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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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irgendeiner Weise anzugreifen. Falls das geschieht, betrachten wir einen Vergeltungsschlag als gerechtfertigt. Der Vergeltungsschlag wird in jener Form stattfinden, deren Zeuge Sie soeben geworden sind.
    Wir in Sanctuary verlassen Sie nun mit einem Gedanken eines Ihrer größten Staatsmänner, Thomas Paine: ›Wir kämpfen nicht, um zu versklaven, sondern um ein Land zu befreien und Raum zu schaffen für aufrechte Menschen.‹«
    Caroline Renleigh beendete die Übertragung.
    Unmittelbar darauf füllten sich die Bildschirme im Sitzungssaal mit Szenen aus dem Innern von Sanctuary. Die Menschen strömten in den zentralen Park, in dem am Gedächtnistag die Reden abgehalten wurden. Die Grünpflanzen waren nicht mit Gittern geschützt, und Jennifer, die die Vorgänge dort aufmerksam verfolgte, hielt es für ein gutes Zeichen, daß keine Pflanze zertrampelt wurde. Die Leute waren aufgebracht, aber nicht destruktiv. Sie betrachtete die Gesichter, eines nach dem anderen, und vermerkte den Grad ihrer Empörung.
    Mit Ausnahme der Ratsmitglieder, die dafür gestimmt hatten, der sorgfältig ausgewählten Studenten höheren Semesters, die für die Anlegung der Depots zuständig gewesen waren, und Will Sandaleros’ ebenso sorgfältig ausgewählter Sicherheitstruppe hatte niemand in Sanctuary von der bevorstehenden Kagura-Demonstration gewußt. Die Durchsetzung der Geheimhaltung war ein harter Kampf für Jennifer gewesen. Die gewählten Ratsmitglieder, die sich der Gemeinschaft zutiefst verpflichtet fühlten, waren der Meinung, die Waffe mit ihren Wählerschaften diskutieren zu müssen. Daraufhin hatte Jennifer an ihren eigenen Prozeß erinnert, als jemand innerhalb des alten Sanctuary in Cattaraugus County, jemand, dessen Identität nie bekannt wurde, den Eid auf Sanctuary Leisha Camden zugespielt hatte, noch ehe der Hohe Rat auf seine Veröffentlichung vorbereitet war. Das gleiche konnte wieder passieren. Und Richard Keller – Najla starrte mit grimmigem Blick aus dem Fenster, Ricky auf seine Füße – hatte derselben Leisha Camden Informationen über Sanctuarys Aktivitäten geliefert, wodurch er sie alle in Gefahr gebracht hatte. Das gleiche konnte wieder passieren! Und so war der Hohe Rat schließlich, wenn auch widerwillig, mit der Geheimhaltung einverstanden gewesen.
    »Sanctuary ist keine Kriegsmaschine!« schrie jetzt ein Gesicht ins ComLink. Es war Douglas Wagner, einst einer der allerersten Siedler auf der Orbitalstation und in seiner Jugend Friedensaktivist. Er besaß hervorragende Organisationstalente; er konnte sich als ein mächtiger Gegner erweisen.
    Will sagte: »Ich lasse ihn herausholen und rede später persönlich mit ihm.«
    »Aber unauffällig«, sagte Jennifer so leise, daß nur Will es hörte. »Nicht, daß es deswegen zu einem Massenauflauf kommt!« Sie bemühte sich, alle Bildschirme zugleich im Auge zu behalten.
    »Man hätte uns informieren müssen!« schrie eine Frau. »Wo gibt es denn noch einen Unterschied zwischen Sanctuary und der Bettlergesellschaft, wenn Entscheidungen, die uns alle angehen, plötzlich über unseren Kopf hinweg von einigen wenigen getroffen werden, ohne unser Wissen, ohne unsere Zustimmung? Wir sind keine Untertanen und wir sind keine Mörder! Davon war bei dem Unabhängigkeitsprojekt nicht die Rede, über das man uns informiert hat!« Eine kleine Gruppe Zuhörer versammelte sich um die Frau.
    »Ich kenne sie«, sagte Ratsmitglied Barcheski. »Will, laß sie hierherbringen, ich rede in einem Besprechungsraum mit ihr.«
    Ein Gesicht erschien auf Wills Sicherheits-ComLink und sagte: »Alles ruhig in Abschnitt B, Will. Die Leute scheinen einzusehen, daß die Demonstration zwar abstoßend aber notwendig war.«
    »Gut«, sagte Will.
    »Da kommen sie!« rief Ratsmitglied Dey aus.
    Eine Gruppe von Bürgern schritt entschlossen auf das Tagungshaus zu, das abgedunkelt worden war. Auf dem Bild, das die Überwachungskameras lieferten, konnte man verfolgen, wie die Bürger das Tor öffnen wollten, es noch einmal versuchten und erkannten, daß das Tagungshaus versperrt war. Eine sanfte, melodiöse Computerstimme erklärte ihnen: »Der Hohe Rat ist höchst interessiert an Ihrer Meinung zu der umstrittenen Demonstration von Sanctuarys Stärke, doch im Moment müssen wir uns auf die Reaktionen von der Erde konzentrieren. Bitte kommen Sie später wieder.« Die Schlaflosen sahen einander an: Empörung. Resignation. Wut. Angst. Jennifer las es aus ihren Mienen.
    Nach zehn Minuten lautstarker

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