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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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schwarzen Gouvernantenkleid. Ich drehe die Puppe um und vergesse die Gouvernante, denn das Kleid hat einen Rückenausschnitt bis nach Timbuktu.
    Ich schnappe mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, parke mich auf einen Barhocker und überlege. Was genau ist das hier? Ist »Der Süden« schlicht und einfach: ein Puff? Und die Bücherregale? War Tante Caro eine Art intellektuelle Puffmutter? Eine Prostituierte?
    Anneliese klingt außerordentlich eingeschnappt, als ich sie anrufe, aber immerhin geht sie ans Telefon.
    »Die Caro eine Fünferlfanny? Ich bitt dich, niemals! Die hat doch außer dem Franz nie einen angeschaut!«
    »Aber was war denn dann ›Der Süden‹ – ein Stundenhotel?«
    »Nein. Ah wo. Eher so eine Art – Asylantenheim. Für Liebespaare.«
    »Warst du da auch einmal zu Gast?«
    Die Anneliese sagt nichts, aber mir ist fast, als könnte ich spüren, dass sie den Telefonhörer ein bisschen fester packt.
    »Wahrscheinlich die halbe Insel, oder?«, rate ich. Wieder Schweigen. Aber: Keine Antwort ist auch eine Antwort. »Und was hat die Caro dafür verlangt?«
    »Jeder hat ihr gegeben, was er gehabt hat. Das war von ihr mehr ein Akt der Nächstenliebe als ein Geschäft, weil sie halt gewusst hat, wie das ist, wenn man einen liebt, den wo man nicht lieben darf. Und dass man manchmal einfach einen Platz braucht, wo man sich sehen kann.«
    »Also warst du doch mal da?«
    Die Anneliese seufzt. »Mei, Sefferl, was willst denn machen. Wennst jung bist, und alle schauen auf dich auf der Insel, musst du doch trotzdem ausprobieren, ob du dich mit jemandem vertragen tust. Also, auf der geistigen Ebene und auch anders.«
    »Du meinst, ob’s auch im Bett stimmt?«
    Die Anneliese räuspert sich. »Weißt, früher hast dich als junges Mädel oder alleinstehende Frau nicht so leicht davonschleichen können auf d’Nacht, da war alles gleich ein geschlampertes Verhältnis. Wir haben des nicht einfach rausfinden können wie zum Beispiel der Basti und du.«
    Ich spüre, wie mir ziemlich heiß wird.
    »Wie meinst jetzt ›rausfinden‹?« Ich starre irritiert in das, was ich für eine Besteckschublade gehalten habe – ich habe noch nie so einen gewaltigen Vorrat an Kondomen gesehen.
    »Ja, ob ihr halt zsammpassts oder nicht, das ganze Geschnacksel muss ja für was gut gewesen sein, die letzten Tage, oder? Warum war er denn sonst so auf hundertachtzig, wegen deinem boyfriend , deinem zwielichtigen? Meinst, den Basti, den haut sonst irgendwas aus die Schuh?«
    »Ist ja gut, ist ja gut«, wehre ich ab, denn das Gespräch nimmt eine unerwartete Wendung, und ich springe auf und wandere ungeduldig mit dem Telefon herum. »Der Basti und ich, das mag schon sein, dass das mal kurz harmoniert hat …«
    »Jawohl, in den höchsten Tönen!«, muss mir die Anneliese jetzt noch reindrücken, und ich kann auf einmal sehr gut verstehen, warum man in diskreten Liebesangelegenheiten manchmal tatsächlich von der Insel fliehen muss.
    »… aber das hat keine Zukunft. Das sind einfach zu verschiedene Welten.« Ich drücke den Zünder am Ofen, um mir noch eine Runde Schweinebraten aufzuwärmen, und die Flamme springt an. Basti muss tatsächlich die Gasrechnung gezahlt haben. »Aber danke, Anneliese, dass du mit mir geredet hast, obwohl ihr mir alle bös seid.«
    »Ja. Mach’s gut, Sefferl.«
    »Mach’s gut, Anneliese.«
    Der Abschied klingt irgendwie endgültig, und ich muss mich zusammenreißen, um nicht schon wieder die Fassung zu verlieren.

Ich tue mich schwer mit der To-do-Liste für morgen. Deshalb plündere ich zuerst den Kühlschrank und mache mir noch ein Bier auf. Sehr viel lieber würde ich eine »Es tut mir leid«-Liste schreiben und an alle Insulaner schicken, eine »Ich bin nicht so, wie ihr denkt«-Liste, aber ich weiß ganz genau, was dieser sturschädelige Verein damit machen würde. Nämlich nichts. Meinung gebildet, Josepha abgeschrieben, weiter im Programm. Allen voran der Schmied, und da bin ich selbst schuld und zu Recht sauer auf mich – wie habe ich es zulassen können, dass ich mich an diese lebende Wärmflasche dermaßen gewöhne? Warum habe ich ihn Sachen mit mir machen lassen, an die ich jetzt, inmitten dieses erotischen Gemischtwarenladens, den meine Tante hier aufgebaut hat, permanent denken muss? Basti hier, Basti da, dieser sanfte Bärensex, diese Gefühlslawinen auslösenden Zärtlichkeiten, sein Pelz, seine Kraft, sein Hintern, sein Gesicht mit Bart, sein Gesicht ohne Bart, diese Stimme, diese

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