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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Wir… unterscheiden uns von den Erwachsenen, und man behandelt uns auch anders. Wir haben Sanctuary übernommen, Ihrem Präsidenten alle Informationen über die biologischen Waffendepots bekanntgegeben, die Verteidigungssysteme Sanctuarys deaktiviert und den Kampf um Unabhängigkeit beendet.«
    »O mein Gott!« sagte Jordan. »Kinder!«
    »Falls Sie diese Botschaft erhalten, bedeutet das, daß wir SuperSchlaflosen von meiner Großmutter und dem Hohen Rat gefangen gehalten werden; wir glauben jedoch nicht, daß es für lange sein wird. Wie auch immer, wir werden nicht hier auf Sanctuary bleiben können. Aber es gibt keinen anderen Ort, wo wir hingehen könnten. Ich habe alles über Sie in Erfahrung gebracht, Leisha Camden, und auch alles über Ihren Schützling Drew Arien. Den lichten Träumer. Wir SuperS sind alle lichte Träumer, es ist zu einer maßgeblichen Komponente unserer Art zu denken geworden.«
    Leisha blickte Drew von der Seite an. Er starrte unverwandt auf Miranda Sharifi, und als sie den Ausdruck in seinen grünen Augen bemerkte, wandte Leisha sich ab.
    »Ich weiß nicht, was als nächstes geschieht und wann«, fuhr Miranda fort. »Vielleicht wird Sanctuary uns eine Raumfähre zur Verfügung stellen. Vielleicht läßt uns Ihre Regierung holen, oder ein kommerzielles Unternehmen, dem Sie vertrauen, kann das übernehmen. Möglicherweise werden einige der SuperSchlaflosen hierbleiben, die jüngeren vermutlich. Aber viele von uns werden Sanctuary demnächst verlassen müssen, weil wir die Verhaftung des gesamten Hohen Rates wegen Verschwörung zum Landesverrat in die Wege geleitet haben. Wir brauchen einen gut gesicherten Ort mit annehmbaren elektronischen Einrichtungen, die wir unseren Bedürfnissen entsprechend modifizieren können, und jemanden, der uns hilft, uns in Ihrem Rechts- und Wirtschaftssystem zurechtzufinden. Sie waren doch Rechtsanwältin, Miss Camden. Können wir zu Ihnen kommen?«
    Miranda machte eine kleine Pause. Leisha spürte ein Kribbeln in den Augen.
    »Ich nehme an«, fuhr Miranda fort, »daß einige von den normalen Schlaflosen mit uns kommen werden. Einer davon wird fast sicher mein Vater Richard Sharifi sein. Ich glaube nicht, daß Sie mich direkt kontaktieren können, um diese Botschaft zu beantworten, obwohl ich natürlich nicht weiß, über welche Möglichkeiten Sie verfügen.«
    »Sicher über weniger als ihr da oben«, murmelte Stella; es klang verstört. Drew warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu.
    »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit«, schloß Miranda ihre Botschaft; verlegen stellte sie einen Fuß auf den anderen und wirkte plötzlich noch viel jünger. »Falls… falls Drew Arien sich bei Ihnen aufhält, wenn Sie diese Nachricht erhalten, und falls Sie uns erlauben, zu Ihnen zu kommen, dann ersuchen Sie ihn bitte dazubleiben. Ich… ich würde ihn gern kennenlernen.«
    Plötzlich lächelte Miranda – ein Lächeln so voller Zynismus, daß Leisha zurückzuckte. Das war kein kleines Mädchen! »Sie sehen«, sagte Miranda, »wir kommen als Bettler zu Ihnen. Wir haben nichts anzubieten, nichts, was wir geben könnten. Wir bringen nur unsere Notlage mit.« Sie verschwand, und eine dreidimensionale Graphik erschien auf der Bühne, eine komplexe Kugel aus Wortketten, die ineinander verschlungen waren und einander kreuzten, wobei jedes Wort und jeder Satz einen Gedanken darstellte, der zum nächsten führte; das Ganze war mit einem Farbcode versehen, der die Hauptakzente und Bedeutungsänderungen und Gegenüberstellungen von Konzepten hervorhob, die einander widersprachen, verstärkten oder modifizierten. Die Kugel rotierte langsam und machte keine Anstalten zu verschwinden.
    »Was, um Himmels willen, ist denn das?« fragte Stella.
    Leisha stand auf und ging um die Kugel herum – etwas rascher, als sie rotierte. Sie betrachtete sie eingehend, und ihre Knie wurden weich. »Ich glaube… Ich glaube, es ist eine philosophische Erörterung.«
    »Ahaaaaaa«, sagte Drew.
    Leisha fuhr fort, die Kugel zu betrachten. Ihr Auge blieb an einer Sequenz in Grün in einer der Außenschichten hängen: ein Haus, das in sich entzweit ist: Lincoln. Abrupt setzte sie sich auf den Boden.
    Stella flüchtete sich in einen Wirbel häuslicher Aktivität. »Wenn sie achtundzwanzig sind und zu zweit einquartiert werden, dann können wir den Westflügel nehmen. Richard und Ada verlegen wir…«
    »Ich werde nicht mehr da sein«, warf Richard mit ruhiger Stimme ein.
    »Aber, Richard! Dein Sohn…«

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