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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Fingernagel, der längst schon restlos abgekaut war. »Ich verstehe nicht, warum.«
    Â»Habe ich doch schon erklärt.« Dexter Longtree vermaß gerade die Breite des leeren Büros, wobei er seine Stiefel als Maßeinheit benutzte. Spitze-Absatz, Absatz-Spitze, so berechnete er die Meter.

    Â»Also verzeih, Dexter«, meinte Abbott mit nervösem Lachen, »vielleicht komme ich meinem spirituellen Ich nicht so nah wie du. Ich glaube nicht an Träume und Visionen, das überlasse ich den Stammesältesten.«
    Longtree hob den Kopf und warf Abbott einen scharfen Blick zu.
    Â»Sollte keine Beleidigung sein«, murmelte er.
    Â»Hab’ ich auch nicht so aufgefasst.« Longtree nahm weiter schrittweise Maß, bis er die gegenüberliegende Wand erreicht hatte, wo er aus der Brusttasche seines Hemds Bleistift und Papier holte und die Maße aufschrieb. Obwohl es sich nur um einen Näherungswert handelte, ließe sich damit die Einrichtung der ersten NAA-Zentrale planen.
    Â»Ich meine damit doch nur«, fuhr Abbott fort, »dass wir ihn ein bisschen mehr drängen müssten.«
    Â»Das ist nicht nötig.«
    Â»Er hat uns noch gut in Erinnerung. Wenn zu viel Zeit verstreicht, wird er vergessen, dass er jemals etwas von der NAA gehört hat. Wir müssen jetzt nachhaken und etwas Druck machen.«
    Â»Wir haben alles Notwendige gesagt.«
    Â»An einen Kerl wie Hart machen sich die Leute von links und rechts heran, bitten um einen Gefallen, wollen dies und jenes. Schreib ein Buch. Halt ’ne Rede. Besuch eine Schule. Gib Autogramme. Alles kann er nicht machen, also lautet seine Standardantwort auf jede Bitte, nein.« Abbott klatschte den Handrücken in die flache Hand. »Eines sage ich dir, Dexter, bei dem kommen nur die Hartnäckigen ans Ziel.«
    Longtree war gerade mit dem Zählen der Steckdosen fertig geworden und schrieb etwas auf seinen Zettel. »Hart will nicht umschmeichelt werden.«
    Â»Zum Kuckuck, jeder will doch umschmeichelt werden«, widersprach Abbott, wobei er sich über einen neuen Fingernagel hermachte. »Wir könnten nach Houston gehen. Morgen, oder spätestens übermorgen. Leider müssen wir fahren, für Tickets
reicht unser Budget nicht. Vielleicht übernachten wir unterwegs. Wir werden ihn zum Mittagessen einladen, in ein schönes Lokal mit weißen Tischdecken, Weißwein und allem Brimborium. Damit überzeugen wir ihn, dass wir keine Wilden sind. Und dann tragen wir unsere Bitte vor.« Dann meinte er mit einem schiefen Blick auf Longtree: »Könntest du dir vorstellen, die Haare zu schneiden?«
    Longtree hatte Georges Plan sichtlich amüsiert gelauscht. »George, diese Fahrt können wir uns sparen. Christopher Hart wird zu uns kommen.«
    Abbott fiel die Hand aus dem Mund. »Zu uns kommen? Zu uns kommen? Reden wir über denselben Kerl?« Seine Stimme wurde schrill. »Der konnte uns doch gar nicht schnell genug loswerden.«
    Longtree konnte Abbotts Gedanken lesen. In diesem Moment dachte er, dass die Leute mit ihrer Ansicht über Dexter Longtree wahrscheinlich Recht hätten, dass hinter dem Gerede ein Körnchen Wahrheit steckte. Meistens war Häuptling Longtree ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor. Stark. Leidenschaftlich. Entschlossen. Furcht einflößend.
    Aber gelegentlich wurde er ein bisschen seltsam im Kopf. Dann hatte er eine Feder weniger am Kopfputz, und plötzlich fehlte ein Pfeil im Köcher. In solchen Fällen tippten sie sich an die Schläfe und schüttelten sorgenvoll den Kopf.
    Â»Das liegt an dieser Tragödie«, erklärten die Veteranen. »Die macht ihm manchmal immer noch zu schaffen.«
    Obwohl Abbott damals noch die Grundschule besucht hatte, hatte er die Geschichte gehört, wie Longtree verrückt geworden war. Nur mühsam und schrittweise hatte er sich davon erholt und neigte immer noch zu Rückfällen. Und zweifelsohne glaubte Abbott, jetzt sei es wieder einmal so weit.
    Das war schon in Ordnung. Sollte er denken, was er mochte. »George, keines unserer Argumente wird Christopher Hart dazu bewegen, sich uns anzuschließen. Diese Entscheidung
wird er treffen, wenn er so weit ist. Aus freien Stücken. Das wird aus seinem Innersten kommen.«
    Aber Abbott hörte gar nicht zu, sondern verfolgte schon eine neue Idee. »Wir könnten den Einsatz erhöhen, ihm mehr Vorschuss geben.«
    Â»Unser Angebot war

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