Betrug beim Casting
gelaufen.« Sie kritzelte die Telefonnummer auf einen Zettel und gab ihn Kim.
»Vielen Dank«, sagte Kim.
Marie nickte. »Jetzt haben wir Sie aber lange genug belästigt.«
»Keine Ursache«, sagte Frau Ternieden. »Ich wünsche euch ganz viel Glück, damit ihr bald Geburtstag feiern könnt.«
»Welchen Geburtstag?«, rutschte es Kim heraus.
Frau Ternieden sah sie verwundert an. »Na, Tinkas Geburtstag natürlich!«
Marie sagte schnell: »Leonie ist so durcheinander, jetzt hat sie doch glatt Tinkas Geburtstag vergessen.«
»Ja, ja«, sagte Frau Ternieden, »bei der ganzen Aufregung ist das auch kein Wunder.«
Die drei verließen das Arbeitszimmer und gingen wieder die Treppe hinunter.
Franziska schnappte nach Luft. Das auch noch! Im letzten Moment hätte Kim beinahe alles verpatzt. Franziska robbte ein Stück unter dem Sofa heraus und lauschte. Unten schlug die Haustür zu, dann hörte sie Schritte, die über den Flur in Richtung Küche gingen. Franziska atmete tief durch. Sie musste es riskieren!
Sie wartete noch ein paar Sekunden und lauschte auf die Geräusche aus der Küche. Leise Musik dudelte zu ihr herauf. Frau Ternieden hatte anscheinend das Radio angestellt. Wunderbar! Franziska rappelte sich hoch, stand auf und rieb sich das schmerzende rechte Handgelenk. Dann holte sie die Kontoauszüge aus ihrem Rucksack und kopierte die Ausdrucke der letzten vier Wochen. Hastig stopfte sie die Kopien in ih-ren Rucksack und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Die Musik war jetzt ein bisschen lauter, und hinter der halb offenen Küchentür klapperten Töpfe. Franziska tastete sich langsam die Treppe hinunter. Bei jeder Stufe zitterten ihre Knie stärker.
Bei der vorletzten Stufe flog plötzlich die Küchentür auf, und Frau Ternieden kam heraus.
Franziska erstarrte. Doch Frau Ternieden bemerkte sie nicht und ging fröhlich pfeifend in den Keller hinunter.
Franziska fiel ein Stein vom Herzen. Schnell flitzte sie zur Wohnungstür.
Recherche mit Hindernissen
Zehn Minuten später lagen die drei !!! völlig erledigt auf Kims Bett.
»Das nächste Mal müsst ihr euch aber jemand anderen für die Stunts suchen!«, sagte Franziska. Bei ihrer überstürzten Flucht durch den Vorgarten hatte sie sich auch noch den linken Ellenbogen an einer Brombeerhecke zerkratzt.
Kim klebte ihr ein Pflaster auf die blutenden Risse. »Es gibt hoffentlich so schnell kein nächstes Mal. Der Psychostress hat mich echt fertig gemacht. Ich wäre fast gestorben, als Frau Ternieden in ihr Arbeitszimmer raufgestürmt ist.«
»Die Gute hat wohl eindeutig ein Helfersyndrom«, sagte Marie.
Kim kicherte. »Du hast aber auch deine Rolle perfekt gespielt. Am Schluss hab ich es fast selber geglaubt, dass Tinka weg ist.«
»Malt nicht den Teufel an die Wand!«, sagte Franziska. »Heute Morgen stand sie jedenfalls noch brav in ihrer Box!«
Kim schenkte Cola in drei Gläser. »Aber jetzt erzähl schon! Hast du was gefunden?«
Franziska nickte geheimnisvoll. Dann griff sie in ihren Rucksack und holte die Kopien der Kontoauszüge heraus.
Marie pfiff durch die Zähne. »Mannomann! Da warst du ja echt mutig.«
»Von wegen!«, sagte Franziska. »Ich hab mir vor Schiss fast in die Hosen gemacht, als Frau Ternieden plötzlich raufkam. Sie hat mich nämlich gerade bei einer interessanten Entdeckung gestört.« Franziska blätterte die Kopien durch. »Wo war es gleich noch mal? Ah, hier! Seht euch das an: Letzten Mittwoch hat sie fünfhundert Euro für ›Musik-Coaching‹ überwiesen. Der Empfänger ist ein Hans Müller von der Firma Priori – Uhren und Schmuck . Das passt doch überhaupt nicht zusammen: ein Uhrenverkäufer, der gleichzeitig Musik-Coaching anbietet?«
Kim musste lachen. »Na ja, völlig unmöglich ist das nicht, wenn ich da an meine Mutter denke. Die macht auch zwei völlig unterschiedliche Dinge: Halbtags arbeitet sie als Grundschullehrerin und nachmittags organisiert sie Wohltätigkeitsbasare.«
»Trotzdem«, sagte Franziska. »Ich finde das mehr als seltsam.«
Marie beugte sich zu Franziska hinüber und blätterte zurück. »Das gibt’s nicht! Genau eine Woche davor hat sie auch schon fünfhundert Euro überwiesen, an denselben Empfänger.«
»Hab ich’s mir doch gleich gedacht!«, sagte Franziska.
Fieberhaft gingen sie systematisch die ganzen Kopien durch und stießen noch auf eine dritte Überweisung. Wieder lag eine Woche dazwischen, und wieder waren Summe und Empfänger identisch.
»Das kann kein Zufall sein«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher