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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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folgende, von allen Mitgliedern des Hohen Rates von Sanctuary autorisierte Demonstration simultan über die wichtigsten Sendestationen der Vereinigten Staaten ausgestrahlt, indem sie die laufenden Sendungen überlagert.«
    Caroline Renleigh tippte Codes in ihre Konsole ein. Will Sandaleros sprach über eine geheime ComLink-Leitung mit dem Team für innere Sicherheit, einer Gruppe, die so selten in Erscheinung trat, daß die meisten Leute vergessen hatten, daß sie überhaupt existierte – was Will freie Hand bei ihrer Ausweitung gelassen hatte. Auf jedem ComLink in Sanctuary und auf jedem ComLink der Erde, auf dem einer der fünf seriösen Machersender lief, erschien das Bild des verlotterten Kagura-Orbitals, das Sanctuary von den Japanern gekauft hatte und dessen Name ›Gottesmusik‹ bedeutete.
    Zu dem Bild von Kagura war Jennifers Stimme zu hören. »Hier spricht der Hohe Rat von Sanctuary. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat für morgen früh eine Invasion der Orbitalstation Sanctuary in Form einer sogenannten Friedensdelegation angekündigt. Doch es kann keinen wahren Frieden geben, solange physischer und wirtschaftlicher Zwang herrscht. Wir haben uns nicht damit einverstanden erklärt, diese Delegation zu empfangen. Wir sind ein friedliebendes Volk, das jedoch in Ruhe gelassen werden will. Wenn die Vereinigten Staaten diesem Wunsch nicht nachkommen, würden sie es sein, die damit effektiv den Erstschlag führen wollen. Doch wir werden nicht zulassen, daß Sanctuary angegriffen wird.
    Um diesen Angriff zu verhindern und um zu veranschaulichen, wie weit wir gehen würden, um unsere Heimat zu verteidigen, bietet Sanctuary die folgende Demonstration an. In den Medien der Vereinigten Staaten werden seit langem Spekulationen darüber angestellt, welche Waffen Sanctuary allenfalls zu seiner Verteidigung einsetzen könnte. Wir wollen jedoch nicht, daß diese Frage Thema von Spekulationen wird. Wir wollen nicht, daß unsere Abspaltung von den Vereinigten Staaten von der Unterstellung besudelt wird, wir würden elementare Informationen zurückhalten. Was wir hingegen wollen, ist die Vermeidung von Krieg mit Hilfe einer Demonstration, wie schrecklich ein solcher Krieg ausfallen könnte.
    Sie sehen auf dem Bildschirm das Kagura-Orbital, das sich jetzt im Eigentum von Sanctuary befindet. Es leben keine Menschen mehr auf der Station, nur noch Tiere: Nutztiere, Insekten zur Bestäubung von Pflanzen, Vögel und Reptilien zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts und verschiedene Nagetiere.«
    Jede Holobühne und jeder Bildschirm zeigte das Innere von Kagura, erst in einem Rundumschwenk der Kamera und dann in Nahaufnahmen von weidenden ZiegRindern und BisoRindern. Die Japaner hatten weniger Hemmungen beim Einsatz der Gentechnik als die Vereinigten Staaten; das Fleischvieh wirkte überernährt, langsam, saftig, zufrieden und dumm. Die Robotkameras folgten dem Flug eines Vogels und dem Krabbeln eines Insekts auf einem Blatt.
    »Auf dieser Orbitalstation befindet sich ein Depot eines durch die Luft verbreitbaren Organismus, den Gentechniker auf Sanctuary entwickelt haben. Der genetische Code dieses Organismus enthält einen Selbstzerstörungsmechanismus, der zweiundsiebzig Stunden nach seiner Freisetzung automatisch ausgelöst wird. Das Depot wird jetzt mittels Fernsteuerung von Sanctuary aus aktiviert.«
    Das Bild von Kagura ließ keine Veränderung erkennen, was Geräusche und Licht betraf. Eine von der Wartungsstelle ausgeschickte sanfte Brise bewegte ein paar Blätter. Das Tier, das hörbar daran herumkaute, eine BisoKuh, verdrehte die Augen, gab einen einzigen, angstvollen Schmerzlaut von sich und sank auf der Stelle in sich zusammen.
    Vögel fielen vom Himmel. Das Summen der Insekten verstummte. Innerhalb von zwei Minuten bewegte sich nichts mehr außer den Blättern der Bäume, die im leichten, tödlichen Wind raschelten.
    Gelassen fuhr Jennifer fort: »Die Orbitalstation Kagura steht jeder wissenschaftlichen Expedition offen, die den Wunsch hat, das soeben erfolgte Geschehen nachzuprüfen. Bei einer Ankunft vor dem Ende der Zweiundsiebzigstundenfrist müssen vollständige Schutzanzüge getragen und äußerste Vorsicht angewandt werden. Wir raten jedoch zu einem Abwarten dieser Frist.
    Ähnliche Geheimdepots befinden sich in kleinere Einzeldosen aufgeteilt in den Städten New York, Washington, Chicago und Los Angeles.
    Wir warnen vor jedem Versuch, auf Sanctuary anzudocken oder die Orbitalstation in

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