Bettler 03 - Bettlers Ritt
gab nicht einmal vor, Leisha Camden zu sein. Sie war Theresa Aranow.
»Miranda… schalten Sie die unterschwelligen Befehle aus, ich kann… ich kann das auch so. Glaube ich.«
Zum ersten und letzten Mal sah Theresa Miranda Sharifi lächeln.
Zum Abschluß fragte Theresa: »Aber wenn nicht Sie die neuen Spritzen gemacht haben, wer war es dann? Jackson sagt, wir Macher haben keine Biotech, die Voraussetzung wäre, um so etwas Hochgezüchtetes…«
»Hören Sie zu, Theresa, ich möchte, daß Sie das folgende tun: Ich möchte, daß Sie nach Hause zurückkehren und niemandem von den neuen Spritzen berichten oder von Ihrem Besuch hier, nicht einmal Jackson. Und – das ist sehr wichtig! – sprechen Sie auch nichts davon in ein Terminal. Auch nicht, wenn Sie überzeugt davon sind, es wäre nicht vernetzt!«
Theresa streckte die Hand aus, hielt jedoch kurz vor dem winzigen Bild auf der blauen Wand inne. Ihre Finger blieben in der Luft hängen. Heißer Wind fuhr durch die verwitterten Opfergaben zu ihren Füßen. »Miranda, warum… haben Sie aufgehört, die Umstellungs -Spritzen zu schicken?«
»Wir haben einen Fehler gemacht. Wir hatten nicht vor… unser Ziel war es, die Nutzer von der Vorherrschaft der Macher zu befreien. Sie autotrop zu machen. Wir ahnten nicht, daß sie – ihr alle – so rasch in eine… infantile Abhängigkeit geraten würdet. Und nun weiß niemand von uns, wie unser nächster Schritt aussehen soll, weil wir keinerlei Berechnungsmöglichkeit haben, um die Folgen mit einem gewissen Grad an Genauigkeit vorauszusagen. Wir geben uns alle solche Mühe…« Das Bild erzitterte. Miranda hob die Hände und ließ sie hilflos wieder fallen. »Ein enormer Fehler. Wenn ich die Berichte von den sterbenden Babies sehe, von nicht umgestellten Kindern, die leiden, wenn all diese flehentlichen Bitten von Selene hierher zurückgestrahlt werden… Wir dachten, wir könnten alles für euch in die Hand nehmen. Sozusagen als eure ›Götter‹. Wir nahmen an… wir haben vergessen…«
»Ihr habt vergessen, lange genug in euch selbst hineinzusehen«, beendete Theresa den Satz.
»Ja«, flüsterte Miranda. »Genau das. Und wir haben ein Chaos geschaffen.«
»Aber ihr wolltet doch nur…«
»Und nun sind wir alle hier und versuchen verzweifelt, einen Weg aus diesem Chaos zu finden, eine wissenschaftliche Lösung dafür, daß ihr selbst, ohne uns, die richtige Substanz herstellen könnt… jedoch eine Lösung, bei der es euch nicht gelingt, sie zu pervertieren. Aber, Theresa, wir denken nicht wie ihr, wir reagieren nicht wie ihr, wir fühlen nicht wie ihr.«
Es war eine Klage. Theresa sah, daß Miranda – Miranda Sharifi! – so tiefe Qualen litt, daß es kaum vorstellbar war. Theresa hielt den Atem an. Die beiden Frauen starrten einander an, und dabei begab sich etwas zwischen ihnen beiden, das sie, so schien es Theresa, noch nie mit jemandem durchlebt hatte, nicht einmal mit Jackson.
»O doch«, sagte sie leise, »Sie fühlen genauso wie ich.«
Miranda lächelte nicht. »Vielleicht. Gehen Sie jetzt, Theresa. Wir werden uns um die neuen Spritzen kümmern, die noch mehr Freiheit zerstören, als wir bereits zerstört haben.«
Die blau schimmernde Wand schloß sich über Mirandas Bild.
Benommen kehrte Theresa zum Flugzeug zurück. Während des Wartens hatte die Pilotin die Nachrichten verfolgt und nun schaltete sie den Schirm aus, als Theresa wieder ins Flugzeug kletterte. La Solana war schon außer Sicht, als Theresa schließlich sagte: »Wissen Sie, wie lange es dauert, zum Mond und wieder zurück zu senden? Auf schnellstem Weg?«
Die Pilotin sah sie seltsam an. »Sie meinen, wenn Sie mit Luna-City sprechen, und man antwortet Ihnen dort umgehend?«
»Ja. Gibt es da nicht… eine… eine Verzögerung, wenn man miteinander spricht? Ein paar Sekunden zumindest?«
»Ja, sicher.«
»Danke.« Das galt natürlich für die normale menschliche Technik. Jackson sagte aber immer, daß die SuperS über allerlei technische Tricks verfügten, die den normalen Menschen vorenthalten waren. Wir denken nicht wie ihr, wir reagieren nicht wie ihr…
»O mein Gott!« rief Pilotin Olivetti.
»Was? Was ist denn?«
Das Flugzeug beschleunigte so rasant, daß es plötzlich einen Satz nach vorn machte und Theresa in die Rückenlehne des Sitzes gepreßt wurde. Und dann war der Himmel mit blendendem Licht erfüllt, und die Pilotin schrie auf.
Das Licht verblaßte langsam, und kurz darauf erzitterte das Flugzeug so heftig, als
Weitere Kostenlose Bücher