Bettler 01 - Bettler in Spanien
während sich ein Team der Seuchenbekämpfung in Schutzanzügen umgehend auf dem Schauplatz des Vogeltodes einfand. Es stellte sich heraus, daß die Tauben Rattengift gefressen hatten, doch zu diesem Zeitpunkt hatten die aktuellen Sendungen den Bericht bereits durch die Nachricht von einem Rindersterben bei Fort Worth ersetzt.
Jennifer trat näher an den Schirm heran. »Sie können nicht planen. Nicht koordinieren. Nicht denken!«
Die Proteste innerhalb von Sanctuary hatten ihren Höhepunkt überschritten und klangen ab. Alle führend an den Protesten Beteiligten waren entweder in logische Argumentationen mit Ratsmitgliedern verstrickt oder in einem Gebäude, das Sandaleros’ Sicherheitstruppe unauffällig vorbereitet hatte, ›abgesondert‹ worden, oder sie hatten alle Hände voll mit dem Sammeln von Unterschriften auf den offiziellen Ablehnungsanträgen zu tun, mit denen man üblicherweise in Sanctuary seine abweichende Meinung ausdrückte. Das hatte sich bisher stets als ausreichend erwiesen.
»Die Bettler sind nicht fähig zu irgendeinem planmäßigen Vorgehen!« wiederholte Jennifer. »Nicht einmal dann, wenn es zu ihrem Besten wäre!«
Will Sandaleros lächelte ihr zu.
»Leisha«, sagte Stella schüchtern, »meinst du, wir sollten etwas zu… unserer Sicherheit tun?«
Leisha antwortete nicht. Sie saß vor drei ComLinks, auf denen drei verschiedene Sendekanäle eingestellt waren. Sie saß entspannt da, aber so in sich gekehrt, daß nicht einmal Stellas Schüchternheit – Stella! schüchtern! – zu ihr durchdrang.
»Ich hätte daran denken sollen!« sagte Jordan. »Ich hätte nicht… also, es ist schon so lange her, seit die Schlaflosen von Haß verfolgt wurden… Stella, wer ist diese Woche hier? Vielleicht könnten wir abwechselnd Wachen übernehmen, für den Ernstfall, also, was ich meine…«
»Rund um das Anwesen liegt ein Y-Feld, Klasse sechs«, sagte Drew, »das von drei bewaffneten Wachtposten patrouilliert wird.«
Stella und Jordan starrten ihn an. Drew fuhr fort: »Seit heute früh. Bitte um Entschuldigung, daß ich es euch nicht gesagt habe. Aber ich hatte gehofft, ich würde mich irren und Sanctuary würde das nicht tun.«
»Wie konntest du überhaupt ahnen, daß sie etwas derartiges vorhatten?« fuhr Stella ihn an; ihre Bissigkeit war wieder da.
»Es war Kevin Baker, nicht ich. Er hat es geahnt.«
»Na klar, wer sonst«, schniefte Stella.
Jordan sagte: »Vielen Dank, Drew«, und Stella hatte den Anstand, ein wenig beschämt zu wirken.
Nur Leisha sagte nichts; sie saß absolut reglos da.
»Wir haben keine andere Wahl«, sagte Miri zu Nikos. Sie hockten in Raouls Labor zusammen, acht SuperS, die es bis hierher geschafft hatten, als die Ankündigung der Kagura-Demonstration wie ein Meteor auf Sanctuary eingeschlagen hatte. Einige von den anderen hatten sich zwischen Protestierenden und uniformierten Sicherheitskräften – seit wann gab es auf Sanctuary Uniformen? – den Weg zu Miris Labor gebahnt, und einige waren zu Nikos gerannt. Über alle Lautsprecher war der offizielle Befehl gekommen, die Gebäude nicht zu verlassen – seit wann gab es auf Sanctuary offizielle Befehle? Die jungen Leute aktivierten die ComLinks zwischen den drei Gebäuden.
Alle normalen Leitungen auf Sanctuary waren tot.
Miri sah Terry Mwakambe an, und in der nächsten Sekunde brach eine Wortkaskade aus Terry hervor, die Miri nicht für möglich gehalten hätte. Ein entfernter Winkel ihres Hirns, einer, der nicht erfüllt war von chaotisch durcheinanderwirbelnden Fäden, stellte fest, daß die Herstellung komplizierter Fluch- und Schimpfkanonaden eine enge Verwandtschaft mit mathematischen Reihen haben mußte, wenn Terry sie so mühelos beherrschte.
Er aktivierte augenblicklich das geheime Kommunikationsnetz, dessen Programmierung mit jeder auf Sanctuary existierenden Funktion die SuperS zwei Monate gekostet hatte. Doch nun stellte es eine zweite Führungsebene der Orbitalstation dar, so gut verborgen, daß sie von der ersten nicht entdeckt werden konnte.
»Nikos? Bist du da? Wer ist bei dir?«
Nikos’ Gesicht erschien auf dem Bildschirm. »Diane, Christy, Allen, James, Toshio.«
»Wo ist Jonathan?«
»Bei mir«, sagte Mark und schaltete sich in die Verbindung ein. »Miri, es ist passiert. Sie haben es wirklich getan.«
»Und was wollen wir unternehmen?« fragte Christy. Sie hatte den Arm fest um Ludie gelegt, eine der Elfjährigen, die weinte.
»Wir können gar nichts unternehmen«, sagte
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