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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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haben wir nicht, Melina, weder ich noch Sie.« Er streckte eine Hand über den Vordersitz und legte sie auf ihr Knie. »Mir tut das genauso weh wie Ihnen, und trotzdem haben wir sie so wenig getötet wie Gillian. Irgendjemand ist in ihr Haus eingedrungen und hat sie mit einem Hammer erschlagen.«
    Â»Unsere falschen FBI-Agenten?«
    Â»Die sind meine erste Wahl.«
    Bei dem Gedanken, wie hilflos und verzweifelt sich Linda Croft angesichts dieser beiden Männer gefühlt haben musste, verlor sie die Fassung und fing zu klagen an: »Sie war so lieb und ahnungslos. Das macht alles so irrsinnig«, rief sie frustriert. »Unschuldige Frauen und Kinder fallen diesen Verbrechen zum Opfer. Meine Schwester, im Schlaf abgeschlachtet, als sie sich am wenigsten wehren konnte. Der kleine Junge der Andersons wurde eingesackt wie ein – ein Apfel am Wochenmarkt. Wer bringt so etwas fertig? Welches Monster kann absichtlich so viel Leid auslösen?« Sie ballte die Hände zu Fäusten und drosch auf ihre Oberschenkel ein.
    Â»Melina –«
    Â»Diese armen Leute. Diese armen schönen jungen gesunden Leute müssen so viel erdulden! Und nicht einmal als Strafe für ein schreckliches Vergehen, nein. Ihre einzige Sünde war der Wunsch nach einem Kind«, rief sie mit brechender Stimme.

    Â»Melina, Schluss damit!«
    Â»Ich kann nicht, ich kann nicht«, schluchzte sie.
    Â»Doch, können Sie schon. Das können Sie.«
    Vielleicht lag es an seinem strengen und doch ruhigen Ton, oder auch an dem fast schmerzhaften Druck, den er auf ihr Knie ausübte. Jedenfalls kam sie allmählich wieder zur Besinnung. Hysterie und blinde Wut verebbten, und nachdem sie mehrmals tief Luft geholt hatte, schaute sie zu ihm hinüber und nickte zum Zeichen, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
    Â»Alles in Ordnung jetzt?«, fragte er.
    Â»Entschuldigung.«
    Â»Nicht nötig«, meinte er mit einem schiefen Lächeln. »Ich würde auch am liebsten ausrasten, falls Sie das irgendwie tröstet.«
    Aber im Gegensatz zu ihm hatte sie es auch getan. Und das war vielleicht der Grund, weshalb er Raketen flog, während sie nicht den geringsten Wunsch nach so viel Verantwortung verspürte. Candace Andersons Geschichte hatte ihre Emotionen durchbrechen lassen, und die Nachricht von Linda Crofts Ermordung hatte sie noch weiter angeheizt. Noch nie war sie einer derart widersprüchlichen Flut aus Wut und Verzweiflung ausgeliefert gewesen, die sich wegen ihrer eigenen Hilflosigkeit noch verstärkte. Sie hatte nur einen Wunsch: ein Ziel für diesen ausufernden Zorn, egal, wen oder was.
    Sie rieb sich mit den Händen übers Gesicht und versuchte damit, alle Spuren dieses Gefühlsausbruchs zu tilgen, der so ganz und gar untypisch für sie war. Dann meinte sie völlig gefasst: »Chief, ich muss den Grund für Gillians Ermordung wissen. Ich muss wissen, warum das Anderson-Baby entführt wurde. Ich muss wissen, wer dahinter steckt.«
    Â»Die Klinik.«
    Â»Wozu? Sie ist ein Dienstleistungsbetrieb, der Frauen helfen und Babys in die Welt bringen will. Außerdem hat mir Tobias erklärt, dass nicht alle Kliniken, die mit diesen Verbrechen in Verbindung stehen, zur Waters-Kette gehören.«

    Â»Das Bindeglied heißt Künstliche Befruchtung.«
    Â»Wie bei Gillian.«
    Â»Wie bei Gillian.«
    Wie ein Vorhang fiel der Name zwischen ihnen herunter. Hatte Gillians Name etwas damit zu tun, dass er plötzlich seine Hand von ihrem Knie nahm? Doch sie konnte darüber nicht nachdenken, es gab Wichtigeres.
    Sie nahm ihr Handy und rief an. Schon beim zweiten Klingelton kam die Antwort: »Tobias?«
    Â»Melina Lloyd.«

26
    Kurz vor Dienstschluss hatte man der Waters Klinik den Durchsuchungsbefehl zugestellt und das Personal zu bleiben gebeten. Jeder wurde einzeln von der Polizei – Tobias und Patterson  – befragt. Es schien sich ausnahmslos um beruflich integere, gesetzestreue Bürger zu handeln, einschließlich der Dienst habenden vier Ärzte und der Andrologin, die man erst gestern als Ersatz für Dale Gordon eingestellt hatte.
    Der Hauptsitz dieser landesweit operierenden Klinikkette war Atlanta. Das Top-Management wollte noch am selben Abend in Dallas einfliegen. Eine Durchsuchung der Geschäftsräume durch die Polizei bedeutete für jede Firma ein PR-Problem. Wenn sich diese Firma aber mit der Erschaffung

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