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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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betrachtet. Bitten wir Sie da um etwas Unerlaubtes?«
    Â»Leider ja«, antwortete die Frau sichtlich bekümmert, weil
sie nicht helfen konnte. »Wir dürfen über unsere Patienten weder sprechen noch irgendwelche Informationen herausgeben. Jede Verletzung ihrer Privatsphäre wäre ein Verstoß gegen unser Berufsethos. Da unsere Dienste ganz persönlicher Natur sind, können Sie sicher verstehen, wie unabdingbar Vertraulichkeit ist.«
    Â»Selbstverständlich.« Chief ließ Melinas Körper ein wenig gegen seinen sacken, als hätte sie soeben eine größere Enttäuschung erlebt. »Da die Entführung des Anderson-Babys so sehr im Blickpunkt der Medien gestanden hat, habe ich angenommen, es handle sich um allgemein bekannte Dinge.«
    Â»Nein, die Andersons haben sowohl ihre Adresse wie ihre Vornamen strikt aus den Nachrichten herausgehalten.«
    Â»Unter diesen Umständen kann ich das verstehen. Ich wünschte, man hätte nicht so ausführlich über Gillians Ermordung berichtet.« Sie lächelte traurig. »Leider begreifen nur wenige meinen doppelten Verlust: Gillian und das Kind, das sie vielleicht bekommen hätte. Mit ihrem Tod starb auch meine Hoffnung auf eine Nichte oder einen Neffen. Ich dachte, jemand, der Gleiches erleiden musste, würde –«
    Sie tat so, als wäre sie außer Atem, und hielt inne, um tief Luft zu holen. »Tut mir Leid, Ms. Croft, dass ich Sie belästigt habe. Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht in eine Zwickmühle bringen. Es war äußerst liebenswürdig von Ihnen, zu Gillians Gedenkgottesdienst zu kommen. Wir möchten Sie nicht länger aufhalten. Es wäre mir peinlich, wenn Sie Ihre Sendung verpassen würden. Vielen Dank.«
    Â»Auf Wiedersehen, Ms. Croft«, sagte Chief, wobei er kurz die Hand der Frau streifte. »War mir ein Vergnügen, Sie kennen gelernt zu haben.«
    Gerade als er Melina herumdrehte, platzte Linda Croft heraus: »Ich schicke ihnen regelmäßig Karten.«
    Langsam wandten sie sich um.
    Ehe sie fortfuhr, befeuchtete sich Linda Croft nervös die Lippen. »Kleine aufmunternde Karten. Sie wissen schon: Ich
denke an Sie. Nur Mut. Das Glück wartet um die Ecke. Solche Sachen. Da sich die Andersons liebenswürdigerweise dafür bedanken, wohnen sie immer noch unter der Adresse, die ich habe. Sie steht daheim in meinem Adressbuch. Sie könnten hinter mir herfahren.«
    Ihr Haus lag in einem Viertel von Dallas, das »M-Viertel« genannt wurde, weil hier alle Straßennamen mit diesem Buchstaben anfingen. Es handelte sich um eine ältere Wohngegend, die in den letzten Jahren wieder begehrt geworden war. Kaum verkauften Pensionäre oder starben weg, erwarben berufstätige Singles und junge Familien die alten Häuser und renovierten sie. Linda Crofts Häuschen lag zwischen zwei frisch renovierten Gebäuden und erinnerte an eine Witwe, die ihre besten Tage längst hinter sich hat und trotzdem versucht, einen würdevollen Eindruck zu machen.
    Â»Das Haus von Schneewittchen«, bemerkte Melina zerstreut, als er in der Parkbucht anhielt. Linda Croft winkte ihnen von der kleinen Veranda zu, ehe sie die Rundbogentür aufsperrte, die von zwei Sprossenfenstern gerahmt wurde. »Gehen Sie, Sie können mit ihr besser umgehen als ich.«
    Â»Das liegt an dieser Mann-Frau-Kiste«, meinte er.
    Â»Das ist Ihre persönliche Mann-Frau-Kiste. Diese Chemie funktioniert nicht bei allen so gut.«
    Er stieg aus und trabte den Weg hinauf. Linda Croft war bereits drinnen verschwunden, wo sie ihren Katzen zurief, dass Mama wieder daheim sei. »Kommen Sie herein, Colonel Hart.«
    Er stand direkt im Wohnzimmer, angefüllt mit Familienfotos und Gobelinkissen, in dem es nach Katzenkörbchen roch. Während er wartete, strich ihm mindestens ein Dutzend Katzen um die Füße und kringelte die Schwänze um seine Beine. Aus den hinteren Räumen tauchte Linda Croft wieder auf und streckte ihm einen linierten Zettel hin, auf dem in purpurner Tinte eine Adresse stand.
    Â»Das ist zwar gegen die Regeln, aber Ms. Lloyd bricht der Tod ihrer Schwester das Herz. Meiner Ansicht nach sind Menschen
wichtiger als Regeln. Vielleicht hilft ihr ein Gespräch mit Leuten, die Ähnliches mitgemacht haben.«
    Â»Melina weiß das zu schätzen, und ich auch. Vielen Dank.«
    Er schüttelte ihr die Hand. Sie hielt seine vielleicht ein, zwei

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