Betrogen
ein. »Es riecht köstlich.«
Sie entschieden sich für ein Picknick auf dem Couchtisch. Während sie das Essen auswickelte und verteilte, schenkte er zwei Drinks aus der Bar ein, die man bereits vor seinem Besuch mit seiner Bourbonmarke aufgefüllt hatte. »Wasser?«
»Bitte, und Eis.«
Mit einem Glas in jeder Hand kam er auf sie zu, reichte ihr eines hinunter und setzte sich dann ihr gegenüber hinter dem niedrigen Tisch auf den Boden. Er hob sein Glas. »Auf fette Kalorien und hohen Cholesterinspiegel.«
Sie stieà mit ihm an und trank einen Schluck. »Hmm. Und auf einen guten Schluck Whiskey.«
Herzhaft griffen sie zu. Schon bald amüsierten sie sich angesichts ihrer Gier auf das Essen. Die knusprigen Taco-Schalen zerbröselten, bis sie schlieÃlich Käse, Salat und scharfes Fleisch mit den Fingern essen mussten.
»Man könnte meinen, ich hätte einen Monat lang nichts bekommen«, bemerkte er. »Oder dass ich gerade von einem Raumflug gelandet bin. Kaum aus dem Shuttle, muss ich mich umgehend mit richtigem Essen voll stopfen.«
»Schmeckt die Weltraumküche denn nicht?«
»Geht so, aber â es â Sie wissen schon â«
Angespannt hatte sie jedes seiner Worte verfolgt. Erst als seine Stimme erstarb, wurde ihr bewusst, dass sie an ihrem Zeigefinger genuckelt und ihn mit der Zunge gründlich abgeleckt hatte. Und genau darauf konzentrierte sich nun sein Blick, nicht auf das Essen, das die Astronauten im Shuttle verzehrten.
Errötend lieà sie die Hand in den Schoà sinken. »Habâ mich am Papier geschnitten«, meinte sie kurz. »An der Tüte. Wahrscheinlich ist â Salz oder sonst was hineingekommen â«
Dann brach auch sie ab. Weil er nicht hinhörte. Er sah zwar, wie sie die Lippen bewegte, aber ohne auf ihre Worte zu achten. Bei ihr war es, wie sie sich eingestehen musste, nicht anders. Als sie ihm zuschaute, wie er ihren Mund beobachtete, bekam sie trotz des Bergs Essen, den sie verschlungen hatte, ein schwereloses Gefühl im Bauch.
SchlieÃlich nahmen seine Augen wieder Blickkontakt auf. »Worüber sprachen wir gerade?«
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Auf dem Weg zu seinem Auto warf Dale Gordon die Essenstüte ungeöffnet in einen Abfalleimer. Zum Essen war er viel zu verstört.
Als er sich ins Auto setzte und auf dem Fahrersitz zusammensackte, kämpfte er mit heftiger Ãbelkeit. Er faltete die Hände übers Lenkrad, lehnte die feuchte Stirn dagegen und atmete hektisch durch den Mund ein, um den Brechreiz zu unterdrücken. Aus seinen Augen tropften Tränen auf die verkrampften Hände.
Kalter Schweià brach ihm aus. Trotz der milden Nacht war es für einen derart heftigen SchweiÃausbruch nicht warm genug. Bis Gillian Lloyd und der groÃe gut aussehende Mann mit ihrer Bestellung aus dem Lokal kamen, war sein T-Shirt klatschnass. Plaudernd und lachend kletterten sie in einen Lexus, den sie steuerte.
Hastig fummelte Dale Gordon an seinem Zündschlüssel herum, um ihnen zu folgen. Es war nur ein kurzer Weg bis zu diesem Schickimicki-Hotel. Gehört hatte er schon davon, war aber noch nie dort gewesen. Die Baumstämme im Vorhof schmückten Lichterketten, obwohl noch gar nicht Weihnachten war. Funkelnd plätscherte das Wasser über den Kaskadenbrunnen.
Der Lexus glitt in die kreisrunde Auffahrt. Dale Gordon rauschte vorbei. Er fuhr bis zum Blockende, wo er in drei Zügen wendete und zurückkam. Er sah noch, wie sie mit Hilfe eines Parkassistenten aus dem Wagen stiegen und auf den diskreten Eingang unter dem weiÃen Vordach zusteuerten.
Gillian Lloyd ging mit einem Mann in ein Hotel. Ein Mann, der sie in aller Ãffentlichkeit befummelt hatte, als sei sie sein Eigentum. Und sie hatte sich diese Behandlung gefallen lassen. Nein, anscheinend hatte es ihr auch noch Spaà gemacht .
Das zerschmetterte Dale Gordons Welt in tausend Stücke.
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»Wie ist das eigentlich?« Chief hatte zu essen aufgehört und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Sofa. Ein Bein hatte er aufgestellt, die Hand mit dem Whiskeyglas ruhte auf seinem Knie.
Versunken betrachtete sie seine Hand, deren kräftige Finger lässig den Rand des Glases umfingen. Tolle Hände. Sie riss sich zusammen und reagierte auf seine Frage. »Was ist wie?«
»Wenn man eine identische Zwillingsschwester hat.«
Sie sammelte das restliche Einwickelpapier und die Servietten
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