Bettgeflüster
später war sie wieder die kühle Rechtsanwältin. Er hatte sie sogar für die Geliebte eines reichen und mächtigen Mannes gehalten, während sie in Wahrheit die Tochter dieses Mannes war. Noch nie hat mich eine Frau so sehr irritiert wie Harrie Summer, gestand Quinn sich ein.
„Zyniker erkenne ich auf den ersten Blick“, stellte sie fest und sah ihn sekundenlang an.
Quinn war wirklich ein Zyniker, dessen war er sich bewusst. Er zuckte die Schultern. „Rome hatte vergessen, uns einander vorzustellen.“
Harrie lachte verächtlich. „Das ist doch kein Grund anzunehmen, ich sei seine Geliebte.“
„Er hat Sie mit ‚Liebling‘ angeredet“, erinnerte Quinn sie. „Sogar mehrere Male.“
„Dann hätten Sie auch annehmen müssen, Audrey sei seine Geliebte, weil er sie
die schöne Audrey
genannt hat“, entgegnete Harrie empört. „Da meine Mutter schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr lebt und Rome ein ganz normaler Mann ist, bin ich überzeugt, dass es Frauen in seinem Leben gegeben hat und immer noch gibt. Er hat jedoch nie eine mit nach Hause gebracht.“
Quinn lächelte. „Er wollte sicher seine drei Töchter nicht schockieren und sich keine Moralpredigten anhören.“
Harrie blickte ihn irritiert an. „Behandeln Sie mich nicht so gönnerhaft, Mr McBride …“
„Nennen Sie mich einfach Quinn“, unterbrach er sie freundlich. „Es sollte nicht gönnerhaft klingen“, fügte er hinzu und runzelte die Stirn. „Rome ist offenbar ein sehr liebevoller Vater. Er scheint sehr um Sie und Ihre Schwestern besorgt zu sein.“ Die Tatsache, dass alle drei Töchter an diesem Wochenende zu Hause gewesen waren, bewies Quinn, dass Rome eine gute Beziehung zu ihnen hatte oder zumindest bis zu diesem Nachmittag gehabt hatte.
„Ja“, gab Harrie zu, „aber manchmal macht er sich einfach zu viele Sorgen.“
Wahrscheinlich auch wegen ihrer Freundschaft mit Richard Heaton, überlegte Quinn. Wenn er Vater dreier Töchter wäre, was hoffentlich nie passierte, würde er sich vermutlich genauso verhalten wie Rome. Er würde sie beschützen wollen, egal, wie erwachsen und selbstständig sie waren.
„Harrie …“
„Quinn …“
Beide begannen gleichzeitig zu sprechen und verstummten sogleich wieder. Quinn blickte Harrie fragend an und wartete darauf, dass sie weiterredete.
Sie seufzte. „Meinem Vater und Ihnen scheint klar zu sein, dass Richard Heaton mein Freund ist.“
Natürlich war Quinn das klar. Er war nicht glücklich darüber, und ihr Vater auch nicht, aber aus unterschiedlichen Gründen. Rome wollte nicht, dass eine seiner Töchter mit einem so skrupellosen Mann wie Richard Heaton liiert war. Und Quinn gefiel es nicht, dass Harrie überhaupt mit jemandem liiert war.
Er blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Wieder einmal stellte er fest, wie schön sie war. Doch das war noch längst nicht alles. Sie hatte auch noch ganz andere Qualitäten.
Trotz der Meinungsverschiedenheiten an diesem Nachmittag liebte sie offenbar ihren Vater sehr, und sie war ihm auch eine gute Rechtsanwältin und juristische Beraterin. Außerdem verstand sie sich gut mit ihren Schwestern und Romes persönlicher Assistentin. Und sie war ihren Freunden gegenüber sehr loyal, auch wenn diese Freunde, wie beispielsweise Richard Heaton, keine Loyalität verdienten. Harrie Summer muss man einfach gern haben und respektieren, sagte Quinn sich. Schade, dass sie ihn nicht ausstehen konnte!
„Ja, vermutlich haben Sie recht“, erwiderte er schließlich gelassen.
„Dann müssen Sie damit rechnen, dass ich nicht tatenlos zusehen kann, wie Sie und mein Vater seine Karriere ruinieren“, stellte sie spöttisch fest.
An ihrer Stelle würde ich sicher genauso reagieren, überlegte er. „Sie haben Ihrem Vater versprochen, das Gespräch vertraulich zu behandeln“, erinnerte er sie angespannt.
Sie verzog das Gesicht. „Richtig“, antwortete sie kühl.
„Aber?“, fragte Quinn vorsichtig.
„Das hindert mich nicht daran, selbst Recherchen anzustellen. Ich will herauszufinden, ob Ihre Behauptungen wahr sind.“
Quinn hatte so etwas erwartet. Er konnte es sogar verstehen. „Und was machen Sie, wenn es wirklich wahr ist?“
Sie atmete tief ein. Die Möglichkeit schien ihr nicht zu gefallen. „Das kann ich erst beantworten, wenn ich alle Fakten kenne“, erwiderte sie entschlossen.
Glaubte Harrie Summer vielleicht, sie sei ernsthaft in diesen Mann verliebt?
„Darf ich Sie zum Abendessen einladen?“, hörte er sich zu
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