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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Eßpause gemacht, und du bist beim Klettern von einem Felsen gefallen. Wir kommen aus Kalifornien und fahren nach Philadelphia, um deine Großmutter zu besuchen. Du heißt Jordan Watrous, und du bist fünf Jahre alt. Kannst du dir das merken, Kleines?«
    »Ich bin sieben«, sagte Stella. »Fast acht.«
    »Du bist sehr groß für dein Alter, aber du bist fünf. Dein Geburtstag ist der dreiundzwanzigste März. Wirst du das schaffen, Schätzchen?«
    »Ja«, sagte das kleine Mädchen. Ihre Stimme klang bereits kräftiger.
    Leisha starrte Alice an. »Wirst du das schaffen?«
    »Na klar«, sagte Alice. »Ich bin doch Roger Camdens Tochter.«
     
    Alice schleppte Stella in die Notaufnahme der kleinen Gemeindeklinik. Leisha sah den beiden vom Wagen aus nach – der kleinen, stämmigen Frau und dem mageren Kind mit dem verdrehten Arm. Dann fuhr sie den Toyota ans äußerste Ende des Parkplatzes, brachte ihn unter einem spindeldürren Ahornbaum in eine wenig erfolgversprechende Deckung und versperrte ihn. Sie richtete sich auf und zog den Knoten des Kopftuches fest.
    In diesem Augenblick würden Alices Wagennummer und Name bereits in jedem Polizei- und Autovermietungscomputer aufscheinen. Bei den Krankenhäusern ging das nicht so schnell; sie luden sich die Daten von den Computern der örtlichen Polizeireviere häufig nur einmal pro Tag herunter, denn sie wehrten sich gegen die staatliche Einmischung in Unternehmen, die auch nach einem ein halbes Jahrhundert währenden Kampf noch dem privaten Sektor der Wirtschaft angehörten. Alice und Stella würden in der Klinik wahrscheinlich unbehelligt bleiben. Wahrscheinlich. Aber Alice konnte keinen Wagen mehr mieten.
    Leisha schon.
    Doch die Mitteilung über Alice Camden Watrous, die den Autovermietungen zuging, konnte durchaus den Hinweis enthalten, daß es sich bei ihr um Leisha Camdens Zwillingsschwester handelte.
    Leisha ließ den Blick über die Fahrzeuge wandern, die auf dem Parkplatz standen. Ein protziger Chrysler der Luxusklasse, ein Ikeda-Kleinbus, eine Reihe Toyotas und Mercedes der Mittelklasse, ein rarer 99er Cadillac – Leisha konnte sich das Gesicht des Eigentümers lebhaft vorstellen, falls ihm dieser Wagen abhanden kam! –, zehn oder zwölf billige, kleine Stadtautos, ein Luftkissenwagen, dessen livrierter Chauffeur über dem Lenkrad schlief. Und der schäbige, uralte Kleinlaster eines Farmers.
    Leisha ging zielstrebig auf den Laster zu. Der Mann saß auf dem Fahrersitz und rauchte; sie dachte an ihren Vater.
    »Hallo«, sagte Leisha.
    Der Mann ließ das Fenster herunter und sah sie wortlos an. Er hatte fettiges braunes Haar.
    »Sehen Sie den Luftkissenwagen dort drüben?« fragte Leisha. Sie gab ihrer Stimme einen hohen jungen Klang. Der Mann warf einen gleichgültigen Blick hinüber; aus diesem Winkel war nicht zu erkennen, daß der Chauffeur schlief. »Das ist mein Leibwächter. Er denkt, ich bin drinnen und lasse meine Lippe ansehen, so wie mir mein Vater aufgetragen hat.« Sie spürte, daß ihr Mund von Alices Handschrift angeschwollen war.
    »Und?«
    Leisha stampfte mit dem Fuß auf. »Und ich will nicht reingehen. Der dort drüben ist ein Armleuchter und mein Papi auch. Ich will weg. Ich gebe Ihnen viertausend für Ihre Kiste. Bar auf die Hand.«
    Der Mann riß die Augen auf. Er warf die Zigarette aus dem Fenster und sah noch mal hinüber zu dem Luftkissenwagen. Der Chauffeur hatte sehr breite Schultern, und er befand sich in Rufweite.
    »Alles einwandfrei und legal«, sagte Leisha und versuchte ein schiefes Grinsen. Ihre Knie fühlten sich an wie Gummi.
    »Zeig mir erst das Geld, Mädchen.«
    Leisha machte einen Schritt zurück, so daß er sie nicht erreichen konnte, und nahm das Geld aus der Klammer unter ihrem Arm. Sie hatte für gewöhnlich eine Menge bei sich – es war ja immerzu Bruce oder jemand wie er an ihrer Seite gewesen; jemand, der auf ihre Sicherheit achtete.
    »Steigen Sie auf der anderen Seite aus dem Führerhaus«, sagte Leisha. »Und verriegeln Sie die Tür hinter sich. Hinterher legen Sie die Schlüssel auf den Sitz, so, daß ich sie von hier aus sehen kann. Dann lege ich das Geld auf das Dach, wo Sie es sehen können.«
    Der Mann lachte; es klang wie Schotter, der von einer Ladefläche rutschte. »‘ne richtige kleine Dabney Engh, wie? Bringt man euch das in den Schulen für höhere Töchter bei?«
    Leisha hatte nicht die leiseste Ahnung, wer Dabney Engh war. Sie wartete und sah ihm zu, wie er fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte,

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