Bettler 01 - Bettler in Spanien
sprechen. »Ratsmitglied Stauffer?«
»Wir haben die Kontrolle verloren. Aber die Waffenschächte öffnen sich… Und jetzt schließen sie sich wieder.«
Miranda sagte: »Teilt den Vereinigten Staaten mit, daß ihr im Austausch gegen die Zusicherung von Straflosigkeit für alle Bewohner von Sanctuary mit Ausnahme des Hohen Rates die Virendepots auf der Erde vernichten werdet. Teilt ihnen mit, ihr werdet die Organismen zerstören, die Verstecke verraten und Sanctuary für eine Inspektion seitens der Bundesbehörden öffnen. Und wenn ihr dazu nicht bereit seid, dann… werden wir SuperS es tun.«
Robert Dey schnappte nach Luft. »Das könnt ihr nicht.«
Mit einer Festigkeit, die keinen Zweifel an seinen Worten ließ, sagte Allen: »O doch. Wir können. Bitte glaubt es.«
»Ihr seid doch nur Kinder!« rief eine harsche Stimme; Jennifer benötigte einen Moment, um sie überhaupt zu identifizieren. Hermione.
»Wir sind das, wozu ihr uns gemacht habt«, stellte Miri fest.
Jennifer sah ihre Enkeltochter an. Dieses… Kind, dieses Mädchen, das nie erlebt hatte, daß man es anspuckte, nur weil es schlaflos war… das nie in ein Zimmer gesperrt wurde von einer Mutter, die eifersüchtig war auf die unvergängliche Schönheit der Tochter, während ihre eigene unabwendbar dahinschwand… das nie, von den eigenen Kindern getrennt, in eine Zelle gesperrt worden war… das nie von einem Ehemann verraten worden war, der seine eigene Schlaflosigkeit haßte… dieses verwöhnte, gehätschelte Kind, dem man alles nur Erdenkliche in die Wiege gelegt hatte, versuchte jetzt, sich gegen sie zu stellen – gegen Jennifer Sharifi, deren eisernem Willen die Entstehung Sanctuarys überhaupt zu verdanken war! Dieses unbedeutende Kind würde alles zerstören, wofür Jennifer gearbeitet und gelitten hatte, wofür sie ihr ganzes Leben geopfert und dem Wohlergehen und der Unabhängigkeit der Schlaflosen gewidmet hatte… Nein. Kein kleines Mädchen, das im Innersten verderbt und selbstsüchtig war, würde ihrem Volk die Zukunft nehmen, die Zukunft, für die Jennifer gekämpft hatte. Die sie entworfen hatte. Deren Existenz sie erzwungen hatte, indem sie nur durch die Kraft ihres Geistes eine hoffnungslose Leere überbrückte. Nein!
»Ergreift sie alle!« sagte sie zu den Wachen. »Bringt sie in die Arrestkuppel und verwahrt sie in einem gesicherten Raum. Nehmt ihnen vorher alle technischen Spielereien ab, auch das winzigste Stückchen.« Sie zögerte, aber nur eine Sekunde lang. »Führt Leibesvisitationen durch und achtet auf versteckte technische Geräte; laßt ihnen keine Kleider, auch wenn sie noch so unverfänglich wirken. Nichts.«
»Jennifer… das kannst du doch nicht machen!« protestierte Robert Dey. »Es sind doch unsere… deine… unsere Kinder!«
»Also entscheidet euch«, sagte Miranda. »Oder ist das alles?«
Es war Jahre her, seit Jennifer sich das letzte Mal gestattet hatte, Haß zu spüren. Und nun flutete die Woge schwarz und heimtückisch zurück aus all jenen Winkeln ihrer Seele, zu denen sie sich keinen Zutritt erlaubte. Eine Sekunde lang war sie so entsetzt, daß sie nichts sehen konnte. Doch dann hob sich der Nebel vor ihrem Blick, und sie vermochte fortzufahren. »Sucht Terry Mwakambe. Sofort. Steckt ihn zu den anderen. Kontrolliert ihn besonders sorgfältig; er darf nichts mehr am Leibe haben, nicht den kleinsten, harmlosesten Stoffetzen.«
»Jennifer!« rief John Wong.
»Du weißt es, nicht wahr?« sagte Miri, direkt an Jennifer gewandt. »Du weißt, was Terry ist. Daß er noch mehr ist als ich oder Nikos oder Diane… du glaubst zumindest, es zu wissen. Du glaubst uns zu verstehen, wie die Schläfer immer glaubten, euch zu verstehen. Sie haben euch nie ein Mindestmaß an Menschlichkeit zugestanden, nicht wahr? Ihr wart anders, also wart ihr nicht Teil ihrer Gemeinschaft. Ihr wart von Grund auf böse, hinterhältig, kalt – und viel, viel besser als sie. Und ihr habt euch auch als besser betrachtet, deshalb nanntet ihr sie Bettler. Aber wir sind besser als ihr, und so habt ihr einen von uns umgebracht, weil ihr keine Kontrolle mehr über ihn hattet, nicht wahr? Und jetzt verfügen wir über Fähigkeiten, von denen ihr nicht einmal träumen könnt. Welche von uns sind da jetzt die Bettler, Großmutter?«
Mit einer Stimme, die sie selbst nicht wiedererkannte – aber ruhig, ruhig – sagte Jennifer: »Durchsucht sie noch hier; achtet auf alles, was nach technischem Gerät aussieht, auch wenn ihr nicht wißt,
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