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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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verabreichen, dass sie ihn gestern Abend verschmäht hatte.
    Mr. Hancock reagierte mit einer typisch unverbindlichen Aussage auf seinen Vorschlag. »Sobald Bruder Gabriel eine Entscheidung trifft, wie bei der Lösung dieses Problems am besten vorzugehen ist, werden Sie benachrichtigt, Mr. Hennings.«
    Â»Ich werde mich bereithalten.«
    Jem legte in dem Gefühl auf, es stünde unentschieden. Es war zwar kein totaler Sieg, aber man hatte seine Empfehlung auch nicht völlig verworfen. Hart würde seine Abreibung bekommen, nur vielleicht nicht so schnell, wie es sich Jem wünschte. Außerdem hatte er Zweifel an Melina gesät. Vielleicht
wären damit die Pläne für ihre Teilnahme am Großen Plan durchkreuzt.
    Rein körperlich betrachtet, war sie ideal. Eine ganz andere Frage war ihre moralische Qualität. Sie war sexuell immer aktiver gewesen als Gillian. Ihren Andeutungen zufolge hatte sie viele Liebhaber gehabt, sogar unter ihren VIP-Kunden. Wenn sie nicht schon mit Hart geschlafen hatte, dann käme es höchstwahrscheinlich bald dazu.
    Schon der Gedanke an Melina und Hart machte Jem rasend, besonders weil ihn Melina, im Gegensatz zu Gillian, nicht attraktiv fand. Wahrscheinlich hatte sie ihn verscheucht, weil sie Hart erwartete. Schön. Jem Hennings würde sicher auch ohne sie überleben, sogar bestens.
    Trotzdem war es seine heilige Pflicht, Bruder Gabriel auf ihren unwürdigen Charakter aufmerksam zu machen.
    Bruder Gabriels Strafe für moralische Verderbtheit erfolgte rasch und hundertprozentig. Selbstverständlich, denn dahinter standen Geist und Arm des Allmächtigen. Zu guter Letzt würde auch Hart und Melina ihr gebührendes Schicksal ereilen.
    Bis dorthin konnten sie nicht entkommen.
    Â 
    Chief kniff hinter seiner Sonnenbrille die Augen zusammen. »Woher wissen Sie, dass sie herauskommen wird?«
    Â»Weiß ich nicht, aber die Klinik schließt täglich zwischen eins und halb drei. Ich denke, die Angestellten nehmen sich dann zum Mittagessen frei.«
    Er saß mit Melina auf einer eisernen Bank unter einem mächtigen Baum, der in den schönsten Herbstfarben prangte. Seine Blätter waren leuchtend rot. Zwischen grünen Rasenflächen und Chrysanthemen-Rabatten bildeten gepflasterte Wege geometrische Muster innerhalb des absolut quadratischen Parks, der mitten in einem Gebäudekomplex mit medizinischen Firmen lag. Ringsherum standen auf allen vier Seiten die gleichen dreistöckigen Gebäude. Die Waters Klinik belegte eine zweite Etage davon.

    Ein Taxifahrer hatte sein Gepäck beim Motel abgeliefert und sich dabei eine bissige Bemerkung nicht verkneifen können, angesichts der drastischen Verschlechterung seiner Unterkunft. »Biste pleite, he?« Als er dann noch die Schnitte und blauen Flecken in seinem Gesicht bemerkte, hatte er gefragt: »Oder ham’se dir verdroschen?«
    Â»Hab noch genug, um dich zu bezahlen.«
    Â»Zweiundzwanzig Mäuse.«
    Â»Fünfunddreißig, und du hast mich nie gesehen.«
    Â»Vierzig, und ich vergess meine eigene Mutter.«
    Nach einer heißen Dusche und frischer Kleidung fühlte er sich etwas wohler, obwohl ihn sein pochendes Jochbein hin und wieder eines Besseren belehrte. Trotz Melinas Einwänden hatte sich der Schnitt seiner Meinung nach so weit geschlossen, dass ein neuer Verband unnötig war. Dennoch bot die klaffende Wunde keinen schönen Anblick, sondern sah so übel aus, wie sie war. Sogar hinter getönten Gläsern reagierte sein geschwollenes Auge empfindlich auf Sonnenlicht.
    Sein unbehaglicher Zustand rechtfertigte schlechte Laune. Was aber in Melina gefahren war, hätte er nicht sagen können. Seit ihrem Gespräch mit Tobias schien sie jeden Moment aus der Haut fahren zu wollen. Sie war fest entschlossen, ihre Spuren zu verwischen. Das Motelzimmer hatten sie schon beim Einchecken bar bezahlt. Da sie beim Aufbruch nicht die Absicht hatten zurückzukommen, ließen sie ihren Wagen einfach dort stehen.
    Â»Falls Sie mit einer Verfolgungsjagd rechnen, werden wir Probleme bekommen«, hatte Chief sie gewarnt, während er ihre Habseligkeiten auf der Rückbank des neu erworbenen fahrbaren Untersatzes verstaute.
    Der AutoScout, den sie angerufen hatte, war ein preiswerter Autoverleiher, dessen Wagen sämtlich vor Beginn der letzten Dekade zusammengeschweißt worden waren. Eine Garantie, dass mechanisch und auch sonst alles in Ordnung

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