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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Konsolen den großen Raum, und die Mitglieder des Teams bewegten sich schweigend zwischen den Geräten. Jennifer selbst regte sich nicht. Nur ihre Augen waren in steter Bewegung, zuckten von einem Schirm zum nächsten, nahmen alles auf und übersahen nichts.
    Schirm Nummer eins: das ›Stammeslager‹ in Oregon, von einer versteckten Kamera aufgenommen, die ihre Bilder auf einer sicheren Frequenz sendete. Im Nachmittagsnebel wanderten Nutzer über einen steinigen Strandabschnitt, weil eben diese Nutzer im Nachmittagsnebel eben immer über eben diesen Strandabschnitt wanderten. Heute jedoch wirkten die grobschlächtigen, häßlichen Nutzer-Gesichter sichtlich aufgeregt und verängstigt. Drei Meter vom Wasser der Meeresbrandung entfernt drängten sich die Leute eng zusammen, während ihnen rundum Macher-Reporter Fragen zuschrien und RoboKameras alles aufzeichneten.
    »Also haben die Nachrichtenleute doch endlich eines der Versuchsgelände entdeckt«, stellte Eric Hulden fest, als er neben Jennifer trat. »Hat eine ganze Weile gedauert, nicht wahr?« Eric war einer der Neuen, einer der wenigen jungen Leute, die Jennifer und Will dem Projekt im späten Stadium zugeteilt hatten. Ohne das rasche Hin- und Herwandern ihrer Blicke zu unterbrechen, lächelte Jennifer. Eric war hochgewachsen, stark und so perfekt wie alle Schlaflosen. Doch noch wichtiger: er war eiskalt, er verfügte über jene nüchterne Leidenschaftslosigkeit, die man brauchte, um die Welt zu verstehen und zu kontrollieren. Er war weitaus leidenschaftsloser als Will. Und doch – wenn Jennifer Eric ins Gesicht sah und lächelte, dann vertiefte sich das Blau seiner GenMod-Augen. Er war sechsundneunzig Jahre jünger als sie.
    Aber all das konnte warten, bis das Projekt zu Ende geführt war.
    Schirm zwei: eine Nachrichtensendung von der Erde. Auf der linken Seite des zweigeteilten Schirms lief das United Broadcast Network, der seriöseste aller Macher-Kanäle. Ein Ansager mit dem pompösen GenMod-Flair eines spanischen Granden sagte: »Infolge eines großangelegten Data-Atoll-Coups an der Börse von Singapur stieg der Kurs der in Brasilia ansässigen Stanton-Orbital-Corporation auf…« Kein Wort über ein unbekanntes Neuropharm, das das Verhalten der Nutzer veränderte. Und auch in dem Suchprogramm auf der rechten Seite des Schirms, das ohne Unterlaß die wichtigsten Nachrichtenkanäle in allen Sprachen der Welt überflog, fand sich keine Erwähnung. Bislang war das Glück mit dem Projekt: Strukows Virus war noch nicht von sich aus mutiert.
    »Dann ist das Neuropharm bisher nicht mehr als eine Meldung auf Lokalebene in Oregon«, bemerkte Eric. »Diese blöden Macher.«
    »Nicht unbedingt nur auf Lokalebene«, entgegnete Jennifer ruhig. »Eher eine verdeckte Sache.« Sie deutete auf die nebenstehenden beiden Schirme.
    Schirm drei: Chad Manning, Jennifers Chefwissenschaftler, bei einem von sechs Berichten, die er täglich über Kelvin-Castners Fortschritte bei der Reproduzierung von Strukows Neuropharm ablieferte. Kelvin-Castner wurde genauestens überwacht, und zwar auf eine Art und Weise, die die dummen Schläfer nie entdecken würden. Chad erhielt Unmengen von Daten, die er analysierte und so zusammenfaßte, daß sie auch für Schlaflose, die keine Mikrobiologen waren, verständlich wurden. Kelvin-Castner kam nur langsam voran – viel zu langsam, um für die Schläfer von Nutzen zu sein.
    Schirm vier: die verdeckte Überwachung der Fortschritte des Staates. Das war schon problematischer. Die Bundesbehörden waren sorgfältiger und routinierter bei ihren Sicherheitsmaßnahmen als Firmen wie Kelvin-Castner. Und so wußten weder Jennifer noch ihre Kommunikationschefin Caroline Renleigh, wie komplett ihre Informationen tatsächlich waren. Doch soweit man auf Sanctuary feststellen konnte, war es den staatlichen Labors in Bethesda noch nicht gelungen, Strukows Virus zu reproduzieren oder ein Gegenmittel zu finden, obwohl man dort Nutzer ›in Schutzhaft‹ hatte, die damit infiziert waren. Und dem FBI war es nicht gelungen, handfestes Beweismaterial über die Bombardierung von La Solana zu erhalten. Soweit man auf Sanctuary feststellen konnte.
    Miranda hätte es zweifelsfrei feststellen können.
    Augenblicklich löschte Jennifer den Gedanken. Der Gedanke hatte nie existiert. Ihre Augen flogen von einem der fünf Schirme zum nächsten.
    Eric Hulden legte Jennifer eine Hand auf die Schulter. »Ich bin eigentlich gekommen, um dir zu sagen, daß Strukow angerufen hat.

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