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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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offensichtlich wesentlich schlauer, als man auf Grund seines Äußeren vermutet hätte.
    Â»Ich bin Gordons Faszination für Bruder Gabriel nachgegangen«, erklärte er. »Telefonseelsorger draußen im Tempel in New Mexico haben mir erzählt, Gordon habe so oft angerufen, dass er ihnen schon gehörig auf die Nerven ging, auch wenn das wesentlich taktvoller formuliert wurde. Die stecken viel zu tief im Frieden-und-Liebe-Gesäusel, um über einen Jünger Schlechtes zu erzählen, besonders über einen toten. Jedenfalls hieß es, Gordon habe nur ein Thema gekannt: Armageddon.«
    Â»Ich bin kein Sektenexperte, aber dafür haben wir Spezialisten«, berichtete Tobias, »deren Berichte ich regelmäßig lese. Dale Gordon entspricht einem typischen Sektenmitglied: geringe Selbstachtung, soziale Randfigur. Bruder Gabriel wäre Vaterfigur und Retter in einem, jemand, der ihn mit all seinen Fehlern geliebt und akzeptiert hat.«
    Â»Bei seinem Eintritt wurde er mit Haut und Haaren Teil einer großen Familie von Gläubigen.«
    Â»Wodurch Gordon auf der Stelle eine Identität erhielt, die er
bislang vermisst hat. Sein Leben war ab diesem Zeitpunkt Bruder Gabriel geweiht, neben dem nichts sonst existierte.«
    Â»Nicht ganz«, meinte Patterson auf der anderen Seite des dämmrigen Raumes.
    Der jüngere FBI-Agent kam mit einem Stapel Fotos herüber, offensichtlich Schnappschüsse. »Das habe ich unter dem Bett unter ein paar losen Brettern gefunden. Muss Ihren Jungs wohl entgangen sein«, sagte er zu Lawson.
    Lawson räusperte sich. Die Zahl der Jahre, die er mit Ermittlungsarbeit zugebracht hatte, entsprach fast Pattersons Alter. Typisch, dass örtliche Kriminalbeamte etwas dagegen hatten, wenn das FBI hereinplatzte und ihre Fälle übernahm – besonders, wenn es sich um bereits abgeschlossene handelte. Tobias brachte ein wenig Diplomatie ins Spiel und hoffte, damit das Ressentiment auf erträglichem Niveau zu halten: »In so einer Müllkippe kann man leicht etwas übersehen. Was haben Sie denn entdeckt?«
    Er griff nach den Fotos. Auch Patterson ließ klugerweise ein wenig Diplomatie walten und teilte den Bilderstapel zwischen ihm und Lawson auf. »Damen. Nackte Damen.«
    Noch beim Durchsehen wuchs Tobias’ Wut auf den Toten. »Ist nicht gerade Durchschnittspornographie, oder?« Die Frauen hatten eindeutig keine Ahnung, fotografiert worden zu sein. Einige trugen kurze Kittel, wie man sie für medizinische Untersuchungen bekam, andere waren völlig nackt. Alle waren jung und offensichtlich gesund.
    Â»Die hat er in der Klinik aufgenommen.« Lawson berichtete ihnen von dem Guckloch, das sie entdeckt hatten. »Das müssen andere Patientinnen gewesen sein. Wir haben ein paar ähnliche Schnappschüsse von Gillian Lloyd gefunden«, meinte Lawson, »auf dem Altar dort drüben.«
    Â»Altar, meine Güte«, sagte Patterson. »Hoffentlich war Gott nicht allzu gnädig aufgelegt, als dieser Wichser starb.«
    Bei diesem drastischen Kommentar des jüngeren Agenten runzelte Tobias zwar die Stirn, wies ihn aber nicht zurecht.
»Heißt das, Gordon war nicht nur von Gillian Lloyd besessen?«
    Lawson zuckte seine massigen Schultern.
    Â»Welchen Job hatte Gordon in der Klinik?«, wollte Patterson wissen.
    Â»Ade, du schönes Abendessen.« Damit warnte sie Lawson vor, denn Gordons Berufsbeschreibung konnte einem durchaus im Magen liegen.
    Â»Gordon war Androloge, ein Wort, das ich noch nie gehört hatte. Musste erst mal nachschlagen. Das sind Laborspezialisten, die in Samenbanken und Kliniken für künstliche Befruchtung mit Samenproben arbeiten und sämtliche Verfahren durchführen: Lagerung, Einfrieren, Waschen. Alles, was zur Vorbereitung für jedwede Art künstlicher Insemination nötig ist, ob intrauterin oder in vitro.« Er seufzte, womit er ihnen Gelegenheit gab, sich selbst ein Bild davon auszumalen. »Bei dem, was ich über ihn weiß, wird mir schon beim Gedanken daran schlecht, dass er – damit hantiert hat. Verstehen Sie?«
    Â»Tja, ich weiß.« Nach kurzem Nachdenken meinte Tobias: »Wissen Sie, was ich sonst noch weiß?«
    Â»Wir müssen diese Klinik auf den Kopf stellen.«
    Er schaute zu Patterson hinüber. »Marsch aufs Streberbänkchen.«

24
    Während George Abbott unruhig auf und ab lief, attackierte er brutal einen

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