Betrogen
vernünftig und fair.«
»Vielleicht sollten wir ihm ein Handgeld geben, wie bei einem Profisportler, auch wenn ich keine Ahnung habe, woher das Geld kommen soll. Mit der Kaution für diese Räume steht unser Konto fast bei Null. Vielleicht sollten wir mit dem Mieten noch abwarten.«
»Bei Hart gehtâs nicht um Geld.«
»Nein, bei Hart gehtâs darum, dass er kein Indianer sein will.« Abbott spuckte ein Stückchen Fingernagel von der Zungenspitze. »Rein äuÃerlich sieht er vielleicht wie einer aus, aber drinnen ist er so weiÃ, wieâs nur geht. WeiÃt du, was ich zu diesem selbstgefälligen Mistkerl am liebsten sagen würde? Er soll mich am Arsch lecken.«
Longtree zeigte einen Hauch Lächeln. »Gute Idee, George, absolut überzeugend. Damit würden wir ihn sicher herumkriegen.«
Gereizt trat Abbott gegen eine leere Getränkedose, die ein früherer Mieter hinterlassen hatte. Sie klapperte über den nackten Boden. »Du hast Recht, wir brauchen diesen Lackaffen. Und damit wäre ich wieder bei meinem Ausgangspunkt: Wir müssen Druck ausüben, und zwar harten. Müssen sein Gewissen bearbeiten.«
»Christopher Hart ist ein gewissenhafter Mensch.«
Wieder beachtete Abbott keines seiner Worte. »Wie wärâs damit? Wir werden einen finanziellen Anreiz einbauen, der uns erst später Bares kostet. Eine Wohnungszulage, oder ein Auto. Das ist es! Ein Auto. Vielleicht können wir Fred Eagle zu einer Neuwagenspende aus seinem Autohaus überreden.«
»Möchtest du, dass jemand als unser Sprecher arbeitet, den man bestechen musste?« Eines der Themen, dem sich die Sprechergruppe
widmen wollte, war die Korruption in den Reservaten, wenn es um Lizenzen für Glücksspiel und Bauverträge ging. »AuÃerdem könnte man Hart nicht bestechen.«
Frustriert warf Abbott die Hände hoch. »Was schlägst du dann vor?«
»Ich schlage vor, dass wir von hier aus direkt ins Maklerbüro gehen und die Kaution für diese Räume hinterlegen, ehe sie uns ein anderer wegschnappt.«
»Ohne Harts Engagement? Du bist bereit, ohne ihn weiterzumachen?«
»George, er ist uns sicher.«
»Woher weiÃt du das?«
»Ich weià es eben.«
»Eine von deinen Visionen?«
Longtree begab sich zum Ausgang, ohne auf diese höhnische Bemerkung einzugehen. »Ich weià es. Der Einzige, der das noch nicht weiÃ, ist Colonel Hart. Aber das kommt noch. Bald.«
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Jem Hennings stieg aus seinem Wagen, ohne den Parkwächter eines Blickes zu würdigen. Der uniformierte Türsteher trat vor, um ihm den Schlag aufzuhalten. Jem bedankte sich mit einem knappen Kopfnicken, dann musste er zwei Mal hinschauen. »Wer sind Sie? Sind Sie neu?«
»Mein erster Tag, Sir. Harry Clemmet.«
»Jem Hennings von Siebzehn D.«
»Ja Sir, Mr. Hennings. Wenn ich etwas für Sie tun kann, lassen Sieâs mich bitte wissen.«
Der geht mir schon jetzt für ein ordentliches Weihnachtsgeld um den Bart, dachte Jem, während er weiter durchs Foyer ging. Er war schon halb am Aufzug, als ihm Harry hinterher rief: »Sie haben ein Mordsglück, Mr. Hennings.«
Jem fühlte sich heute nicht besonders glücklich. Eigentlich war sein Tag alles andere als angenehm gewesen. Er war in Gedanken vertieft und verspürte keine Lust auf einen Plausch mit
Bediensteten. Da man aber nie wissen konnte, wann man seinerseits um einen Gefallen bitten musste, drehte er sich um. Der Türsteher grinste ihn dämlich an. »Glücklich?«
»Ja, Sir. Ich habe Ihre Verlobte getroffen.«
Hatte ihm nicht dieser Dämlack von Harry gerade erst erklärt, dies sei sein erster Arbeitstag? Langsam ging Jem auf demselben Weg wieder durch die Halle. »Wie können Sie sie getroffen haben? Wann sind Sie ihr begegnet, Harry?«
Der neue Türsteher spürte, dass etwas nicht stimmte, und stotterte: »H-heute N-Nachmittag. Als sie vorbeikam, um ein paar Sachen für Sie abzuholen.«
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Unmittelbar nach dem Verlassen von Jems Hochhaus verkündete Chief, sie müssten zu einem Konsens kommen.
»Worüber?«, wollte sie wissen.
»Bezüglich der Unterkunft. Von billigen Absteigen habe ich die Nase voll, Melina.«
»Sie waren doch nur in einer.«
»Das war schon eine zu viel.«
»AuÃerdem war es dort sauber.«
»Was ich noch nicht als Komfort
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