Bettgeflüster
war offenbar mit seiner Erklärung für Harries Anwesenheit nicht zufrieden.
Corinne würde sich sicher nicht freuen, wenn sie wüsste, weshalb ich wirklich hier bin, überlegte Harrie.
„Harrie ist auf unserer Seite“, versicherte er seiner Schwester und warf Harrie einen warnenden Blick zu, als sie etwas sagen wollte. „Rome wird uns helfen, und verständlicherweise will Harrie sich nur vergewissern, dass rechtlich alles einwandfrei ist.“
In Harries Augen blitzte es ärgerlich auf. Sie schwieg jedoch. Während sie Corinne musterte, fiel ihr auf, wie angespannt die Frau war. Sie konnte die Hände nicht ruhig halten. Sie hatte dunkle Ränder unter den Augen und einen gequälten Zug um den Mund. Corinne Westley wirkte, als wäre sie einem Nervenzusammenbruch nahe.
Soll ich wirklich glauben, dass Richard daran schuld ist? fragte Harrie sich. Richard war charmant, liebevoll und immer zu Späßen aufgelegt. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er jemanden erpresste. Aber Quinn war offenbar von Richards Schuld überzeugt, Harries Vater auch.
Corinne schluckte und schüttelte den Kopf. „Ich habe lange nachgedacht, Quinn.“ Sie seufzte. „Wahrscheinlich ist es am besten, ich trenne mich von David …“
„Nein!“, protestierte Harrie und war selbst überrascht über ihre Reaktion.
Sie spürte instinktiv, was für ein wertvoller Mensch Corinne Westley war. Sie war bereit, den Mann aufzugeben, den sie liebte, um seine politische Karriere nicht zu gefährden.
„Es ist nett, dass Sie das sagen“, antwortete Corinne leise, „doch ich habe letztlich keine andere Wahl.“ Sie schüttelte wieder den Kopf, und ihr blondes Haar legte sich wie ein seidiger Umhang um ihre Schultern. „Wenn ich mich von David trenne …“
„Glauben Sie wirklich, es wäre eine gute Lösung?“ Wieder unterbrach Harrie sie. „Wenn dieser Mann ernsthaft vorhat, Sie zu erpressen, und Ihnen damit droht, Davids Karriere zu beenden, wenn Sie nicht mit ihm zusammenarbeiten …“
„Oh, er meint es sehr ernst.“ Corinne erbebte. „Das hat er mir klar und deutlich zu verstehen gegeben.“
Der Gedanke, dass Richard zu so etwas fähig sein sollte, tat Harrie weh. Sie atmete tief ein. „Dann müssen Sie damit rechnen, dass er die Geschichte trotzdem veröffentlicht.“ Harrie war fest davon überzeugt, dass ein Artikel über Corinnes Vergangenheit in der Zeitung ihres Vaters nicht erscheinen würde. Aber es gab genug andere Verleger und Redakteure, die so eine Skandalgeschichte geradezu begeistert aufgreifen würden. „Davids Karriere wäre sowieso ruiniert, ob Sie aus seinem Leben verschwinden oder nicht“, fügte sie ruhig hinzu. „Es ist doch bekannt, dass Sie und David diesen Sommer heiraten wollen.“
„Ja, Corinne, Harrie hat recht“, mischte Quinn sich ein. Er hatte sich bequem zurückgelehnt und eine Zeit lang nur zugehört.
Er war sich sicher gewesen, dass Harrie anfangen würde, an Richards Unschuld zu zweifeln, sobald sie mit seiner Schwester geredet und selbst gesehen hätte, wie sehr Corinne litt.
Harrie war jedoch fest entschlossen, an Richards Unschuld zu glauben, bis er selbst zugab, dass es stimmte, was man ihm vorwarf. Wie sollte sie ihn dazu bringen? Wenn sie Richard geradeheraus fragte, ob die Anschuldigungen wahr seien, würde sie ihm praktisch die versuchte Erpressung unterstellen. Aber solange sie nicht völlig sicher sein konnte, dass er unschuldig war, würde sie nicht so unbefangen mit ihm umgehen können wie bisher.
Dieser verdammte Quinn McBride, dachte sie ärgerlich. Sie war hier die Verliererin, egal, wie sie sich entschied.
„David wird gleich hier sein“, erklärte Corinne. „Wir wollen essen gehen. Ich hatte vor, ihm bei der Gelegenheit vorzuschlagen, die Beziehung zu beenden …“
„Aus den völlig falschen Gründen“, fiel Harrie ihr ins Wort. „Mir ist klar, wie belastend die Situation für Sie ist“, fügte sie sanft hinzu. „Aber ich an Ihrer Stelle würde mit einer Entscheidung noch warten.“
„Ja, der Meinung bin ich auch“, erklärte Quinn. „Nur noch einige Tage, Corinne, höchstens eine Woche.“
Harrie blickte ihn scharf an. Was für einen Plan hatten er und ihr Vater am Nachmittag entwickelt? Quinn erwiderte ihren Blick ruhig und mit undurchdringlicher Miene. Eine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage würde sie bestimmt nicht erhalten. Und da sie sich von ihrem Vater nicht besonders freundlich verabschiedet hatte, würde auch er ihr nichts verraten.
Wenn sie
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