Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Sommer, die Übernachtung für zwei Mark. Aber außer dieser Erkenntnis finde ich nichts Interessantes. Aus den Augenwinkeln sehe ich auf dem Bettüberwurf meinen Computer liegen. Es ist Zeit, mit Oliver zu reden. Ihm Bescheid zu sagen, dass ich für nichts in der Welt diese alte Dame fragen werde, ob sie mir ihr Haus jetzt schon überschreibt, und dass ich Lila nicht herauskaufen werde.
Das nächste Buch knackt, als ich es aufschlagen will, weil es anscheinend noch nicht oft geöffnet worden ist. Nur auf der ersten Seite finde ich drei Einträge: G. V. Dollmann. J. Hofmann. L. Meicost, vom elften bis zum achtzehnten Mai. Sieht so aus, als hätte Bastis Urururoma beschlossen, ab dem Frühjahr 1878 das Doppelte zu verlangen, jedenfalls kostet bei diesen Herrschaften die Übernachtung plötzlich vier Mark. Anscheinend stieß sie damit auf einigen Widerstand, denn von 1878 finde ich ein zweites Buch, vollgeschrieben, das ganz normal mit zwei Mark pro Übernachtung weitergeführt worden ist. Aber – hilft mir das irgendwie weiter?
Frustriert werfe ich die zwei Bücher aufs Bett und marschiere mit dem Laptop in die Küche.
Das Himmelbett mit der schlafenden Caro thront in der Mitte, wo sonst der große Tisch steht, damit sie vom Kopfende aus auf den See gucken kann.
Janni und Dieter sitzen einträchtig nebeneinander auf dem Sofa, Vokuhila neben Glatze, und sehen nicht auf, als ich hereinkomme, so sehr sind sie ins Gespräch vertieft.
»Eine Riva …«, sagt der Janni gerade, »die kost dich schon mal a halberte Million. Mahagoni, verstehst, alles Mahagoni nur vom Allerfeinsten. Und dann an Dreihunderter hinten dran, und du bist in dreißig Sekunden in Seebruck!«
»Dieter, kann ich dich mal sprechen«, frage ich und winke ihn in den Flur, »warum bist du eigentlich immer noch da? Ich habe den Krankenwagen nur für einen Tag gemietet.«
Dieter kommt zu mir geschlurft und kratzt sich den Unterarm mit dem großen Anker darauf.
»Tja, ich finde das ganz knorke bei deinem Tantchen. Und diese Motorboote sind eine ganz neue Welt für mich. Wir können doch morgen zusammen zurückfahren.«
»Das geht nicht, Dieter. Ich muss noch ein paar Tage bleiben«, meine ich nervös. Mir ist ziemlich unbehaglich bei dem Gedanken an das Gespräch mit Oliver. »Aber ich muss jetzt bei Oliver anrufen. Er muss Bescheid wissen, dass wir nicht in der Firma sind. Und dass ich …« Ich rede nicht weiter, aber Dieter sieht meinen Blick und legt den Arm um meine Schultern.
»Komm schon, Joe, was will er denn schon machen. Der wird dich nie hergeben wollen, dann wäre er echt bescheuert.«
Weil ich mir nicht sicher bin, ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist, nicke ich einfach mal und bin aber ausgesprochen erleichtert, als ich sehe, dass Oliver nicht online ist.
»Dann eben nachher.«
»Dann eben nachher«, nickt Dieter und schlurft wieder zurück zu Janni aufs Sofa.
Eigentlich wollten Anneliese, Basti und ich nur eine kleine Runde einberufen, um Tante Caro zu schonen, aber David bringt trotzdem Prosecco, Wein und Aperol und für Tante Caro eine Mousse von der Räucherrenke mit, zu essen wie ein kleiner Pudding. Auf dem Küchenbuffet dampfen drei Warmhaltebehälter vom Wirtshaus am See : Pfannkuchensuppe, knusprige Schweinebratenscheiben und eine Batterie dümpelnder Kartoffelknödel.
»Fleisch«, seufze ich begeistert, setze mich neben Basti und nehme mir eine zweite Portion. Und danach einen Nopi, zur Verdauung, und dann noch einen und noch einen, zum Spaß. Zoran, Boni, Hans, jeder der Insulaner kommt vorbei, stellt eine Kleinigkeit für Tante Caro auf den Tisch und gratuliert mir zur gelungenen Aktion.
»Jetzad bleibst aber schon noch über Weihnachten«, meint Boni.
»Mindestens bis zum Christkindlmarkt! Der ist eh immer nur am ersten und zweiten Advent«, schlägt Zoran vor.
»Silvester, nicht vergessen! Bei uns im Hotel!«, lädt mich Hans Leutheuser ein, und ich nicke allen zu, weil ich heute Abend niemand vor den Kopf stoßen will. Jeder flüstert und schleicht auf Wollsocken herum, um nicht zu viel Krach zu machen, und Tante Caro liegt in der Mitte wie eine Diva. Ich fühle mich total tiefenentspannt und rufe in die Runde: »Soll ich euch mal meinen Plan verraten, wie wir den Bergmann endgültig ausbooten können?«
»Logisch!«, freut sich Boni. »Aber die Helga ist noch ned da. Da kannst doch sicher noch schnell warten, oder?«
»Klar«, meine ich, Nopi-selig und vollgefressen.
»Dein Computer will was von
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