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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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beiden anzulegen.«
    Inzwischen hatten sie fast den Eingang erreicht. Im selben Augenblick tauchte von drinnen ein Mann mit einer Tüte in der freien Hand auf. Er war als erster an der Tür, hielt sie ihnen höflich auf und trat zu Seite. Chief schnupperte noch immer in ihren Haaren und stieß dabei im Scherz aggressive Knurrlaute aus. Geistesabwesend bedankte er sich bei dem Mann.
    Als sie schon fast vorbei waren, platzte der Mann plötzlich heraus: »Ms. Lloyd? Gillian Lloyd?« Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
    Er trug eine schlabberige Khakihose, ein verwaschenes T-Shirt und Gummischlappen. Seine schütteren Haare waren blond und strähnig. Seine Brille war heruntergerutscht. Er schob sie sich wieder auf die Nase und meinte: »Ich dachte, Sie wären es.«
    Chiefs Blicke wanderten von ihr zu dem Fremden. Seine Reaktion entsprach typisch männlichem Revierverhalten: Er zog sie noch fester an sich.
    Unter hilflosem Lächeln stotterte sie: »Ich-ich-tut mir Leid, ich kenne Sie –«
    Dass sie ihn nicht wiedererkannt hatte, machte den Mann plötzlich verlegen. Er musste heftig schlucken, wobei sein großer Adamsapfel noch stärker hervortrat. »Dale Gordon, ich arbeite bei Waters.«
    Â»Oh, ja, natürlich. Hallo.«
    Sein Blick wanderte von ihr zu Chief. Sekunden lang blieben seine kurzsichtigen Augen auf Chiefs Hand an ihrer Taille liegen, ehe sie erneut mit einem Ausdruck von Verletztheit und Erstaunen zu ihr wanderten.
    Im Handumdrehen schien ihr die Situation unangenehm, obwohl sie keine Ahnung hatte, warum. Aufgekratzt sagte sie: »Anscheinend hat heute Abend jeder Appetit auf Tacos.«
    Â»Häh?« Dale Gordon schien vergessen zu haben, wo er war.
Sie deutete auf die Tüte in seiner Hand, die er einen Augenblick verwirrt musterte. Dann stotterte er: »Ähem, oh, tjaa. Ich wollte nur eine, äh, Kleinigkeit.«
    Â»Na denn, einen guten.«
    Â»Ihnen auch.«
    Chief stupste sie leicht an. Sie gingen weiter ins Lokal und stellten sich in der Schlange an. »Ein Freund von Ihnen?« fragte er. »Wie hat er Sie nochmal genannt?«
    Â»Offensichtlich hat er mich mit meiner Schwester Gillian verwechselt. Das passiert ständig. In diesem Fall war es einfacher, so zu tun, als ob ich ihn kenne, statt zu erklären, dass ich nicht sie bin.«
    Â»So ähnlich sehen Sie einander?«
    Â»Eineiige Zwillinge.«
    Seine Miene versteinerte. »Sie machen Witze.«
    Â»Nein, ich bin ein eineiiger Zwilling.«
    Prüfend tasteten seine Augen ihre Haare und ihr Gesicht ab und blieben einen Moment auf ihrem Mund liegen. Unter seiner offenen Bewunderung stieg Wärme in ihr hoch. Als sich ihre Blicke wieder trafen, murmelte er: »Wie ist es möglich, dass es zwei Frauen mit gleich grauen Augen gibt?«
    Lächelnd sah sie zu ihm auf und fragte: »Ist das auch nur im Entferntesten als Kompliment gemeint?«
    Â»Oh, jaja. Und damit meine Aussage ja nicht falsch verstanden wird, Ms. Lloyd, möchte ich eines klarstellen: Sie sind eine überaus attraktive Frau.«
    Â»Danke, Colonel Hart.«
    Â»Es fällt mir nur schwer zu glauben, dass – Gillian?« Sie nickte. »Dass sie genauso attraktiv ist wie Sie.«
    Seine Augen ließen sie nicht mehr los. Beide versanken in lange tiefe Blicke, die sich erst lösten, als die Angestellte am Tresen sie begrüßte. »Hallo, Leute, was soll’s denn heute Nacht sein?«
    Chief schien seine Trance förmlich abzuschütteln. Er räusperte sich. »Melina, was hätten Sie denn gerne?«

    Â»Bin ich eingeladen?«
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Dann egal, ich mag alles.«
    Während er bestellte, warf sie einen verstohlenen Blick zur Türe zurück, durch die sie hereingekommen waren. Der Mann, der sich als Dale Gordon vorgestellt hatte, war nicht mehr da. Trotzdem hatte er in ihr ein ungutes Gefühl hinterlassen, als ob sie durch ein Spinnennetz gelaufen wäre, als ob ihr jemand mit Drachenatem von hinten ins Genick hauchen würde.
    Dennoch hatte sie den Vorfall vergessen, als Chief schließlich seine Suite im Mansion aufschloss und sie vorausgehen ließ. »Bin ich über Ihren Vorschlag froh; erst jetzt merke ich meinen eigenen Hunger. So viel habe ich auch nicht gegessen.« Sie machte es sich bequem und stieg aus ihren hochhackigen Schuhen. Dann spazierte sie durch den Wohnraum der Suite und schaltete alle Tischlampen

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