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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Kissen legte. Da Emotionen seiner Erfahrung nach jede Situation verwirrten, schob er sie bewusst weg und beschloss, das Problem pragmatisch anzugehen, genau wie ein Problem im Space Shuttle. Mit jedem Element dieses Rätsels würde er sich separat auseinander setzen. Diese negative Auslese würde allmählich zur Quelle des Übels führen und damit zur Lösung.
    Rein oberflächlich betrachtet, war sein Ärger in gewissem Maße gerechtfertigt. Aus ganz offensichtlichen Gründen war er über die Verwicklung in eine Mordsache nicht begeistert. Aber es gab noch einen weiteren Grund, der nicht auf der Hand lag: Damit hatte sich eine Vorherbestimmung erfüllt, die er zu umgehen gehofft hatte.
    Sein ganzes Leben lang hatte er darauf gewartet, dass so etwas Schreckliches passierte. Er gehörte einer Minorität an und hatte sich, wie alle Jugendlichen aus solchen Gruppen, schon von klein auf mehr und intensiver anstrengen und besser sein müssen. Er musste mehr beweisen. Man beobachtete ihn kritischer, stets in der Erwartung, er werde bestimmt an
irgendeinem Punkt versagen. Also war er in der ständigen Furcht vor seinem möglichen kolossalen Engelssturz aufgewachsen. Jetzt musste er ihn wenigstens nicht mehr fürchten. Der Sturz war eingetreten.
    Dazu kam, dass Birchman mit seinen privaten Anmerkungen voll ins Schwarze getroffen hatte. Die NASA würde es nicht freundlich aufnehmen, wenn die Polizei plötzlich einen ihrer profiliertesten Jungs, der bisher einen makellosen Leumund gehabt hatte, wegen der unbarmherzigen Ermordung einer jungen Frau in die Mangel nähme, mit der er die letzten Stunden vor besagtem Mord verbracht hatte. Egal, was bei diesem Polizeiverhör herauskam, eine derartige Verwicklung war an und für sich schon schlechte PR. Ganz schlechte.
    Trotzdem war es nicht seine Schuld, verdammt nochmal. Was hatte er denn getan? Er war doch nicht für die Reaktion irgendeines durchgeknallten Typen verantwortlich, nachdem der ihn mit Gillian Lloyd zusammen gesehen hatte.
    Â»Haben Sie miteinander geschlafen?«
    Ja. Hatten sie. Sie hatten miteinander gevögelt, na und?
    Woher hatte Melina gewusst, dass er log? Hatte er schuldbewusst ausgesehen, als er Lawsons unverblümte Frage mit einem ebenso unverblümten Nein beantwortet hatte? Hatte sie seine Lüge mit Hilfe von Zwillingstelepathie erraten? Oder hatte Gillian es ihr erzählt?
    Oder vielleicht – vielleicht hatte Melina nur geraten und dabei zufällig ins Schwarze getroffen. Vielleicht hatte Gillian nur deshalb mit Melina die Rolle getauscht, um einen Grund zum Angeben zu haben. So weit er wusste, hatte sie Männer gesammelt wie andere Frauen Rabattmarken. Sie hatte unbedingt einen »Astronauten« auf ihrer Liste haben wollen.
    Nein. Nein. Ihm wurde von seinen eigenen Gedanken schlecht. Es gab Frauen, die genau wie manche Männer Sexpunkte einheimsten. Für derartige Frauen wäre er schon eine Trophäe gewesen. Aber so eine war Gillian nicht. Er wusste es besser, um so etwas auch nur von ihr zu denken.

    In Wahrheit war das Begehren beidseitig gewesen, und zwar nicht erst, seit sie ihre Tacos verspeist hatten und ihnen der Kopf vom Bourbon dröhnte. Alles hatte in dem Moment angefangen, als sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Seit jenem ersten Händeschütteln, jenem ersten Lächeln, war der gesamte Abend ein einziges Vorspiel gewesen, dessen Höhepunkt –
    Verdammt, daran würde er nicht denken. Keinesfalls. Er weigerte sich.
    Zur Ablenkung griff er nach seinem Handy und rief seine Anrufbeantworter im Büro und zu Hause ab. Die nächste Viertelstunde verbrachte er damit, nur die absolut notwendigen Anrufe zu beantworten.
    Auf die Frage, wann er zurückkäme, erfand er eine lahme Entschuldigung. Den wahren Grund würde man früh genug erfahren. Es war eine reine Zeitfrage, ehe in den Printmedien sein Name im Zusammenhang mit einem Frauenmord in Dallas auftauchte. Wäre das nicht ein gefundenes Fressen für die Medien? Einer, der an einem Tag einen Universitätspreis erhält und am nächsten von der Polizei wegen eines Mordfalls verhört wird. Und dazwischen –
    Hölle, Tod und Teufel, wenn alle seine Gedanken schließlich doch nur wieder bei der letzten Nacht landeten, konnte er genauso gut gezielt daran denken. Den ganzen Tag hatte er sich darum gedrückt und sich jede Vorstellung von ihrer gemeinsamen Nacht verboten, seit er

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