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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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folgten dem uniformierten Polizisten, der sich mit dem Handy in der Hand zurückzog. Dann wandte sie sich
erneut Lawson zu und sagte: »Das ist schrecklich grausam, nicht wahr?«
    Â»Ms. Lloyd, das, was mit Ihrer Schwester passiert ist, ist schrecklich grausam. Ein weiterer Grund, warum ich nicht an einen Einbruch glaube. Wenn ein Einbrecher auf frischer Tat ertappt wird, gerät er vielleicht in Panik und geht sofort zum Angriff über. Bei einer derartigen Kurzschlussreaktion kann schon mal jemand umkommen. Ohne Vorsatz.«
    Mit einem raschen Blick Richtung Schlafzimmer sagte sie ruhig: »Und hier war es anders? Sie denken an eine vorsätzliche Tat?«
    Er nickte grimmig. »Ich glaube, dass man sich Ihre Schwester bewusst als – Zielscheibe ausgesucht hat. Und das ist mehr als nur ein Instinkt. Die Beweislage deutet darauf hin.«
    Â»Welche Beweislage?«
    Caltrane kam herein und machte zum ersten Mal den Mund auf: »Hennings ist unterwegs.«
    Ohne sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, bestätigte Lawson mit einem Kopfnicken die Bemerkung des Beamten. »Wie eng war Ihre Schwester mit Mr. Hennings befreundet?«
    Â»Sie waren ein Paar.«
    Â»Wie lange ging das schon?«
    Â»Lassen Sie mich nachdenken –« Sie rechnete im Kopf nach. »Fast ein Jahr.«
    Â»Und es handelte sich um eine intime Beziehung?«
    Â»Wollen Sie wissen, ob sie miteinander geschlafen haben?«, fragte sie gereizt. Auf sein Nicken meinte sie: »Sie hatten eine sexuelle Beziehung, ja. Ist das relevant, Mr. Lawson?«
    Â»Möglicherweise. Was für ein Typ ist Hennings?«
    Â»Was für ein Typ? Erfolgreich. Leistungsorientiert. Gut aussehend.«
    Â»Rasse?«
    Verblüfft musterte sie den Kommissar. »Weiß ich nicht genau. Hennings klingt Irisch oder Englisch, oder? Offen gestanden
kann ich nicht erkennen, welche Bedeutung das haben soll«, sagte sie, eine Spur ungeduldig.
    Â»Und Sie sind sicher, dass Hennings der einzige Mann war, mit dem Ihre Schwester zusammen war?«
    Â»Worauf wollen Sie hinaus?«
    Â»Halten Sie Hennings für einen eifersüchtigen Typ?«
    Â»Weiß ich nicht. Vielleicht. Warum? Detective Lawson –«
    Sie brach ab, als sie die Räder der Bahre quietschend über den Flur rollen hörte. Später sollte sie sich nicht mehr daran erinnern, dass sie aufstand und zögernd mehrere Schritte machte, ehe sie an einer Sessellehne Halt suchte. Man hatte den Leichnam in einen Sack mit Reißverschluss gelegt und dann auf der Bahre festgebunden.
    Â»Ich will sie sehen.«
    Lawson schlug vor, sie solle die Pathologin die Leiche in die Stadt mitnehmen und für eine offizielle Identifikation vorbereiten lassen.
    Â»Ich will sie sehen«, wiederholte sie.
    Nach langem Überlegen erteilte Lawson widerwillig seine Zustimmung. Als sie auf die Bahre zutrat, die mittlerweile den Flur blockierte, stand er dicht neben ihr. Auf sein Kopfnicken zog die Ärztin den Sack lediglich so weit auf, dass das Gesicht zu sehen war.
    Es war so still und blass, dass es sich auch um ein Wachsgesicht hätte handeln können. Bis auf die braunen Flecken auf der bleichen Haut hätte es auch ihr eigenes sein können. Einen Moment konnte sie diese Spritzer nicht richtig einordnen, doch dann begriff sie, dass es sich um getrocknetes Blut handelte.
    Die Realität traf sie mit der Wucht einer Diesellok.
    Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben. »Mir wird schlecht.«

7
    Â»Ms. Lloyd?« Sachte klopfte eine Polizistin an die Toilettentür. »Alles in Ordnung?«
    In Ordnung? Ob bei mir alles in Ordnung ist? Verdammt nochmal, nein, bei mir ist gar nichts in Ordnung! Sie sprach ihre sarkastischen Gedanken nicht aus. Die Frau meinte es ja gut. »Es geht«, rief sie, »ich bin gleich wieder da.«
    Nach trockenen Würgeanfällen war die Übelkeit inzwischen abgeebbt und hatte einem Gefühl des Ausgehöhltseins Platz gemacht, seelisch wie körperlich. Sie badete Gesicht und Nacken in kaltem Wasser, spülte den Mund aus und wusch sich die Hände. Sie sah zum Fürchten aus. Trotzdem fiel ihr kein einziger Grund ein, warum das eine Rolle spielen sollte.
    Als sie die Badezimmertür öffnete, lächelte die Polizistin sie mitfühlend an. »Kann ich Ihnen etwas bringen?«
    Â»Ja, Kommissar Lawson.«
    Die Beamtin begleitete sie ins Wohnzimmer zurück, wo der Kommissar vor einem Fenster

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