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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Wachlichtern zu strahlen.
    Nur ungern gestand Chief sich ein, wie entmutigend dieser Anblick wirkte. Er und Melina hatten sich unter Bruder Gabriels Tempel ein imposantes Gebäude vorgestellt. Jetzt standen sie tatsächlich hier in seinem Schatten, und Chief hatte keine Ahnung, wie sie, um alles in der Welt, diesen Sicherheitskordon durchbrechen könnten. Jedenfalls hätte dieser Versuch ernsthafte Konsequenzen, ob erfolgreich oder nicht.
    Seltsamerweise hatte er vor der Fahrt nach Dallas seine Zukunft nach der Pensionierung unbekümmert betrachtet. Mittlerweile war er Longtree begegnet, hatte seine Lebensumstände gesehen und die schlichten und doch überzeugenden Anschauungen dieses Mannes kennen gelernt. Der Drang, rasch etwas zu tun, um die Lebensumstände der amerikanischen Ureinwohner zu verbessern, war in ihm erwacht.
    Er hatte sich nie leidenschaftlich für sein indianisches Erbe
interessiert. Longtree hatte diese Haltung verändert und ihm ein Gefühl des Miteinanders vermittelt. Oder war das vielleicht, trotz seines Leugnens, insgeheim immer da gewesen, um irgendwann doch von ihm akzeptiert zu werden?
    Und dann war da noch Melina.
    Was war denn mit Melina?
    Eines ließ sich nicht leugnen: Er war hin- und hergerissen. Fühlte er sich nur deshalb zu ihr hingezogen, weil sie Gillians Ebenbild war? Eine Weile hatte er es sich eingebildet. Inzwischen war er nicht mehr sicher, ob das schon alles war. Er wollte nochmals mit ihr schlafen, wollte herausfinden, was er versäumt hatte, weil er sie nicht auf den Mund geküsst hatte. Wie aber konnte er sie begehren und gleichzeitig behaupten, er habe sich in Gillian verliebt? Und das hatte er, daran war nicht zu rütteln.
    Was für ein Durcheinander. Was seine gegenwärtige Gefühlslage betraf, wusste er nur eines ganz genau: Diese Sache hatte er regelrecht versaut, um es mal auf den Punkt zu bringen. Er war gewohnt, Probleme pragmatisch anzugehen. Man hat ein Problem, man geht ihm auf den Grund und löst es. Ganz einfach. Ohne Emotionen. Doch nicht so hier.
    Aber bevor er sich mit seiner Zukunft und seinen Empfindungen für Melina auseinander setzen konnte, musste er mit Bruder Gabriel fertig werden, der buchstäblich in einer Festung lebte. »So strahlt ja nicht mal die NASA ein Shuttle beim Nachtstart an«, konstatierte er, während er ihre Reste in einen Abfalleimer warf. Anschließend wendete er den Pick-up und fuhr zurück ins Stadtzentrum.
    Selbst wenn er und Melina auf regulären Wegen eine Privataudienz bei seiner Heiligkeit bekämen, dürften sie sich nicht frei im Tempel bewegen und ihre Nase in alle möglichen Ecken und Winkel stecken. Sie sähen nur das, was sie Bruder Gabriel sehen lassen wollte. Sollten sie jedoch ohne Genehmigung des Sheriffs hinauffahren und sich tatsächlich an der Wache vorbeischmuggeln können…

    Schon jetzt konnte er sich die weltweiten Schlagzeilen ausmalen: ASTRONAUT WEGEN UNBEFUGTEN BETRETENS VERHAFTET. NASA BESTREITET DIE TAT IHRES EX-KOMMANDANTEN. SHUTTLE-PILOT GEISTIG VERWIRRT?
    So würde es heißen, und Recht hätten sie ja. Das hier war purer Irrsinn. Zum Aussteigen war es noch nicht zu spät. Er könnte Tobias anrufen und die Regierungsbehörde übernehmen lassen. Er könnte sich distanzieren.
    Vergiss es , dachte er. Damit war diese Idee gestorben, noch ehe er sie zu Ende gedacht hatte. Nein, zum Teufel, nein. Er hatte eine Verpflichtung. Das musste er durchstehen.
    Sie hatten das Büro des Sheriffs schon beim Vorbeifahren an der Hauptstraße entdeckt. Es lag in einem frei stehenden Adobe-Bau. Chief lenkte den Pick-up auf einen von mehreren Parkplätzen und stellte den Motor ab. »Was nun?«
    Melina holte tief Luft. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich sollten wir einfach reingehen, ihm unser Herz ausschütten und sehen, wie er darauf reagiert.«
    Â»Das ist dein Plan?«
    Â»Hast du einen besseren?«
    Er drückte die Tür auf, stieg aus und ging um den Wagen herum, um ihr beim Aussteigen zu helfen, aber sie stand schon neben dem Laster und rieb sich die Arme. Die Gegend hier lag höher, es war viel kälter als auf Longtrees Grundstück.
    Â»Willst du meine Jacke wieder haben?«, bot er an.
    Â»Drinnen geht’s dann schon wieder.«
    An der Bürotür klebte eine handschriftliche Notiz des Sheriffs, dass er bald wieder zurück sei. In weiser Voraussicht hatte er noch die Uhrzeit notiert, wann er

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