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Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Wich
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ist einfach ausgebüxt. Das macht sie sonst nie, und ausgerechnet heute, wo wir doch mit ihr feiern wollen. Tinka wird nämlich sieben, wissen Sie.«
    Frau Ternieden hörte sich den Redeschwall in Ruhe an und lächelte. »Ihr sucht eure kleine Schwester? Wie sieht sie denn aus?«
    »Wir haben gar keine kleine Schwester«, sagte Kim. »Tinka ist unser Pony. Das heißt, eigentlich gehört sie Jasmin«, dabei deutete sie auf Marie, »aber wir teilen uns Tinka und reiten beide auf ihr.«
    Frau Ternieden hob die Schultern. »Da kann ich euch leider nicht weiterhelfen. Hier ist kein Pony.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Marie. »Bitte, dürfen Leonie und ich ganz kurz in ihren Garten schauen? Vielleicht ist Tinka ja über die Mauer gesprungen und Sie haben es gar nicht gemerkt. Tinka kann nämlich sehr gut springen.«
    »Natürlich könnt ihr nachsehen«, sagte Frau Ternieden freundlich. »Zur Terrasse geht es einfach gerade durch.«
    »Danke!«, sagte Kim und düste sofort los.
    Marie blieb bei Frau Ternieden und redete weiter auf sie ein. Währenddessen öffnete Kim die Terrassentür. Lautlos schlüpfte Franziska herein.
    Schnell lief Kim wieder zurück und setzte ein enttäuschtes Gesicht auf. »Im Garten ist Tinka leider auch nicht.«
    »Das tut mir leid«, sagte Frau Ternieden.
    Plötzlich brach Marie in Tränen aus. Im Schauspielunterricht hatte sie das schon oft geübt, und jetzt konnte sie es endlich in der Praxis anwenden. »Wir … finden … Tinka … nie wieder!«, schluchzte sie.
    Frau Ternieden versuchte, sie zu beruhigen. »Das glaube ich nicht! Ihr findet euer Pony bestimmt wieder. Kann ich euch irgendwie helfen?«
    »Nein!«, schluchzte Marie.
    Kim verbarg das Gesicht an der Schulter ihrer Freundin und tat so, als würde sie stumm mitweinen. Es musste ein herzzerreißendes Bild sein.
    Frau Ternieden reagierte genauso, wie sie es gehofft hatten. »Jetzt kommt doch erst mal rein, ich mach euch eine heiße Schokolade, und dann erzählt ihr mir noch mal alles in Ruhe.«
    »Sie sind so nett zu uns!«, sagte Marie unter einem Schleier von Tränen.
    Kim freute sich, endlich mal nicht lügen zu müssen. »Ich liebe heiße Schokolade!«
    »Keine Ursache«, sagte Frau Ternieden.
    Kim und Marie betraten das Haus und folgten Frau Ternieden in die Küche. Dabei redeten sie extra laut, damit Franziska gewarnt wurde und sich verstecken konnte, falls sie gerade in der Nähe war. Unruhig sah sich Kim um, doch Franziska war zum Glück weit und breit nicht zu sehen. Dann fiel ihr Blick auf die Wände des Flurs. Sie waren von oben bis unten gepflastert mit Fotos von Jette und Julia. Jedes Mal hatten sie ein anderes Outfit und auf einigen Bildern Mikrofone vor den Lippen.
    »Tolle Fotos, nicht?«, sagte Frau Ternieden und lächelte stolz.
    »Ja, die sind super!«, schwärmte Marie täuschend echt.
    Kim starrte fassungslos auf die Bilder. Ihr reichte es schon, wenn sie morgens und abends ihre Pickel im Spiegel angucken musste, aber die Vorstellung, der Flur daheim wäre voller Fotos von ihr, war der absolute Albtraum.
    In der Küche hing zwar nur ein Foto von Jette und Julia, aber das hatte dafür Postergröße. Süßlich lächelten die Schwestern von der zitronengelb gekachelten Wand auf Kim und Marie herab, die sich zögernd an den Küchentisch setzten.
    Frau Ternieden hantierte geschäftig mit Topf und Schneebesen. »Gleich bekommt ihr eure heiße Schokolade.«
    »Danke!«, sagte Marie und zog schniefend die Nase hoch.
    Frau Ternieden gab ihr eine Packung Papiertaschentücher. »Heul dich ruhig aus!«
    Lautstark prustete Marie in ein Taschentuch.
    »Wo Tinka jetzt wohl ist?«, murmelte Kim. »Hoffentlich ist ihr nichts passiert!«
    Wie auf Kommando fing Marie wieder an zu schluchzen.
    Frau Ternieden holte aus einem der pastellfarbenen Schränke zwei Becher heraus. »So, das wird euch gut tun!« Sie setzte sich zu ihnen und wartete, bis sie die heiße Schokolade ganz ausgetrunken hatten. »Also, wann habt ihr euer Pony denn das letzte Mal gesehen?«
    »Gestern Abend«, sagte Marie. »Wir haben Tinka nach dem Reiten gemeinsam trocken gerieben und sie in ihre Box gebracht. Alles war so wie immer. Uns ist nichts Besonderes aufgefallen, nicht wahr, Leonie?«
    »Nein, Jasmin«, sagte Kim.
    »Ja, genau«, sagte Marie. »Deshalb wären wir auch nie auf die Idee gekommen, dass Tinka über Nacht verschwinden könnte. Tinka ist sonst so eine Brave, die …« Marie redete und redete, um Zeit zu schinden, und Frau Ternieden hörte

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