Anrufen bei diesem komischen Bruder Gabriel erzählt.«
    Nach dem Besuch bei Hennings’ Investmentfirma hatten sich Tobias und Patterson mit dem Kommissar in Melina Lloyds Haus getroffen und ihm ihre Geschichte von den zwei Betrügern erzählt. Zu seinem Leidwesen hatte Lawson eingestanden, dass der Fall, obwohl Dale Gordon der Mörder von Gillian Lloyd gewesen war, wohl doch nicht so eindeutig lag, wie er ursprünglich angenommen hatte. Auf seinen Vorschlag
schauten sich die beiden FBI-Agenten Gordons Zimmer an. Er hoffte, sie fänden inmitten des Schrotts eine Spur für ihre weiteren Ermittlungen. Damit überließen sie anderen Beamten das Sammeln von Beweismaterial und fuhren zu dritt zu Gordons Wohnung.
    Als der Name des Fernsehpredigers fiel, evozierte Tobias vor seinem geistigen Auge ein Bild. »Bruder Gabriel macht einige Oberhäupter traditioneller Religionen nervös. Sie behaupten, seine Kirche sei eine Sekte.«
    Â»Schon möglich«, mutmaßte Lawson. »Vielleicht sind die etablierten Kirchen aber auch nur neidisch auf seine Anhängerschar. In Europa, in Asien, in Afrika. Er ist nicht nur hier, sondern überall.«
    Â»Sie haben diesbezüglich recherchiert.« Tobias war von Lawsons Hintergrundarbeit beeindruckt. Obwohl er wie ein abgehalfterter Ganove wirkte, war er

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