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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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gelangte, würde es ein paar Minuten zirkulieren, bis es mit der Atemluft wieder ausgestoßen oder vom Zellreiniger zerstört wurde.
    Bevor das geschah, würden jene Teile des Gehirns, die zu diesem Zeitpunkt am aktivsten waren, den größten Zustrom von Blut erhalten. Der Marker mußte klarerweise auf die Amygdalae hinweisen. Dann würden die Wissenschaftler zu Gehirnscans und Zelltests übergehen. Und damit sollte eine langwierige Erforschung von Strukows Gewirr von Vorgängen im Gehirn ihren Anfang nehmen.
    Doch lange bevor die Forscher in Brookhaven dieses Gewirr aufrollen konnten, würden sie es nicht mehr wollen. Die Neuartigkeit der Untersuchungen würde ihnen widerstreben. Sie wären nicht vertraut genug. Ängstlichkeit würde sie überkommen, so oft sie über die Neuartigkeit der Situation nachdachten. Eine gewisse Zeit sollten sie diese Ängstlichkeit überwinden können, aber dann würde sie stärker werden. Die Forscher in Brookhaven – und früher oder später alle von Kuppeln überdachten Enklaven in den Vereinigten Staaten – würden das Bekannte dem Unbekannten vorziehen. Es wäre einfach zu aufwühlend, seine Kräfte für eine neue Forschungsinitiative aufzubieten.
    Und dann würden Jennifer Sharifi und die übrigen Schlaflosen tatsächlich in Sicherheit sein.
    Will goß Champagner ein. Jennifer trank nie – Alkohol gab ihr das Gefühl, nicht mehr über ihre gewohnte, vollkommene, kühle Kontrolle zu verfügen –, doch diesmal konnte sie sich einfach nicht außerhalb des Kreises ihrer Freunde stellen. Sie hatten es geschafft. Sie waren endlich sicher.
    Sie hob das Glas. Es wurde still im Raum. In ihrer ruhigen, melodiösen Stimme sagte Jennifer: »Dank der gemeinsamen Anstrengungen aller Anwesenden hier haben wir schließlich gesiegt: Die Körperchemie der Schläfer hat sich gegen sie selbst gestellt. Innerhalb der nächsten Stunde werden ferngelenkte Transportgeräte ins Pentagon, in die Washington-Mall, in den Kennedy-Raumhafen und in die Enklave Manhattan-Ost eindringen. Kein Schläfer wird sterben. Aber es wird auch keiner von ihnen mehr in der Lage sein, eine Bedrohung für uns darzustellen, außer in einer Art und Weise, die wir bereits verstehen und der wir begegnen können. Wir werden die Macht in der Hand haben – wenn auch nur deshalb, weil es nie wieder unbekannte Bestien geben wird, die man gegen uns hetzt. Laßt uns daher auf jene Bestien trinken, die wir kennen.«
    Gelächter. Gläser wurden geleert. Und dann erschien Strukows Gesicht auf dem Hauptschirm.
    »Miss Sharifi, Sie und Ihre Getreuen ohne Zweifel nun feiern das erfolgreiche Eindringen in Brookhaven. Auch ich bin erfreut. Mir war sehr gelegen daran zu sehen, ob wir können dies schaffen. Jedoch ich kann nicht erlauben…«
    »O mein Gott!« flüsterte David O’Donnell vor der Sicherheitskonsole. »Abschuß! Code sechzehn A! Ich wiederhole: Abschuß!«
    »… Ihnen fortzufahren mit diesem Projekt. Ich bin auch Schläfer, natürlich. Und obwohl ich keine Loyalität empfinde meinen eigenen Artgenossen gegenüber, bin ich, Sie verstehen, ebenso auf meinen Selbstschutz bedacht wie diese. Oder wie Sie, Miss Sharifi. Daher…«
    Blendendes Licht explodierte unter ihren Füßen, irgendwo zwischen dem Fenster im Boden und dem rotierenden Planeten Hunderte Kilometer weiter unten.
    »Das Antiraketensystem von Sanctuary ist zerstört!« rief David O’Connell. »Aktiviere Reservesystem!«
    »… werden keine ferngelenkten Flugkörper mehr abgefeuert. Und da, wie wir beide wissen nach der Erfahrung mit La Solana, nur Nukleares kann zerstören komplett, fürchte ich, daß ich selbst gezwungen bin, Nukleares einzusetzen. Sie kennen La Rochefoucauld? Was er sagte von Überlegenheit? ›Le vrai moyen d’etre trompé …‹«
    In Sicherheit! dachte Jennifer benommen. Und ich dachte, wir wären endlich in Sicherheit.
    »›… c’est de se croire plus fin que les autres.‹«
    »Antiraketensystem Nummer zwei zerstört«, würgte David O’Donnell hervor.
    Jennifer machte einen Schritt vorwärts, denn einen unkontrollierten Moment lang hatte sie den Eindruck, daß Strukows Gesicht auf dem Wandschirm plötzlich von Miranda ersetzt wurde.
    Und dann zerbarst die Orbitalstation Sanctuary in einer Explosion aus gleißendem, tödlichem Licht.

21
     
    Lizzie erwachte in einem winzigen, fensterlosen Raum mit kahlen SchaumStein-Wänden, nicht viel breiter als einen Meter und etwa zweieinhalb lang. Drei Wände. Sie lag auf einer Art Bett – einem

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