Betrogen
Moment auf diesen kostbaren Orientteppich übergeben zu müssen. »Und so hast du diese Technik auf Menschen übertragen.«
»Die Technologie war vorhanden. Ich musste lediglich unter meinen Jüngern diejenigen finden, die sich in Andrologie auskannten und dieses Wissen auch anwenden konnten.«
»Und die kriminell genug waren, Sperma zu vertauschen.«
Statt ihr zu widersprechen, fügte er hinzu: »Und obendrein so gerissen, sich nicht erwischen zu lassen.«
»Und wie viele Frauen wurdenâ¦Â« Sie konnte diese Frage nicht beenden und schluckt heftig.
»Von mir besamt? Die genaue Zahl würde dich verblüffen. Nicht alle wurden schwanger. Aber auch nicht jede Schwangere hielt durch und gebar. Trotzdem haben wir einen erfreulich niedrigen Prozentsatz von Fehlgeburten. Der Beweis für unseren Erfolg ist ein Schlafsaal voll gesunder Kinder.«
Wer ihn so prahlen hörte, hätte nie vermutet, dass es um menschliche Wesen ging. »Handhabt ihr das alles von hier aus?«
»Wir haben zwei weitere Siedlungen, eine in Europa, die andere in Asien.« Er zwinkerte ihr zu. »Natürlich wird der Samen überall dort gesammelt, wo ich mich aufhalte.«
»Und wie wird er konserviert? Und verschickt?«
»Ganz fachmännisch. Ich versichere dir, alles läuft höchst wissenschaftlich ab.«
»Wenn Gillian die Geburt deines Kindes erlebt hätte, hättest du es dann genauso entführen lassen wie das Anderson-Baby?«
»Man hätte es hierher gebracht, umsorgt und geliebt.«
»Das ist die Aufgabe einer Mutter.«
»Wir haben Ammen, Melina. Die Babys müssen nichts entbehren, nicht einmal Muttermilch.«
»Ihr stehlt ihnen ihre Mütter, ihre wahre Identität und ihre Familie.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich werde ihre Familie sein, und ich kann all ihre Bedürfnisse hinreichend befriedigen. Die Frauen, die sie gebären, sind biologisch notwendig, mehr nicht. Sobald meine Wissenschaftler die Gebärmutter ohne Körper erfolgreich nachbilden können, werden Mütter obsolet. Das würde den GroÃen Plan erheblich rationalisieren.«
Seine Miene wurde schwermütig. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich eine gewisse Schwäche für die Mütter habe. Sie leisten einen essenziellen Dienst. Trotzdem gehören die Kinder nicht ihnen, sondern mir, der Kirche.«
Bis auf sein ungewöhnlich gutes Aussehen wirkte er so normal wie jeder andere Mann. Seine Stimme klang auffallend voll, aber im übrigen durchschnittlich. Sein Auftreten war gewandt, aber sonst nicht anders als das jedes anderen. Trotzdem war er nicht normal; er war wahnsinnig. Er tobte nicht mit Schaum vor dem Mund herum, er brüllte nicht wie ein Fanatiker. Und doch war jedes seiner Worte absoluter Irrsinn.
»Du bist verrückt.«
Statt Anstoà zu nehmen, lächelte er nur reumütig. »Diese Fehleinschätzung lieà man den meisten groÃen Männern angedeihen, Melina. Fällt dir eine einzige Gestalt aus der Geschichte ein, die auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Medizin, der Architektur, der Religion oder der Politik Bahnbrechendes geleistet hat und nicht ausgelacht wurde? Nenn mir ein einziges Genie, das anfänglich nicht missverstanden und als verrückt eingestuft wurde. Ich kann mich nicht durch die Skepsis kleiner Geister von meinem Ziel abbringen lassen.«
»Und das wäre? Die Welt mit kleinen Ausgaben von Bruder Gabriel zu bevölkern?«
Er lachte. »Meine Liebe, du hast eine wunderbare Art, dich auszudrücken. Deine Diktion neigt zu grober Vereinfachung, und trotzdem hast du die Quintessenz des Plans wiedergegeben.«
»Deine neue Weltordnung.«
»Ich merke, du hast meinen Predigten gelauscht«, sagte er wohlgefällig. »In wenigen Jahren werden meine Kinder bereit sein, ihre Plätze in der Welt einzunehmen. Sie werden über unbegrenzte Macht und Mittel verfügen, von denen frühere Weltführer nur träumen konnten. Sie werden Regierungen lenken. Die Weltwirtschaft wird ihrer Manipulation unterliegen. Sie werden den Welthandel steuern und die Kommunikation unter ihrer Kontrolle haben.
Kunst und Kultur werden sich nach ihren Ideen und Werken formen. Sie werden bestimmen, was die Allgemeinheit liest und sieht und hört und denkt. Sie werden diktieren, wo
Krieg herrscht, wer prosperiert, und wer untergeht. Parallel zu dieser Bewegung wird ein spiritueller Umsturz
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