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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Er möchte in einer Stunde Brookhaven infizieren. Ist dir das recht?«
    »Natürlich. Ruf das ganze Team zusammen, wir wollen es gemeinsam ansehen.«
    »Mach ich, Jennifer.«
    Ein Winkel ihres Bewußtseins registrierte, wie er ihren Namen aussprach. Fest, kühl. Es gefiel ihr. Aber all das konnte warten.
    Schirm fünf: leer. Er wurde für Mitteilungen von Jennifers Agenten auf der Erde verwendet. Es waren Schläfer, Informanten gegen ihre eigenen Leute, hoch bezahlt und wenig geachtet. Alles, was Jennifer wissen mußte, landete hier – augenblicklich.
    Als Eric wegging, begann auch der fünfte Schirm matt zu leuchten. Nur Audio. Der persönliche Verschlüsselungscode des Absenders erschien am unteren Rand des Schirms. Die Sendung kam von einem ihrer Agenten in den Vereinigten Staaten. »Miss Sharifi, hier spricht Sondra Schneider. Wir haben Elizabeth Francy lokalisiert.«
    »Sprechen Sie weiter«, sagte Jennifer beherrscht, aber sie spürte, wie ihr leicht ums Herz wurde.
    Diese kleine Nutzerin war überraschend schwer aufzufinden gewesen. Nachdem Jennifers Leute sie dabei ertappt hatten, wie sie über Sanctuarys Datenstrahl aus dem Nutzer-Lager in Pennsylvania gestolpert war, hatte das Mädchen sich plötzlich in Luft aufgelöst. So unglaublich es schien, aber ein Mitglied der minderwertigsten Klasse von Schläfern hatte da anscheinend erkannt, worauf es gestoßen war. Das Francy-Mädchen wußte, daß Sanctuary irgendwie mit dem Neuropharm in Verbindung stand, das ihren elenden ›Stamm‹ infiziert hatte. Elizabeth Francy hatte anscheinend auch erkannt, daß Sanctuary sie lokalisieren würde, sobald sie ein ComLink über ein Satellitenrelais oder eine Bodenstation öffnete. Sie hatte sich vom Netz ferngehalten, ebenso wie von jeglicher visueller Überwachungseinrichtung, und sich irgendwo auf dem primitiven freien Land versteckt. Jennifer hatte gehofft, sie wäre tot.
    »Elizabeth Francy wurde von den Sicherheitskräften der Enklave Manhattan-Ost in Gewahrsam genommen«, berichtete Sondra Schneider. »Offenbar hat sie sich bis nach New York durchgeschlagen und sich auf Straßenebene am Tor der Enklave Einlaß verschafft. Eine halbe Stunde vor ihrer Festnahme wurde das Tor mittels eines Netzhautscans, der sich nirgendwo in unseren Datenbanken findet, geöffnet. Dafür gibt es keine Erklärung. Ein Rob von Patterson Protect, der Firma, die über die Sicherheitslizenz für die Enklave verfügt, klassifizierte sie als verdächtig und sedierte sie, ehe er sie gefangennahm. Unser netzweites Suchprogramm fand den Namen des Mädchens in den routinemäßigen Anfragen der Polizeibehörden bei anderen Sicherheitsfirmen.«
    »Wie lange ist das alles her?« fragte Jennifer rasch.
    »Etwa zehn Minuten. Sie werden ihr gleich eine Wahrheitsdroge geben, wenn sie es nicht schon getan haben. Aber das läuft selbstverständlich nicht über das Netz, da kommen wir nicht ran.«
    »Haben wir einen Agenten bei Patterson Protect?«
    »Leider nein.«
    Jennifer überlegte. Lizzie Francy mußte nach Manhattan-Ost gekommen sein, um entweder Victoria Turner, ihre Lehrmeisterin, aufzusuchen oder Jackson Aranow. Aber wozu? Natürlich um ihnen zu berichten, daß sie entdeckt hatte, wie Sanctuary ihren infizierten Stamm überwachte. Wenn die lokale Polizei es der Mühe wert fand, sie mit einem Wahrheitsserum auszufragen – und schon um festzustellen, wie eine Nutzerin überhaupt in Manhattan-Ost eindringen konnte, würde man das der Mühe wert finden! –, dann würde Lizzie Francy ihnen alles sagen, was sie wußte. Auch alles über Sanctuary. Aber würde man ihr glauben? Der Haken bei Wahrheitsdrogen bestand darin, daß sie nichts als Lügen ans Licht brachten, wenn der Befragte davon überzeugt war, daß seine Lügen die Wahrheit waren! Würden die Schläfer annehmen, daß Elizabeth Francy sich etwas vormachte?
    Vermutlich nicht. Jedenfalls nicht, wenn Jackson Aranow die Angaben des Nutzer-Mädchens bestätigte.
    Verdammt, es blieb nicht einmal eine Stunde, bis Strukows wichtigster Versuch begann!
    Jennifer stand sehr still, entsetzt über sich selbst: Wutanfälle wie diesen hatte sie einfach nicht! Es waren unproduktive Schwächen. Jennifer Sharifi wurde nicht wütend. Sie wurde eiskalt und somit stark und zielsicher.
    Der Moment der Wut hatte nie existiert.
    »Miss Schneider«, sagte sie mit ruhiger Stimme, »ich werde mich dieser Sache annehmen. Ziehen Sie in den nächsten fünfundvierzig Minuten unauffällig alle Ihre Agenten aus

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