Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
gibt den Löffel ab, damit er diesen scheußlichen Kasten hinstellen kann«, fasst Zoran das Bisherige in einem Satz zusammen, knallt das Blatt wieder auf den Tisch und wirft seinen Hut darauf, dass der Gamsbart nur so wippt. »Aber das geht nix. Einmal weil ich bin Vorsitzender von Heimatverein, und mit so eine Sauerei kann ein Mann mit Tradition nicht leben, und zweitens, wenn ein Investor hier hat Erfolg, dann kommt der nächste schneller daher, als ich fahre durch den Karawankentunnel, und die will ich hier nicht haben. Denn dann geht es für Spekulanten bergauf und für die Einheimischen bergab. Grundstückspreise hoch, Miete hoch, Essen hoch, und am Schluss kann sich die Insel keiner mehr leisten. Wie auf Sylt.«
»Aber warum«, fragt jetzt der Hans und zeigt auf das Bild der kranken Tante Caro, »warum fahren wir nicht einfach hin, reden mit ihr und holen sie da raus?«
»Weil sie eine Patientenverfügung unterschrieben hat, und ohne den Doktor Bergmann geht nichts. Und der will sie natürlich sterben lassen, damit er sein Hotel bauen kann«, antwortet Basti.
»Aber – das Haus ist doch ein Schmuckstück, das kann man doch nicht einfach plattmachen, oder?«, frage ich in die Runde.
Hans zuckt mit den Schultern. »Mei, Denkmalschutz gibt es jedenfalls keinen hier.«
»Ich kann meine Schwester fragen, ob sie was darüber schreiben will. Das muss an die Öffentlichkeit!«, ereifert sich Kati.
»In der MIMI ? Meinst, des liest wer, in so einem bunten Bumsblattl?«, meint jetzt der Hans.
»Ins Fernsehen hinein, das müssen wir«, haut Zoran auf den Tisch. »Und ich weiß auch schon, wer kann uns da helfen!«
Ich finde die Idee mit dem Fernsehen ehrlich gesagt ganz gut und weiß nicht, warum Kati Lochbichler auf einmal so laut wird: »Du meinst jetzt aber nicht deinen Schwiegersohn, oder? Du weißt doch, dass der Hubsi einem das Wort im Mund umdreht!«
»Passt du bloß auf«, kommt jetzt beim Zoran der Kroate durch, »der Mann von meine Molly, der ist für mich Familie!«
»Familie schon, guter Journalist? Nein!«
»Aber – Fernsehbeitrag, das klingt doch super, was gibt es denn dagegen zu sagen?«, wage ich einzuwenden und schaue über die bedenklich flackernde Gewitterkerze von der Kati zum Zoran und zurück.
»Was es dagegen zu sagen gibt? Bevor er die Tochter vom Zoran geheiratet hat, hat der Hubsi mich mal in einem Beitrag in die Pfanne gehauen, weil er bei mir nicht gelandet ist! Dann hat er die Molly rumgekriegt, weil die einfach nicht besonders wählerisch sein konnte.« Kati springt auf und rennt hinaus, der Schweizer ihr nach.
»Hast du was gegen meine Molly?«, brüllt Zoran hinter ihnen her, und ich habe auf einmal ziemliche Kopfschmerzen. Na toll. Es ist Viertel nach zwölf, und jetzt wissen zwar alle Bescheid, aber einen richtigen Plan haben wir immer noch nicht. Basti stupst mich unter dem Tisch an und hält mir sein Wasser hin.
»Das ist noch gar nix. Solltest mal bei einer Gemeinderatssitzung dabei sein«, flüstert er. »Die Kati hat damals einiges mitgemacht, die hat der Hubsi total über den Tisch ziehen wollen. Dafür darf er sich hier auch nicht mehr blicken lassen.«
»Also, wennst mich fragst, ich kann jetzt nimmer«, meldet sich die Lechner-Oma matt zu Wort. »Du schlafst ja eh bei uns, da kannst mir morgen früh erzählen, wie’s weitergangen ist.«
Die Emerenz ruckt mit dem Kopf. »Aber wenn du jetzt gehst, wie kommt dann das Sefferl ins Haus?«
»Ich leg den Schlüssel in den Blumenkasten vor der Küch, viel zu holen gibt bei uns ja eh nicht, und aufgramt ist ja angeblich auch ned«, blitzt die Lechner-Oma die Emerenz an, legt sich ihr Kopftuch über den Dutt, und weg ist sie.
»Und ich denke, wir sollten sofort morgen früh weitermachen. Die Zeit drängt!«, sagt Basti, der Wasser aus der Flasche trinkt und wahrscheinlich deshalb einfach noch am meisten Durchblick hat.
»Wir müssen uns um das Hotelprojekt kümmern und darum, dass der Bergmann keinen Fuß auf den Boden bekommt. Die Helga sollte schauen, wie schlimm es wirklich um die Caro steht. Und die Josepha und ich behalten den Überblick. Und jetzt machen wir Feierabend.«
»Und ich?«, kräht jetzt die Emerenz. »Was ist meine Aufgabe?«
»Liebe Emerenz«, wähle ich meine Worte sorgfältig, »du bist dafür zuständig, herauszufinden, welchen Status das Schloss vom König Ludwig auf der Herreninsel hat, Weltkulturerbe, Denkmalschutz, et cetera et cetera. Weil den Leuchtturm vom Bergmann, den wird man auch
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