Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
gelegt, die als Couchtisch dient, und ihm gerade alles erzählt, was ich über den Bergmann herausgefunden habe. Die leer gegessenen Schnitzelteller stehen neben uns auf dem blanken Holzboden. Dass ich mich ziemlich fest an Basti lehne, merke ich erst, als sich mein vermeintliches Polster leicht hebt und senkt. Erschrocken tue ich so, als würde ich mich zu meiner Tasse vorbeugen, und achte beim Zurücklehnen sehr genau darauf, ihn nicht wieder zu berühren.
»Magst du nichts?«, frage ich, als mir nach der zweiten Tasse Champagner auffällt, dass Sebastian nur eine Flasche Wasser vor sich stehen hat.
»Nein, ich trinke keinen Alkohol mehr.«
»Ah so?«
Eigentlich muss ich mir gar nicht die Mühe machen, meine Stimme fragend zu heben, weil ich mich schon daran gewöhnt habe, dass etwas Persönliches aus diesem Kerl sowieso nicht rauszukriegen ist. Die dritte Folge Monaco Franze ist zu Ende, und die Titelmelodie düdelt in Endlosschleife über dem Hauptmenü. Keiner von uns macht allerdings Anstalten, das zu ändern, Basti hängt völlig unbeweglich in der Sofaecke und ich daneben, schon ein wenig breit vom Inhalt der Blechtasse. Ich finde es ziemlich angenehm, nichts zu sagen, und träume ein bisschen vor mich hin.
»Ich glaube, ich muss dann mal gehen«, sage ich ein wenig beduselt und nicht besonders überzeugt vor mich hin.
»Freilich«, brummt Basti.
»Wird nur recht ungemütlich sein bei Tante Caro, so ohne Heizung.«
»Freilich.«
Wieder Schweigen, und wir gucken beide nach vorn, als wäre das Gesicht von Helmut Fischer der spannendste Psychothriller überhaupt.
»Der ewige Stenz. Ein bisschen wie der Janni, oder?«
»Mhm.«
»Inzwischen tut er mir übrigens fast leid. Ich hab noch nie vorher jemandem aufs Maul gehauen.«
Basti legt ganz kurz seine Hand auf mein Bein, und bei mir klingeln sofort die Alarmglocken. Aber er klopft mir nur kurz beruhigend auf den Oberschenkel und nimmt dann wieder seine Wasserflasche in die Hand, den Hinterkopf völlig entspannt nach hinten auf die Sofalehne gelegt.
»Nur dem Janni, weil er keine Ruhe gegeben hat. Dabei bin ich nicht so eine.«
»Natürlich nicht.«
»Ich habe auch noch nicht mit so vielen Männern geschlafen.«
»Ich auch nicht.«
Ich kichere und lehne jetzt auch den Kopf zurück, allerdings an Bastis Schulter, weil ich zu klein bin für die Sofakante. Es ist ganz angenehm, nebeneinander so nach vorn zu gucken, auf den Fernseher. Und ich höre mir erstaunt selbst zu, wie ich erst rede und dann denke.
»Der Oliver und ich, wir schlafen auch nicht so oft miteinander. Zu viel Stress in der Arbeit.«
Und weil er immer noch verheiratet ist. Aber das muss ich dem Basti ja nicht unbedingt erzählen.
»Aber das braucht’s auch nicht. So viel Sex, meine ich. Arbeiten macht mir mehr Spaß.«
»Das kannst du machen, wie du willst. Ich will sowieso nichts von dir«, lässt Basti mich wissen. Wie bitte? Das war doch umgekehrt gemeint!
»Und ich auch nicht von dir!«
»Na, dann passt’s ja.«
Wieder Schweigen.
»Basti?«
Die nächste Blechtasse Veuve Clicquot und die Erkenntnis, dass den Basti nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringt, machen mich noch gesprächiger.
»Ich muss hier so schnell wie möglich weg, mein Freund war schon ganz sauer, dass ich nicht in der Arbeit bin.«
»Freilich. Ihr seids praktisch ein Familienbetrieb.«
»Wie, ein Familienbetrieb?«
»Ja, du und dein Freund in einer Firma, das ist ein Familienbetrieb.«
Ich überlege kurz und finde, Familienbetrieb klingt irgendwie spießig.
»Aber, das ist doch etwas ganz anderes als jetzt zum Beispiel bei der Kati. Wir sind ja jetzt kein traditioneller Betrieb, sondern eine ganz andere Branche.«
»Vielleicht. Aber du kannst trotzdem nicht mehr aus.«
Jetzt ist es an mir, wortkarg zu werden.
»Hm.«
Der Basti drückt mich aufmunternd an der Schulter.
»Aber wenn man sich verträgt, ist es super. Ihr vertragts euch doch, oder?«
»Ja, schon.«
»Ihr seids ja auch schon lange zusammen, oder?«
»Ja, natürlich. Zwei Jahre!«
Und er hat sich immer noch nicht von seiner Frau getrennt! Ich rutsche ein Stück tiefer, weil da so eine Kuhle ist, zwischen Bastis Schulter und Achselhöhle, in die mein Kopf noch besser hineinpasst.
»Du, Basti?«
»Hm?«
»Jetzt mal abgesehen von Oliver – warum willst du eigentlich nichts von mir?«
Basti seufzt, aber mehr so behaglich, und legt umständlich das rechte Bein über das linke, wackelt mit den Zehen, und legt dann das
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