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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Stand der Biopsie repräsentierten. Als nächstes kamen die Scans – alles, von der Leitfähigkeit der Haut bis zu Aufnahmen des Gehirns unter dem Einfluß der unterschiedlichsten Stimuli. Kein einziges menschliches Wesen tauchte auf, und Jackson wurde klar, daß diese Prozedur reine Routine war.
    Wie lange nahm man bei Kelvin-Castner schon Nutzern, die nicht protestieren konnten oder wollten, gewaltsam Forschungsproben ab?
    Jackson jedenfalls protestierte. »Thurmond, ich möchte mit dir reden!« Aber alles, was Jackson bekam, war ein nichtssagendes, vorab aufgezeichnetes Holo: »Hallo, Jack! Tut mir leid, daß ich mich nicht persönlich um euch kümmern kann, aber ich bin mitten in einer Sache, die keine Unterbrechung erlaubt. Wenn du etwas zu essen oder zu trinken willst, während die Proben genommen werden, dann sag es einfach dem Raumsystem. Ich rufe dich an, sobald ich etwas zu berichten habe. Schönen Gruß an deine Schwester.«
    »Thurmond, verdammt noch mal… Raumsystem an!«
    »Raumsystem bereit«, sagte das Zimmer. Nadeln, die so dünn waren, daß man sie mit bloßem Auge nicht sah, senkten sich gleichzeitig in die nackten Bäuche von Shockey Lizzie und Dirk. Vicki lag angezogen auf ihrem Gleiter in einer Ecke und atmete friedlich das ein, womit ihre Maske sie versorgte.
    »Eine Vorrangverbindung mit Thurmond Rogers!«
    »Leider beschränken sich die Möglichkeiten dieses Systems auf Aufzeichnungen sowie die Weiterleitung von Bestellungen für Speisen und Getränke.«
    »Dann eine Verbindung mit dem Gebäudesystem!«
    »Leider beschränken sich die Möglichkeiten dieses Systems auf Aufzeichnungen sowie die Weiterleitung von Bestellungen für Speisen und Getränke.«
    »Das hier ist ein medizinischer Notfall! Gib mir das Notfallsystem!«
    »Leider beschränken sich die Möglichkeiten…«
    »System aus!«
    Er konnte eine ätzende Botschaft an Rogers eingeben. Er konnte Vicki die Atemmaske abnehmen und hoffen, daß sie das System überlisten würde. Aber Lizzie war die Hackerin, nicht Vicki, und Lizzie hatte im Moment eine dünne flexible Nadel in der Kehle, die Zellproben ihres Bronchialbaums entnahm. Also tat Jackson gar nichts, lief nur eine Stunde lang schäumend auf und ab und lehnte es sogar ab, sich – aus Wut oder dem Drang nach einer Art absurder Selbstbestrafung – auf den einzigen bequemen Stuhl des Raums zu setzen.
    Als alle menschlichen Proben, die Kelvin-Castner haben wollte, entnommen waren, brachten die SicherheitsRobs Shockey, Lizzie, Vicki und das Baby zurück aufs Dach, luden sie in Jacksons Luftwagen, nahmen ihnen die Atemmasken ab und schwebten davon. Eine Minute später wachten alle auf.
    »Also«, fragte Lizzie, »Worauf warten wir noch? Gehen wir nicht hinein?«, und Dirk hatte die Nase bereits in ihrem Hals vergraben und wimmerte ängstlich, weil die Welt aus mehr bestand als nur seiner Mutter.
    Jackson flog zum Lager zurück, und die drei Nutzer verschwanden im Gebäude. Vicki sagte: »Ich bin gar nicht glücklich über diesen Verlauf, Jackson. Sie hätten mich aufwecken sollen. Ich hatte eine Menge eigener Fragen.«
    »Sie hätten keine Antworten bekommen.«
    »Egal.« Sie blickte ihn finster an. »Versprechen Sie mir, daß Sie nicht zu Kelvin-Castner fliegen oder mit Rogers sprechen, ohne mich dabeizuhaben. Lizzies System kann eine Mehrfachverbindung herstellen.«
    »Ich denke nicht…«
    »Ich denke schon. Versprechen Sie es!«
    Und Jackson hatte es – aus Müdigkeit, Resignation oder Rücksichtnahme oder sonst einem Grund – versprochen.
    Seit damals war nichts geschehen. Vier Tage waren vergangen, und Thurmond Rogers hatte Jackson weder kontaktiert, noch seine Anrufe entgegengenommen. Theresa verbrachte ihre Zeit in ihrem Arbeitszimmer in der oberen Etage, von dem Jackson eigentlich nichts wußte, und erschien nicht einmal zu den Mahlzeiten; sie hinterließ nur regelmäßig Botschaften, daß alles in Ordnung sei. Jackson lief unruhig in der Wohnung auf und ab, konnte keinen Moment stillsitzen und vergaß zu essen, bis sein Körper rebellierte, und er im Nährraum einschlief, während seine Haut alle Nährstoffe absorbierte, die er benötigte.
    Am vierten Tag, sehr früh am Morgen, rief Cazie an. Jackson rührte sich nicht. Er drehte sich in seinem abgedunkelten Schlafzimmer auf die andere Seite, so daß er mit dem Rücken zum Wandschirm zu liegen kam, und ließ die Aufzeichnung laufen.
    »Jackson, komm dran! Ich weiß, daß du da bist!«
    Plötzlich war Jackson zutiefst

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