Bettler 02 - Bettler und Sucher
Zwischenfallshäufigkeit zurückbleiben‹. Sah trotzdem zu, ich, aber nach ‘ner Stunde stand ich auf un’ sagte: »Informationsmodus.«
Trabte nach Hause un’ holte Lizzies un’ Annies Essenchips un’ ging in die Cafeteria. Als grade keiner in der Nähe vom Förderband war, räumte ich alles runter, was die Chips hergaben, tat es in ‘nen sauberen Eimer mit ‘nem Deckel un’ trug’s nach Hause. Lizzie, die schlief immer noch, zusammen mit der Puppe. Also ging ich zum Warenhaus, wo wieder offen hatte, weil ‘ne neue Sendung mit der Gravbahn gekommen war. Dort verlangte ich noch zwei Eimer, drei Decken un’ drei Garnituren Overalls mit Jacken auf alle unsere Chips. Außerdem ‘n neues Türschloß, Blumentöpfe un’‘nen Koffer. Der Tech bei der Ausgabe schaute mich komisch an, sagte aber nichts. Daheim füllte ich alle Eimer mit frischem Wasser, einen nach’m andern, un’ schleppte sie rauf in Annies Wohnung. Hinterher tat mir der Rücken weh un’ ich schnaufte wie der alte Esel, wo ich war.
Aber ich war noch nich’ fertig. Machte zehn Minuten Pause, un’ dann schnappte ich mir Annies Besen un’ ging damit zum Hotel. Die Leute schleppten schon PlastiTuch-Fahnen un’ Spruchbänder in die Cafeteria, als Schmuck für den Tanzabend. Lachten und trieben Ulk miteinander; ‘n junges Ding ließ ihren nackten Busen aufblitzen. Übte wohl schon für die Miss-Wahl. ‘n paar Fremde mit Chips vom Staat New York schrieben sich grade ins Hotelbuch ein. Quasselten auch schon vom Tanzfest. Aber Doktor Turner, die war immer noch nich’ zurück.
Un’ ich, ich nahm Annies Besen un’ machte mich an die Arbeit. Fegte die dürren Blätter aus der Hotelhalle, alle die toten Blätter, wo der kaputte PutzRob zurückgelassen hatte. Jetz’ würden sie ihn auch nich’ mehr reparieren, weil er ja nich’ so wichtig war, verglichen mit den vielen anderen Schäden. Fegte sie alle raus, die Blätter, wo sich angesammelt hatten seit letztem Jahr, seit alles anfing kaputtzugehen un’ die tollwütigen Waschbären auftauchten, hier in East Oleanta.
9
Drew Arlen:
Florida
Als ich von Seattle nach Huevos Verdes abflog, war es in einem Flugzeug, das zu Kevin Bakers Firmenflotte gehörte. Anders als bei Leisha waren seine Gründe, nicht mit den übrigen Schlaflosen nach Sanctuary auszuwandern, keine idealistischen. Er war Sanctuarys Verbindungsmann mit dem Rest der Welt. Ich nahm an, bei einem Schlaflosen-Flugzeug war die Wahrscheinlichkeit am geringsten, daß es infolge von Schäden, die von dem Duragem-Spalter verursacht wurden, abstürzen würde. Kevins Flieger wurden gewiß mit einer zwanghaften Sorgfalt wieder und wieder überprüft; die Schlaflosen sind ganz groß, wenn es um Sicherheit geht. »Weil uns so wenig davon gegeben ist«, hatte Kevin nüchtern bemerkt, als ich ihn anrief und um ein Flugzeug samt Piloten ersuchte. Aber in diesem Moment war ich nicht an den gesellschaftlichen Problemen der Schlaflosen interessiert.
Kevin hatte mich nie gemocht, und ich hatte ihn noch nie um einen Gefallen ersucht. Aber jetzt tat ich es. Ich wollte Huevos Verdes eine Kraftprobe aufzwingen, ein paar wichtige Antworten erfahren. Vielleicht wußte Kevin das. Man weiß nie, wieviel sie wissen.
Das immerzu vorhandene Gitterwerk rollte sich ein und schaukelte vor meinem inneren Auge.
»Da ist nur eines, Drew«, sagte Kevin, und ich dachte, ich würde bereits die Schatten und Schemen von Ausflüchten über sein Gesicht auf dem Videoschirm huschen sehen. Wie alle aus seiner Generation von Schlaflosen sah er aus wie flotte fünfunddreißig. »Leisha besteht darauf, mitzukommen.«
»Wie hat Leisha überhaupt erfahren, daß ich nach Huevos Verdes will? Sie weiß doch nur, daß ich auf einer Tournee bin!«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Kevin – was der Wahrheit entsprechen mochte oder auch nicht. Vielleicht hatte Leisha ihre eigenen elektronischen Spione in meinem Hotelzimmer gehabt oder bei der Vorstellung in Seattle. Obwohl schwerlich vorstellbar schien, wie sie und Kevin so etwas arrangieren konnten, ohne daß Huevos Verdes davon Wind bekam. Vielleicht wußten die SuperS sogar davon und tolerierten Leishas Informationssystem. Aber vielleicht kannte mich Leisha einfach so gut, daß sie wußte, wonach mir war. Möglicherweise benutzte sie auch irgendeine Art von Wahrscheinlichkeitsprogramm, das vorhersagte, was ich als nächstes tun würde – was jeder Normale als nächstes tun würde. Man weiß nie, wozu sie imstande
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