Betrogen
ein und stopfte alles in die leere Tüte. »Sie wissen doch, wie Sie sich vorkommen, wenn man Sie fragt, wieâs eigentlich im Weltraum ist?«
»Dass es keine Antwort gibt, und man allmählich auch jeden Versuch satt hat?«
Sie lächelte. »So ähnlich.«
»Entschuldigung.«
»Diese Frage ist nichts Neues. Ich verzeihe Ihnen.«
»Gut, denn wenn Sie mich so anschauen, würde ich Ihnen fast alles verzeihen.«
Sie senkte die Stimme, um sich seinem intimen Tonfall anzupassen. »Wie schaue ich Sie denn an?«
»So, wie Sie mich während meiner Rede angeschaut haben.«
»Ich habe aus Höflichkeit aufgepasst.«
»Sie haben sich ostentativ viel sagend verhalten.«
»Ich habe Sie in keinster Weise besonders angeschaut.«
»Oh doch, haben Sie schon.«
»Nicht, dass ich mich geschlagen geben möchte, Colonel, aber wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, ich hätte Sie angeschaut?«
»Genau so, wie Sie haargenau wussten, dass ich mich beim Anblick Ihrer Beine nur noch mit Mühe auf meine Rede konzentrieren konnte.«
»Man hat mir nun mal diesen speziellen Platz an diesem speziellen Tisch zugewiesen«, gab sie zurück. »Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, um direkt in Ihrem Blickfeld zu sitzen.«
»Und doch haben Sie es absolut ausgenutzt.«
Unverbindlich zuckte sie mit den Schultern. »Ich sitze immer mit gekreuzten Beinen.«
»In hochhackigen Schuhen?«
»Normalerweise schon.«
»In einem kurzen schwarzen Rock?«
»So kurz ist er nun auch wieder nicht.«
»Kurz genug, um meine Fantasie an ihren Lieblingsort wandern zu lassen.«
Sie tat, als nähme sie AnstoÃ. »Colonel Hart, ich bin eine Dame.«
»Mit jedem Zentimeter.«
»Unter Ihren Blicken fühle ich mich aber nicht sehr damenhaft.«
»Aha, nun sind also meine Blicke daran schuld.«
»Eine Retourkutsche ist nur fair.«
»O.k., wie sehe ich Sie denn an? Wie fühlen Sie sich denn unter meinen Blicken?«
»Wie eine Eiswaffel an einem heiÃen Sommerabend.«
Sekunden voll lastender sexueller Spannung vergingen, dann beugte er sich vor und stellte sein Glas auf den Couchtisch. »Melina?«
»Hmm?«
»Werden wir miteinander schlafen?«
Ein erregender Pfeil hatte mitten ins Schwarze getroffen. Sie hielt die Luft an. »Ich habe einen guten Ruf zu verteidigen.«
»Ich auch.«
Leise lachte sie. »Allerdings handelt es sich bei Ihnen um den eines Herzensbrechers.«
»Und Sie zeigen uns Männern immer die kalte Schulter.«
Nach nur einem Herzschlag Zögern antwortete sie: »Nein.« Dann stand sie langsam auf, ging um den Tisch herum und blieb direkt vor ihm stehen. »Fragen Sie, wen Sie wollen, über Melina Lloyd, und man wird Ihnen sagen, dass sie impulsiv ist. Sie tut immer genau das, was ihr gerade richtig erscheint.«
Er blieb auf dem Boden sitzen. Nur seine Augen glitten an ihr hoch und tasteten gemächlich die Landschaft ihres Körpers ab. Dann fragte er mit belegter Stimme: »Und was erscheint Ihnen gerade richtig?«
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In Dale Gordons Appartement war es kaum wärmer als drauÃen, aber als er an jenem Abend aufsperrte, erschien ihm das einsame Zimmer besonders dumpf und bedrückend.
Ein Jahrzehnt vor Pearl Harbour hatte man die allein stehende Einzelgarage in einen Wohnraum umgewandelt. Seit jenem Umbau war nicht mehr viel verändert worden. Das einzige Zugeständnis an moderne Verhältnisse stellte eine ins Fenster eingebaute Klimaanlage dar, die im Sommer feuchtkühle und winters feucht-warme Luft ausspuckte. Zu allem Unglück füllte sie das einzige Fenster des Wohnraums zur Gänze, was nicht nur eine sträfliche Verletzung der feuerpolizeilichen
Vorschriften war, sondern auch ein Frischluftproblem zur Folge hatte. Deshalb pumpte Dale Gordon zur Zeit nur abgestandene dicke sauerstoffarme Luft hastig in seinen dünnen Körper.
Er schälte sich aus seinem T-Shirt und warf es auf das schmale ungemachte Bett. Dann strich er mit den Händen über seine knochige, fast konkave Brust, um sich die SchweiÃperlen abzuwischen, die sich auf seiner blassen Haut über den vorstehenden Rippen gebildet hatten. Plötzlich fröstelte ihn. Seine Brustwarzen, um die ein paar einsame lange blonde Haare standen, waren erregt und hochrot.
Mit beinahe verzweifelter Hast bewegte er sich durch den überfüllten
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