Betrogen
erfolgen, eine weltweite Revolte gegen die etablierten Religionen.«
»Aha! Und dann trittst du auf den Plan.«
»Aus diesem ökumenischen Chaos wird sich eine einzige Weltreligion erheben.«
»Deine.«
»Meine.«
Die Absolutheit seines Selbstbewusstseins lieà einem das Blut in den Adern stocken. »Und du glaubst allen Ernstes, du bist im Stande, diese neue Weltordnung herbeizuführen?«
»Ich tue das bereits«, sagte er selbstzufrieden. »Menschenmassen gieren danach. Sie warten nur darauf, sie anzunehmen, mich anzunehmen. Aber noch ist die Zeit dafür nicht gekommen. Und bis die Zeit reif ist, müssen wir im Verborgenen auf unser Ziel hinarbeiten, Melina.
Kannst du dir vorstellen, welches Chaos weltweit ausbräche, wenn meine Pläne zu früh bekannt würden? Noch ehe meine Kinder alt genug sind, um die Positionen einzunehmen, für die man sie so sorgfältig kultiviert?«
»Paare wie die Andersons würden diesen Ort stürmen.«
»Du verstehst, was ich meine.«
»Unter den Frauen, die durch künstliche Befruchtung schwanger geworden sind, würde Panik ausbrechen.«
»Ganz genau.«
»Das Risiko eines zufälligen Inzests wäre für sie entsetzlich.«
»Diese Möglichkeit besteht noch nicht«, sagte er. »Die erste Kindergeneration ist noch nicht in der Pubertät. Dennoch sind wir darauf vorbereitet. Es existiert bereits ein Ãberwachungssystem, das die Kopulation von Brüdern und Schwestern, von Söhnen und Müttern in der Zukunft verhindert.«
Einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Es schüttelte sie. »Mein Gott.«
»Jedenfalls«, fuhr er regungslos fort, »käme nichts Gutes dabei
heraus, wenn man die Ãffentlichkeit vor dem optimalen Zeitpunkt informiert.«
»Mit einer Ausnahme: Man würde dir ein Ende machen.«
»Und das kann ich nicht zulassen.« Seufzend faltete er die Hände übers Knie und meinte: »Infolgedessen muss ich mich dem Dilemma stellen, was ich mit dir tun soll.«
Sie straffte die Schultern. »Du willst mich doch nicht töten.«
Eine goldene Augenbraue hob sich zu einer stummen Frage.
»Wie schon bewiesen, bist du nicht dumm«, sagte sie zu ihm. »Zu viele Leute wissen, dass ich heute hierher gekommen bin, um dich zur Rede zu stellen.«
Er grinste breit. »Kein Problem. Dafür haben wir einen Ausnahmeplan. Nicht wahr, Mr. Hancock?«
»Das ist korrekt, Bruder Gabriel.«
Verstohlen warf sie Hancock, der zwischen ihr und der Tür stand, einen nervösen Blick zu.
»Siehst du, Melina, du hast dich schwer verrechnet, genau wie Gillian. Eine schlechte Wahl getroffen. Deshalb bist du entbehrlich geworden.«
»Und was ist mit dem GroÃen Plan?«
»In welcher Hinsicht?« Jetzt spielte er bewusst den Begriffsstutzigen, ja, er genoss es sogar noch.
»Ich dachte, du hättest mich als Ersatz für Gillian vorgesehen.«
»Das war geplant, aber zu meinem groÃen Bedauern â ehrlich, zu meinem groÃen Bedauern â haben wir entdeckt, dass du mit Gillian in Wahrheit doch nicht identisch bist.«
»Waren wir aber.«
»Nein«, sagte er, wobei er jedes Wort betonte. »Einen Unterschied gab es. Und leider handelt es sich dabei, im Hinblick auf den GroÃen Plan, um einen immensen Unterschied.« Ein traurig-mitfühlender Blick trat in seine schönen Augen. Seine Mundwinkel wanderten nach unten. »Du, Melina, besitzt für mich nicht den geringsten Wert. Denn du, meine Liebe, hattest eine Totaloperation.«
40
»Das hat Jem Hennings nicht gewusst, stimmtâs?«, fuhr Bruder Gabriel im selben höhnischen Tonfall fort. »Gillian war ganz die brave Schwester und hat nie ein Wort über deine medizinische Vergangenheit verloren.« Jetzt senkte er seine Stimme auf ein vertrauliches Flüstern und sagte: »Ãber deine Frauenprobleme.«
Sie lieà sich nichts anmerken, obwohl ihr das sein beleidigender Ton schwer machte.
»Gillian hat Hennings nichts über diese bösen Eierstockzysten erzählt, die dich schon im zarten Alter von siebenundzwanzig geplagt haben. Gott sei Dank entpuppten sie sich als gutartig. Nach der Operation warst du wie neu geboren. Mit einer Ausnahme: Du hattest keine Fortpflanzungsorgane mehr.«
»Woher wusstest du ⦠Wieâ¦Â«
»Woher ich das wei� Hennings war ein guter Mann, aber an diesem
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