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Betrügen lernen

Betrügen lernen

Titel: Betrügen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartens
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richtigen Weg sei und ihre neuen Gefühle ruhig zulassen solle. Er soll es ja nicht wagen, noch mal anzukommen und ihr zu erzählen, dass sie es ihm zu verdanken hätte, wenn sie sich nach dieser demütigenden Erfahrung jetzt selbst ein bisschen besser kennengelernt habe.
    Sie haut für sich und die Kinder ein paar Eier in die Pfanne, dazu gibt es Bratkartoffeln. Alex kommt erst in ein paar Tagen aus Paris zurück. Im Moment ist er ganz schön viel unterwegs, aber so bleibt sie wenigstens von seinen nächtlichen Zärtlichkeitsattacken verschont. Nach dem Essen spielt sie »Mensch ärgere Dich nicht« mit den beiden Mädchen. Konzentrieren kann sie sich nicht dabei. Sie ärgert sich die ganze Zeit maßlos darüber, wie sie Raffael auf den Leim gegangen ist.
    »Mama, du passt ja gar nicht auf«, sagt Miriam.
    »Genau«, sagt Rebecca. »Gerade habe ich dich schon wieder rausgeschmissen. Und vorhin die Miriam.«
    »Doch, ich passe auf, aber ihr seid einfach zu gut und gewinnt deswegen immer gegen mich.« Clara weiß, dass sie tatsächlich mit ihren Gedanken gerade ganz woanders ist, aber solche Notlügen sind erlaubt. Gerade hat sie sich gefragt, ob sie es sich jemals wird verzeihen können, dass sie Alex belogen und betrogen hat.
    Clara spürt, wie die Wut in ihr wieder hochsteigt. Wut auf Raffael, aber noch mehr Wut auf sich selbst. Sie möchte sich am liebsten selbst schlagen. »Verdammt, ver dammt, verdammt«, schreit sie plötzlich und schmeißt ein paar hölzerne Spielfiguren gegen die Wand. Es sind keine vom Spielfeld, sondern welche, die danebenstehen, weil keiner diese Farben wollte. Die Kinder schauen ebenso erschrocken wie verwundert.
    »Nicht böse sein, Mama, ist doch nicht so schlimm«, sagt Miriam, und dabei wirft sie erneut eine von Claras Figuren raus. »Ist doch nur ein Spiel.«
    »Ihr habt ja recht, aber es ist gar nicht wegen des Spiels. Ich ärgere mich über etwas anderes.«
    Sie verspricht, ab jetzt beim Spiel besser aufzupassen und nichts mehr an die Wand zu werfen. Viel Zeit hat sie allerdings nicht mehr dazu, denn nach drei, vier Zügen sind ihre Kinder im Ziel, während sie selbst erst eine Figur im Häuschen hat.
    »Welche Farbe willst du diesmal?« Rebecca und Miriam wollen noch mal mit Clara spielen, aber als die Kinder gerade dabei sind, die Figuren wieder aufzubauen, klingelt das Telefon.
    »Nicht drangehen«, ruft Miriam.
    »Vielleicht ist es ja Papa aus Paris«, sagt Clara.
    Es ist dann doch nicht Papa aus Paris, aber dennoch eine vertraute Stimme: »Ist mir ja so peinlich, aber ich muss dir was sagen. Es ist megadringend.«
    Mit Dorothee hatte Clara diesmal wirklich nicht gerechnet. Aber im Moment hatte sie wirklich keine Lust auf einen Livebericht von ihren Bewusstseinsklimmzügen auf Sri Lanka.
    »Du, ich spiele gerade mit den Kindern. Das ist kostbare Zeit. Es passt wirklich schlecht, aber ich kann dich ja morgen aus der Klinik anrufen oder später, wenn die beiden Süßen im Bett sind. Du musst mir aber sagen, wie ich dich in Sri Lanka erreichen kann.«
    Dorothee macht komische Geräusche. Weint sie etwa?
    »Ich bin gar nicht auf Sri Lanka. Bin auch nie da gewesen. Dieses Schwein hat sich eine Woche bei mir eingenistet und dann, einen Tag bevor wir fahren wollten, hat er gesagt, dass er allein dahin muss. Er kann das nicht ändern. Hat auch nichts mit mir zu tun. Aber wenn er wirklich in andere Bewusstseinsstufen gelangen will, muss er allen Ballast abwerfen.«
    »So ein Mistkerl!«
    »Clara, hilf mir. Ich bin wieder vollkommen allein. Darf ich wieder die Planung für euer Fest übernehmen? Ich habe sonst doch nichts.«

Verbotene Früchte
    Ich besorge noch etwas mit feinem Duft in Paris. Nein, kein Parfum, keine Bodylotion und auch kein Deo. Sondern ein Massageöl. Damit ich auch etwas davon habe. Ich fühle mich wie der Fischadler unter den Männern. Nicht nur wegen seiner majestätischen Haltung und seiner beachtlichen Spannweite. Sondern weil bei diesen Tieren das Männchen seine jeweilige Partnerin ständig umhegt und sie mit frischem Fisch versorgt. Besonders während sie brütet, sorgt er rührend für sie und bietet ihr Nahrung dar – aber auch später. Er macht das nicht allein aus Nächstenliebe, zugegeben, sondern er hat durchaus pragmatische Gründe dafür. Bringt er ihr nämlich keinen leckeren Fisch mehr vorbei, wendet sie sich anderen Adlern zu, die sie besser versorgen, und beginnt Affären mit ihnen.
    Ich habe Clara deshalb eine Zeit lang jeden Morgen eine Tasse

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