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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Lust.«
    Â»Sexueller Lust?«
    Â»Ich erspare Ihnen die Details, die mir der Sheriff genauso berichtet hat, wie er sie von Bruder Gabriel erfahren hat. Ziemlich krankes Zeug. Jedenfalls hat Gordon am Tag von Gillians Ermordung in den frühen Morgenstunden angerufen und dem Prediger erklärt, er würde eine Sünde begehen. Bis dahin hat sich diese ›Sünde‹ immer auf Masturbation, gefolgt von Selbstgeißelung, bezogen.«
    Â»Lieber Himmel.«
    Â»Wie gesagt, die Mutter hat ihn voll zugerichtet. Für ihn waren sexuelles Begehren und Fantasien von Frauen, in diesem Falle Gillian, gleichbedeutend mit Sünde. In seinem Kopf war sie sein Untergang. Durch sie lebte er ständig in einem unreinen Zustand, was in direktem Konflikt zu seinem religiösen Eifer stand.«
    Â»Deshalb steigerte er sich vom Masturbieren zum Mord.«
    Â»Eine verdrehte Logik. Er war gleichzeitig von ihr abgestoßen und besessen. Als er sie mit Hart entdeckt hat, ist er ausgerastet. Bruder Gabriel bedauert die Nachricht über Gordons Selbstmord, gibt aber zu, dass es ihn nicht überrascht hat. Er hat Gordon in jener Nacht als Seelsorger betreut, war sich aber nicht sicher, ob seine Worte Nachhall gefunden haben. Er meinte, Gordon sei in dieser Nacht noch verrückter gewesen als sonst, deshalb habe er einen seiner Telefonseelsorger angewiesen, ihn einige Stunden später zurückzurufen. Gordon habe behauptet, es ginge ihm gut, er fühle sich viel besser als vorher und sein Gespräch mit Bruder Gabriel habe ihm neue Hoffnung gegeben.«
    Â»Aber kurz danach hat er Selbstmord begangen.«
    Â»Tja.«
    Â»Ich bin froh darüber«, stellte sie kategorisch fest. »Wenn Dale Gordon nicht Selbstmord begangen hätte, hätte ich ihn umgebracht.«
    Obwohl Lawson es nicht billigte, dass irgendjemand das Gesetz
in die eigene Hand nahm und seine persönliche Form von Gerechtigkeit walten ließ, konnte er Melina ihre Reaktion ehrlicherweise nicht vorwerfen.
    Er legte den Autopsiebericht zur Akte und stempelte in Gedanken ein ›Erledigt‹ darauf. »Ich denke, wir haben alles abgedeckt.«
    Â»Danke, dass Sie mich informiert haben.«
    Â»Meines Wissens haben Sie den Leichnam einäschern lassen.«
    Â»Gestern, sobald ihn die Gerichtsmedizin freigegeben hat. Die notwendigen Papiere habe ich schon vorher erledigt. Morgen Nachmittag gibt es einen Gedenkgottesdienst.« Sie nannte Ort und Zeit.
    Er versuchte, nie an der Beerdigung eines Mordopfers teilzunehmen, in dessen Fall er ermittelte, es sei denn, seine Arbeit war noch nicht abgeschlossen, und er suchte unter den Trauernden einen brauchbaren Verdächtigen.
    Â»Melina, das alles tut mir schrecklich Leid. Ich möchte Ihnen mein persönliches Beileid aussprechen, auch im Namen des Dezernats.«
    Â»Danke schön.«
    Sie legten auf. Trotzdem gab er diese Akte fast bedauernd zu dem Stapel, der schon auf die Ablage wartete. Ein Ende dieses Falls bedeutete, dass er in Zukunft keine Veranlassung mehr hatte, mit Melina Lloyd Kontakt aufzunehmen. Wie gerne wäre er ihr unter anderen Umständen begegnet. In einem gesellschaftlichen Rahmen.
    Natürlich hätte sie an einen kurz gewachsenen, untersetzten alten Sack wie ihn keinen zweiten Blick verschwendet. Sie stand mehrere Etagen über ihm. Sie führe eher auf einen Typen wie Christopher Hart ab. Wie offensichtlich Gillian.
    Hart konnte zwar Raketen fliegen, aber Lügen war nicht seine Sache. Der Verlobte hatte sich vielleicht übertölpeln lassen, aber Lawson hatte keine Sekunde geglaubt, dass Gillian die Hotelsuite des Astronauten verlassen hatte, ohne vorher
sein Bett ausprobiert zu haben. Ein Kerl wie Hart »unterhielt« sich nicht bis zwei oder drei Uhr früh mit einer Frau. Nicht mit einer, die wie Gillian Lloyd aussah. Oder wie Melina.
    Während sich Lawson die nächste offene Fallakte schnappte, murmelte er: »Glücklicher Mistkerl.«
    Â 
    Bruder Gabriel ruhte auf seinem fürstlichen Bett. Er hatte die Hände über der Brust gefaltet und die Augen geschlossen.
    Andernfalls hätte er das Deckenfresko über seinem Bett angesehen, das dem im Vorraum ähnelte. Beide stellten seine Vision vom Leben nach dem Tode dar. Seine Vorstellung vom Himmel war wesentlich lüsterner als die der konventionellen Religionen. Bis auf die Sonnenstrahlen, die durch eine Wolkenbank drangen, hätte das Gemälde über seinem Bett

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