Betrogen
Denn darum zu wissen, verschlimmerte alles nur noch. Vielleicht.
Sie wollte ihn schlagen, ihm wehtun. Brutal. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Nur mit äuÃerster Anstrengung beherrschte sie ihre Wut. »Dale Gordon. Du bist auch für seinen Tod verantwortlich.«
»Sein Verlust dauert mich. Er war mir unerschütterlich ergeben.«
»Und das hast du ausgenutzt, um ihn zum Selbstmord zu überreden.«
Er machte eine geringschätzige Handbewegung, als habe das Leben dieses erbärmlichen Menschen, mit Ausnahme einer gewissen Bedeutung für ihn, wenig oder gar keine Rolle gespielt.
»Du hast gehofft, sein Selbstmord würde die Suche nach Gillians Mörder beenden.«
»Du wolltest ja keine Ruhe geben, Melina«, rügte er sie sachte. »Einerseits bewundere ich deine Hartnäckigkeit und deinen Einsatz für Gillian, andererseits hast du dich im Lauf dieser Woche zu einer echten Plage entwickelt.«
»Diese Schlägertypen, die du mir ins Haus geschickt hast â«
»Joshua und sein Helfer.«
»Wer sind sie?«
»Loyale Jünger. Gute Soldaten.«
»So gut auch nicht«, höhnte sie. »Chief und ich sind ihnen entwischt. Mehr als einmal.«
Diese verächtliche Kritik kam nicht gut an. Sein Bein kreiselte zwar noch immer träge, als scherte er sich um nichts auf der Welt, aber seine Gesichtsmuskeln wirkten deutlich starrer als vorher. Sein Lächeln hatte sich ein wenig verkrampft, seine Augen blickten wesentlich kälter, als er sagte: »Ihr habt Glück gehabt. Besonders Colonel Hart.«
»Warum wolltet ihr ihn ermorden?«
»Was meinst denn du, Melina?«
»Als Strafe dafür, dass er mit Gillian geschlafen hat.«
»Eine wohlverdiente Strafe. Gillian hatte die Ehre â«
»Das würde ich kaum als Ehre bezeichnen«, schnaubte sie verächtlich.
»Man hatte sie für groÃe Dinge auserwählt.«
»Mit anderen Worten: Man hatte sie ausgewählt, dir ein Kind zu gebären?«
»Ganz genau«, sagte er.
»Und dann hat Chief mit ihr geschlafen.«
»Er hat sie entweiht.«
»Er mochte sie.«
»Gevögelt hat er sie.«
Wenige Augenblicke vorher hatte sie den ersten Riss in seiner Maske entdeckt. Nun erweiterte er sich. Diese wütende Eifersucht konnte sie zu ihrem Vorteil ummünzen. Darin würde sie herumbohren wie in einem eitrigen Zahn.
Lächelnd beugte sie sich zu ihm und flüsterte: »Und sie hat es genossen. Sie hatâs mir erzählt, sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Von seinem Mund, seinem Penis. Er war stark, hart und männlich. Sie meinte, er sei der beste Liebhaber gewesen, den sie je gehabt hätte, einer, der genau wusste, wie man einer Frau Vergnügen bereitet. Sie konnte es gar nicht erwarten, wieder mit ihm zu schlafen. Und noch eines hat sie gesagt: Für den Fall, dass sie dabei schwanger geworden war, hoffte sie, Christopher Hart sei der Vater, und nicht dieser Samenspender.«
Wie der Blitz schoss er mit zornrotem Kopf vom Schreibtisch. »Sie hat den Tod verdient.«
»Bringst du sie alle nach der Geburt deiner Kinder um?«
»Nur diejenigen, die genauso verhurt sind wie Gillian.«
»Und der Rest?«
»Lebt weiter sein Leben und erfährt es nie.«
»Candace Anderson.«
»Zum Beispiel.«
»Und es macht dir nichts aus, wie die Andersons um ihren Sohn trauern und beten, dass er heil wiederkommt?«
»Wie egoistisch von ihnen.«
»Egoistisch?«, rief sie ungläubig.
»Ihrem Sohn geht es hier prächtig.«
»Ohne seine Eltern.«
»Ich bin der Vater.«
Das führte zu Nichts. Sie schlug eine andere Taktik ein. Zuerst hatte sie ihm mit Hilfe seiner wütenden Eifersucht Antworten entlockt, ab jetzt würde sie an sein gigantisches Ego appellieren. »Wie hast du dir einen derart brillanten Plan ausgedacht?«
»Eigentlich rein zufällig.« Als er seinen Platz auf der Schreibtischecke wieder einnahm, war er ganz der Alte. »Jahrelang war der GroÃe Plan auf Frauen beschränkt, die hierher kamen, um im Tempel zu leben und zu arbeiten. Aber diese Anzahl reichte nicht aus. Dann stieà ich zufällig auf einen Artikel über den Einsatz künstlicher Befruchtung zum Erhalt gefährdeter Arten. Natürlich nützt man so etwas schon seit Jahrzehnten zur Erweiterung des Viehbestands.«
Sie hatte das Gefühl, sich jeden
Weitere Kostenlose Bücher