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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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linke Bein über das rechte. Nach der ganzen Umschichterei wartet er kurz und meint dann: »Weil du wie ein Fisch bist.«
    »Wie ein Fisch? Ich hasse Fisch!«
    »Stimmt aber. Also, einmal hast du diesen wahnsinnigen Drang zu Höherem. Und dann hast aber trotzdem total Angst vor den Leuten.«
    »Ich hab keine Angst.«
    »Freilich. Früher jedenfalls, als du in den Ferien hier warst, da hast du saumäßig vor uns Schiss gehabt, und irgendwo muss die ja hin sein, die Angst. Wie ein Vogel hast du immer geschaut, und dann hast dich schnell wieder bei deiner Tante im Garten versteckt. Wir haben’s echt probiert, aber du hast dich einfach nicht getraut. Und heute haust du dafür den Leuten aufs Maul, wenn dir nichts mehr einfällt.«
    »Aber ich hab doch gesagt, dass ich das vorher noch nie gemacht habe!«
    »Na ja, die Insel holt halt aus den Leuten die ganz anderen Seiten hervor.«
    »Gut, ich bin also ein Fisch. War’s das? Ich verstehe es nämlich immer noch nicht ganz«, frage ich, unsicher, ob Grund besteht, das Gespräch beleidigt abzubrechen. Aber eigentlich ist mir ganz warm und behaglich, auch wenn es gerade ein bisschen ans Eingemachte geht.
    »Nein, das war’s noch nicht.«
    Basti nimmt einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche und lehnt sich dann nach vorn, um sich sein Tabaksäckchen zu holen. Ich rutsche hin und her, um wieder eine halbwegs gemütliche Position zu finden. Basti schaut konzentriert auf seine Finger, die etwas Tabak auf einem Blättchen verteilen, fährt damit an der Zungenspitze entlang, rollt die Kippe eng zusammen und steckt sie wieder in seinen Haarsalat. Dann dreht er sich zu mir, atmet tief ein und schaut mich an.
    »Und noch was passt nicht zusammen. Du ziehst hier ständig eine Riesenlätschn 21 , aber fahren tust auch nicht. Warum bist denn überhaupt hergekommen, wenn du dich so wohlfühlst in deiner Stadt? Und du machst dir echt Sorgen um deine Tante, auch wennst vor dir selber so tust, als wär das nicht so.«
    Das ist jetzt ziemlich viel auf einmal. Aber Basti spricht in so einem beruhigenden Tonfall, dass ich mich unmöglich darüber aufregen kann.
    »Du bist nicht zu greifen. Wie ein Fisch eben. Und weil ich dich eh nicht festhalten könnt, darum will ich auch nichts von dir.«
    »Diedidum, didumdideldumm diedidel diediedumm diedummdideldumm«, macht die Titelmelodie, und Bastis Arm liegt schwer auf meiner Schulter. Und zwar, wie ich jetzt weiß, definitiv ohne Hintergedanken. Ich frage mich nur, warum ich jetzt nicht erleichtert bin, sondern enttäuscht.
    »Das ist auch gut so«, schiebe ich daher nach. »Dann wird wenigstens keiner von uns unglücklich. Ich würde ja mit dir auch nichts anfangen, und wenn es mir noch so langweilig wäre auf dieser blöden Insel.«
    »Du, pass auf, was du sagst!«, antwortet Basti. Und ich denke mir, ha, mir einen reinwürgen von wegen Fisch, aber selber keine Kritik vertragen, und meine: »Wieso, ich habe doch gar nichts gegen dich gesagt!«
    »Ja, das wär mir auch wurscht. Aber gegen die Insel darfst nicht schimpfen, das dürfen nur die Insulaner. Jedenfalls solange du hier bist, danach kannst du dir dann das Maul zerreißen, wie du willst.«
    »Ah. Ist das so ein ungeschriebenes Gesetz, so wie: Wem es jetzt gefällt, dem gefällt es immer? Und: Die Insel holt immer die unbekannte Seite aus dir heraus?«
    »So ist es. Aber wenn du willst, dann fahr ich morgen mit nach München, ich habe eh um zehn einen Termin in der Stadt«, entgegnet Basti und klingt dabei so wenig streitsüchtig, dass ich das einfach mal akzeptiere. Als Inselhausordnung. Gut. Außerdem finde ich, dass ein wenig der Schwung raus ist. Jetzt noch mal damit anfangen, warum ich nichts von ihm will? Der Zug ist irgendwie abgefahren. Ich gieße mir lieber noch einmal nach, darauf bedacht, etwas in der Flasche zu lassen.
    »Gut. Kommst eben morgen mit, dem Bergmann auf den Zahn fühlen«, wechsle ich das Thema. »Hilfst du mir vorher den Porsche in Rosenheim holen?«
    »Das schaffen wir nicht. Das machen wir übermorgen. Aber erst finden wir die Caroline.«
    Plitsch. War das wirklich der letzte Tropfen Champagner?
    »Oh. Schade.«
    »Jetzt gibt’s aber nix mehr, du Rauschkugel.«
    »Schon gut.«
    Ich hänge ziemlich bedient auf dem Sofa, seitlich auf Bastis Bauch gelehnt, der sich hebt und senkt in ruhigen Atemzügen. Ich nehme meine linke Hand hoch und berühre seine, die auf meiner Schulter liegt, und sie ist schon wieder so wärmflaschenkuschelwarm wie der ganze

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