Betrogen
Raum und zündete Kerzen an. Zittrig hielt er Streichhölzer an vom Ruà verklumpte Dochte, die schon allzu oft angezündet worden waren. Aus reiner Gewohnheit lieà er seine Kerzen bis auf den letzten Wachsrest herunterbrennen.
Die Hitze und der Rauch der vielen Kerzen machten den Raum noch stickiger, aber darauf achtete Dale Gordon nicht, als er seine Gummischlappen abstreifte und sich aus Hose und Unterwäsche schälte.
Nackt sank er vor einem primitiven Altar auf die Knie. Als seine Kniescheiben auf den blanken Zementboden knallten, klang es, als würde man Walnüsse knacken. Dale Gordon war taub und unempfindlich gegen das Geräusch und den darauf folgenden Schmerz. Ihm erschien es, als wühlten sich in seinem Innersten alle Dämonen der Hölle mit Zähnen und Klauen durch seine Organe nach drauÃen.
Er hatte in seinem Auto gewartet, bis der Lexus wieder aus der Einfahrt des Mansion aufgetaucht war. Gillian Lloyd saà allein im Wagen. Sie fuhr nach Hause, nachdem sie Stunden lang mit diesem groÃen dunklen Mann Unzucht getrieben hatte, der bis auf seine strahlend blauen Augen wie ein Indianer aussah.
Seine Person war Dale Gordon egal, er musste nicht einmal seinen Namen wissen. Es war unwichtig, wer er war. Entscheidend
war nur, was Gillian mit ihm getrieben hatte. Dale verfügte über keine persönliche sexuelle Erfahrung. Trotzdem wusste er, was Männer und Frauen miteinander trieben, wenn sie allein waren. Er hatte Fotos gesehen. Und Filme.
Jedes Mal, wenn er sich Gillians lustvolles Vorspiel ausmalte und vor seinem inneren Auge sah, wie sie ihre wohlgeformten GliedmaÃen um den Körper jenes Mannes schlang, der sie wie ein Tier bestieg, schüttelte ihn ein neuer unkontrollierbarer Weinkrampf.
Laut schniefend betete er vor seinem Altar. Sein ausgemergelter Oberkörper bebte so heftig unter stoÃweisem Schluchzen, dass beinahe die Knochen unter der Haut geklappert hätten. Er betete ernsthaft reumütig, weil dies nicht allein Gillians Verfehlung war, sondern auch seine. Er hatte versagt. Kläglich.
Aber Beichte und Gebete waren nicht genug. Zur Sühne für sein schändliches Versagen musste er bestraft werden.
Er hob das Fransentuch, das die Truhe bedeckte, die ihm als Altar diente, und zog eine der drei Schubladen auf. Drinnen lag eine Lederpeitsche mit mehreren breiten Streifen. Mit der Rechten umklammerte er den schweiÃgefleckten Griff, sprach rasch ein Gebet und lieà die Striemen auf den Rücken klatschen. Er peitschte sich so lange, bis das Blut über sein scharf gezeichnetes Rückgrat floss und zu Boden tropfte.
Er wurde ohnmächtig.
Als er endlich wieder zu sich kam, fand er sich mit angezogenen Knien zitternd auf dem blutbespritzten Boden wieder. Steif rappelte er sich auf und taumelte ins Bad, das nur ein fadenscheiniger Vorhang vom restlichen Zimmer trennte. Nach einer kühlen Dusche lieà er die Haut an der Luft trocknen, nahm ein Handtuch mit zum Altar und versuchte, das Blut vom Boden aufzuwischen.
Es war ein einziger Schlamassel. Er hatte alles schlimm vermasselt, wirklich schlimm. Andererseits erinnerten ihn die roten Streifen, die er mit dem Handtuch verschmierte, an das Blut Jesu, das aus ihm geflossen war, als er am Kreuze hing.
Obwohl er wusste, dass jeder Vergleich zwischen ihm und diesem allerhöchsten Propheten und Märtyrer dünkelhaft war, hatte er etwas Tröstliches für ihn.
Trotzdem war die Auspeitschung nur die erste Stufe seiner Strafe. Er musste Bruder Gabriel beichten, und sei es auch noch so demütigend. Er musste Bruder Gabriel erklären, dass er, Dale Gordon, sein Vertrauen verraten und mit seiner Mission gescheitert war.
Tränen strömten aus seinen Augen, als er sich ans Telefon begab. Mit bleicher Hand umklammerte er den Hörer und dachte mit Schrecken an das, was er nun tun musste. Es war schon spät. Vielleicht sollte er bis morgen früh warten.
Nein, die Tageszeit spielte keine Rolle. Bruder Gabriels Werk kannte keinen Stundenplan. Er war unermüdlich. Die Telefonleitungen im Tempel waren jeden Tag der Woche vierundzwanzig Stunden lang besetzt. AuÃerdem hatte Bruder Gabriel den Auftrag erteilt, ihm alle guten Nachrichten sofort mitzuteilen. Dasselbe galt auch für schlechte.
Dale Gordon kannte die Telefonnummer auswendig. Er hatte sie erst heute Morgen gewählt. Dieser Anruf war ein Grund zu hoher Freude gewesen. In seinem Anruf hatte er
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