Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
unmodifizierten Wels für ungenießbar gehalten. Er sah Hawke von der Seite an. Der lachte: »Nicht mein Cherokee-Ururgroßvater, Jordan. Ein anderer, in einer völlig anderen Position. Aber nicht, daß Sie denken, er wäre einer von euch vornehmen Herren gewesen.«
    »Nicht ›unsere‹ vornehmen Herren, Hawke«, sagte Jordan aufgebracht. Hawkes Lachen störte ihn gewaltig. »Ich stamme nicht aus dieser Gesellschaftsschicht.«
    »Natürlich nicht«, hatte Hawke gemeint und wiederum gelacht.
     
    Und jetzt sagte Hawke – ganz so, als wäre das Gespräch inzwischen nie auf die GenFrischFarmen gekommen und als hätte Jordan nicht versucht, das Thema zu wechseln –: »Der grundlegende Fehler Ihrer Tante Leisha besteht darin, daß sie überhaupt nicht in dieses Jahrhundert gehört. Sie gehört ins achtzehnte. Es ist immer eine fatale Sache, wenn man nicht in die Zeit paßt, in die man hineingeboren wird.«
    »Wir wollen heute abend nicht über Leisha reden, Hawke. Okay?«
    »Die Werte des achtzehnten Jahrhunderts waren das soziale Gewissen, das rationale Denken und ein elementarer Glaube an die Tugend der Ordnung. Mit dieser Einstellung gingen sie daran, die Welt zu erneuern oder zu stabilisieren, all diese Lockes und Rousseaus und Franklins und sogar Jane Austen, die sich auch im falschen Jahrhundert befand. Klinge ich wie Leisha Camden?«
    »Ich sagte…«
    »Aber natürlich haben die Romantiker damit gründlich aufgeräumt, und wir haben es nie geschafft, dahin zurückzukehren. Bis die Schlaflosen daherkamen. Finden Sie das nicht auch interessant, Jordan? Daß eine biologische Innovation die Uhr der gesellschaftlichen Werte zurückdreht?«
    Jordan blieb stehen und sah Hawke ins Gesicht. Irgendwo zu seiner Linken, über dem Fluß, erschien das Wir schlafen! -Holo, schimmerte kurz und verschwand in einer berstenden Kugel aus fluoreszierendem Licht. »Ihnen ist wirklich gleichgültig, was ich sage, nicht wahr, Hawke? Sie walzen es einfach nieder. Nur Ihre Worte zählen.«
    Hawke schwieg und sah ihn gespannt an.
    »Wozu haben Sie mich überhaupt eingestellt? Nur um mir aus dem Hinterhalt eins auszuwischen? Um meine Einwände zu ignorieren? Um jemanden zu haben, den sie als Dummkopf hinstellen können und…«
    »Ich habe Sie eingestellt«, sagte Hawke mit ruhiger Stimme, während ihm das zerflossene Eis über die Hände tropfte, »damit Sie wütend werden.«
    »Damit ich…?«
    »Wütend werde. Glauben Sie, ich kann irgend etwas mit Ihnen anfangen, wenn Sie es zulassen, von mir als Dummkopf hingestellt zu werden? Wenn Sie nicht auf Ihren Einwänden bestehen? Ich möchte Ihre Wut spüren, wenn Ihnen jemand auf die Zehen tritt, denn andernfalls werden Sie für unsere Bewegung nie von Nutzen sein! Was, zum Teufel, glauben Sie denn, ist die treibende Kraft der ganzen Wir schlafen! -Idee? Die wachgerüttelte Wut!«
    Da war irgendwo ein Schwachpunkt, etwas, das nicht ganz richtig klang in Hawkes leidenschaftlichen Worten – aber vielleicht war das Nicht-ganz-Richtige der Anblick von Hawke, dem Erdbeereis über die Finger lief und dessen Augen ohne Unterlaß über den Deich glitten, über die Köpfe der Menge – auf der Suche wonach? Um zu sehen, ob man ihn rundum auch gut verstehen konnte? Nur ein junges Pärchen, das aus dem StarHolo-Vorführzelt kam und auf Jordan und Hawke zuging, konnte möglicherweise das eine oder andere Wort geh…
    Der Mississippi explodierte. Wasser schoß in Geysiren hoch, und unter Jordans Füßen schwankte der Deich und spaltete sich. Eine zweite Explosion, und das StarHolo-Zelt stürzte ein. Das junge Paar wurde wie Puppen zu Boden geworfen. Menschen kreischten. Der Spalt zu Jordans Füßen weitete sich ruckartig, und im nächsten Moment packte Hawke ihn und schleuderte ihn weg. Noch während er durch die Luft flog, sah er das ferngesteuerte Holo über sich erscheinen, dessen Buchstaben auf monströse drei Meter angeschwollen und somit auf dem ganzen Gelände des Rummelplatzes zu sehen waren – Buchstaben, und nicht das Wir schlafen! -Logo; Buchstaben in Rot und Gold, die sich gegen die funkelnden Lichtpunkte auf der anderen Seite des Flusses abhoben: SAMSUNG-CHRYSLER.
     
    Niemand glaubte es. Samsung-Chrysler lehnte empört jegliche Verantwortung für die Attacke ab. Es war ein altes und rechtschaffenes Unternehmen; nicht einmal die Arbeiter in der Rollerfabrik glaubten, daß S-C am Deich Unterwassersprengladungen angebracht haben könnte. Die Medien glaubten es nicht; der Gewerkschaftsrat

Weitere Kostenlose Bücher