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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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kniete. Ein weiterer Polizist erklärte ihm, man habe draußen Fußspuren gefunden. »Wir werden sie einstauben. Abgüsse wurden bereits angefertigt. Außerdem nehmen wir noch Bodenproben.«
    Â»Das Trinkglas in der Küche?«
    Â»Schon eingetütet.«
    Lawson nickte und stand vorsichtig auf. Anscheinend hatte er arthritische Knie. Die Polizistin räusperte sich: »Ms. Lloyd hat darum gebeten, mit Ihnen zu sprechen.«
    Â»Sicher.«
    Während er hinzutrat, wappnete sie sich gegen den Einspruch, der garantiert käme. »Ich will das Schlafzimmer sehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das halte ich nicht für ratsam.«
    Â»Sie haben Beweismaterial erwähnt, das darauf hindeutet, Gillian wäre gezielt ermordet worden. Wenn ich mit eigenen
Augen sehe, wovon Sie reden, könnte ich vielleicht etwas Erhellendes beitragen.«
    Â»Wir werden Fotos bekommen.«
    Â»Warum so lange warten?«
    Â»Ist kein schöner Anblick.«
    Â»Und ich bin keine Mimose. Ich weiß, dass es blutig ist. Ich habe Blutspritzer auf ihrem Gesicht gesehen. Außerdem haben Sie gesagt, sie hätte zahlreiche Stichwunden. Ich weiß, was mich erwartet.«
    Â»Nicht ganz.« Er senkte einige Sekunden die Augen, ehe er ihr wieder entschuldigend ins Gesicht schaute. »Eins habe ich eben nicht erwähnt. Sie mussten schon genug verarbeiten.«
    Was mochte er verschwiegen haben? Wieviel schlimmer konnte es noch werden? Sie fixierte ihn und wünschte sich dabei im Stillen, dass er endlich alles offen legte.
    Â»An den Schlafzimmerwänden stehen Wörter.«
    Â»Wörter?«
    Â»Offensichtlich hat er – Auf Grund der Größe der Fußabdrücke, die wir draußen vor dem Fenster fanden, handelt es sich bei unserem Verdächtigen um einen Mann. Es sieht so aus, als hätte er einen Waschlappen ins Blut Ihrer Schwester getaucht und einige – nun ja, einige obszöne Wörter an die Wände geschmiert.«
    Ihr Magen hob und senkte sich wie eine Springflut. Trotzdem war sie fest entschlossen, auch das Schlimmste anzusehen. Wenn nicht, ginge ihre Fantasie noch nach Jahren mit ihr durch. Immer wieder würde sie sich den Tatort ausmalen. Sie wollte ihn sehen, wie er tatsächlich war, und kein Fantasiegebilde, das sich ihr Gehirn ausgemalt hatte. Das Ganze musste real für sie sein, und nicht abstrakt. Sie musste den Schauplatz sehen, um ihn zu bewältigen und hoffentlich irgendwann einmal in einem Winkel ihres Herzens und Unterbewusstseins für immer abzulegen. Wenn sie sich jetzt nicht dieser Sache stellte und sie aufarbeitete, könnte sie sie nie wegschließen. Dann
würde das entsetzliche Unbekannte für immer bei ihr bleiben und sie in alle Ewigkeit verfolgen.
    Â»Herr Kommissar, ich muss sehen, wo und wie meine Schwester starb.«
    Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit abgeschlossen, die Ausrüstung in einen Van gepackt und war fort. Damit überließ man den Schauplatz offiziell dem Mordkommissar. Nun stand es in Lawsons Ermessen, wer dieses Zimmer betrat und verließ.
    Der erfahrene Ermittler schaute ihr tief in die Augen. Ihr unverwandter Blick deutete offensichtlich auf Entschlossenheit hin. Er seufzte wie jemand, der nachgab, wo er ohnehin verlieren würde.
    Er winkte sie den Flur hinunter, blieb aber dann auf der Schlafzimmerschwelle stehen und wartete, bis sie ihn eingeholt hatte. Sie hatte sich auf das Schlimmste gefasst gemacht, ehe sie das Zimmer betrat.
    Aber dann war es eigentlich fast leicht, den Tatort aus einer gewissen Distanz zu betrachten, weil es keinerlei Verbindung zu ihrem Leben vor diesem Augenblick gab. Sie hatte einfach keinen Vergleich. Das Blutbad war ihrer bisherigen Erfahrung so entsetzlich fremd, dass sie nicht den geringsten Bezug dazu fand.
    Es wirkte auf ihren Körper so schockierend wie ein Sprung ins eiskalte Wasser. Seine betäubende Wirkung bot gleichzeitig auch Schutz. Da war kein Schmerz, weil jedwede Empfindung sofort erstarrte. Beim ersten Blick auf das Totenbett ihrer Schwester froren ihre Sinne ein. Nur so konnten ihre Emotionen diesem Anblick Stand halten.
    Nachdem man das Bettzeug im ursprünglichen Zustand fotografiert hatte, hatte man es abgezogen, eingepackt und zum Testen ins gerichtsmedizinische Labor geschickt. Trotzdem hatte sich mitten auf der Matratze ein Blutfleck gebildet, der noch nicht ganz getrocknet war.
    Schreckensstarr schaute sie ihn an.

    Â»Wir glauben,

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