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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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immer schon was übrig für diesen herben Frauentyp, er hat ja auch Cazie Sanders geheiratet, oder…? Vicki hielt dankenswerterweise den Mund, bis das Empfangsdamen-Holo sie beide zu einem diskreten Konferenzraum mit einem diskreten Schlafzimmer und Bad hinter einer diskreten Tür geleitet hatte.
    »Das ist nicht der Hochsicherheitstrakt des Gebäudes, in dem Rogers sich befand«, kommentierte sie, während sie die Schränke öffnete, in denen sowohl elegante Anzüge als auch Bademäntel hingen. »Was wetten wir, daß Rogers nur als Holo an der Konferenz teilnimmt?«
    »Könnte sein.«
    »Immerhin ist das eine recht ordentliche Suite.« Sie drückte sich an Jackson und hauchte in sein Ohr, so daß keine Abhöranlage es verstehen konnte: »Was haben Sie vor?«
    Auch wenn er die Monitore nicht sehen konnte, sie waren da. Und so legte er die Arme um sie und flüsterte zurück: »Ich lasse Cazie investieren.«
    »Warum?«
    »Die einzige Möglichkeit zu erfahren, was sie tun.«
    Sie nickte an seiner Schulter. Es irritierte ihn, sie so in den Armen zu halten. Sie fühlte sich gar nicht an wie Cazie. Sie war größer und hatte weniger Rundungen. Ihre Haut fühlte sich kühler an. Sie roch anders. Jackson fühlte, wie er eine Erektion bekam.
    Er ließ Vicki los, wandte sich ab und tat so, als würde er die Kleider prüfen, die im Schrank hingen. Als er sich wieder umdrehte, erwartete er ein sarkastisches Lächeln von ihr, gefolgt von einem messerscharfen Kommentar. Doch er irrte sich. Sie stand schweigend und irgendwie verloren mitten im Raum, und ihre Gesichtszüge hatten einen weichen Ausdruck angenommen, den er bei jedem anderen Menschen als geradezu wehmütig empfunden hätte.
    »Vicki…?«
    »Ja, Jackson?« Sie hob die Augen, blickte in die seinen, und er erschrak beinahe über das nackte Verlangen, das er darin sah.
    »Vicki… ich…«
    Sein MobiLink sagte: »Mondbeben von Theresa Aranow. Ich wiederhole, Mondbeben von Theresa Aranow.«
    ›Mondbeben‹ war der innerfamiliäre Code – ein Überbleibsel aus der Kindheit – für einen Notruf. Theresa hatte ihn noch nie zuvor benutzt. Jackson öffnete das MobiLink. Ihr Bild war da – in einer Art kleiner, offener Kabine… Es sah aus wie ein Flugzeug. Aber das war unmöglich! Theresa konnte kein Flugzeug fliegen!
    »J-Jackson!« keuchte sie. »Sie sind tot!«
    »Wer? Wer ist tot, Theresa?«
    »Alle in La Solana! Richard Sharifi!« Plötzlich riß Theresa sich zusammen. »Richard Sharifi… Er war auf dem Anwesen, oder zumindest sein aufgezeichnetes Bild war noch dort… in La Solana…«
    Hinter ihm sagte Vicki knapp: »Terminal an! Nachrichten! Kanal 35!« Ein Wandschirm leuchtete auf.
    »… atomare Explosion in La Solana, dem hochgesicherten Anwesen in New Mexico, in dem Richard Keller Sharifi, Miranda Sharifis Vater, lebte. Bisher hat keine Gruppierung die Verantwortung für die Zündung der Bombe übernommen, die selbstverständlich eine Verletzung des nationalen und internationalen Atomwaffenabkommens darstellt. Aus dem Weißen Haus erreichte uns eine empörte Stellungnahme, und das Pentagon veranlaßte eine sofortige Entsendung von AbwehrRobs, deren Programmierung für eine detaillierte Analyse der radioaktiven Rückstände an der Explosionsstelle sorgen wird, um sowohl Hinweise auf die Bauart der Bombe als auch auf ihre Herkunft und die Methode, wie sie ins Zielgebiet gebracht wurde, zu erhalten. Der Energieschild über La Solana war eine Entwicklung von…«
    »Ich fliege heim, Jackson«, sagte Theresa.
    »Tess, warte noch! Du klingst so komisch, du klingst gar nicht wie du selbst…!«
    »Das bin ich auch nicht«, sagte Theresa. Ihre Augen öffneten sich sehr weit, und eine Sekunde lang lächelte sie. Es war das verstörendste Erlebnis an einem verstörenden Tag.
    In einer Stimme, die keine Ähnlichkeit hatte mit ihrer eigenen, fügte Theresa hinzu: »Die Pilotin sagte, wir haben zweikommavierzig Gray abgekriegt.« Und dann wurde der Schirm dunkel.
    »Um Gottes willen«, sagte Vicki leise. »Wird sie… Reicht das aus, um sie umzubringen?«
    »Wahrscheinlich nicht, aber sie wird sehr krank werden. Ich muß weg.«
    »Und was ist mit Cazie?«
    »Zum Teufel mit Cazie«, sagte Jackson, sah Vicki lächeln und wußte – genau wie Vicki –, daß es nicht sein Ernst war. Noch nicht. Doch eines Tages konnte das noch kommen. Und in der Zwischenzeit konnte Cazie ohne seine oder Theresas Zustimmung keine größeren Kapitalbindungen tätigen. Was besser war als gar

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