Bettler 03 - Bettlers Ritt
Strafanzeige beim NYPD in den Gewahrsam von Theresa Katherine Aranow, Identifikationsnummer CGC-02-8736-341, übergeben wurde. Wir danken für Ihr Vertrauen in Patterson Protect.«
Plötzlich geriet Theresa in Panik. »Und das Baby! Ich möchte auch das Baby mitnehmen! Lizzies Kind, ich weiß nicht mehr, wie es heißt! Das Baby!«
Aber das System reagierte nicht mehr.
Theresa schloß die Augen und kämpfte um Selbstbeherrschung. Cazie würde nicht in Panik geraten! Cazie würde abwarten, ob Lizzie mit dem Baby auf dem Arm aus einer dieser Türen kam. Cazie würde abwarten und dann erst entscheiden, was sie als nächstes tun sollte… Sie war doch Cazie!
»Miss Aranow?« sagte Lizzie. »Theresa!«
Theresa öffnete die Augen. Lizzie stand vor ihr – ohne Baby. Sie starrte Theresa aus weit aufgerissenen, entsetzten Augen an, und da erinnerte Theresa sich, wie sie aussehen mußte. »Wo… wo ist das Baby?« fragte sie.
»Baby? Ach, mein Kleiner? Der? Der ist daheim bei meiner Mutter. Warum?«
»Ich dachte…«
»Was ist denn mit Ihnen geschehen?«
Und das brachte Theresas mühsam aufgebautes Gebäude zum Einsturz. Sie war nicht Cazie! Jetzt, wo jemand anderer hier war, jemand Stärkerer… jetzt, da Lizzie Theresa daran erinnert hatte, wie sie aussah… jetzt, wo es ihr gelungen war, Lizzie aus dem Gefängnis zu holen… jetzt war sie nicht mehr Cazie. Sie war Theresa Aranow, und sie spürte, wie ihre Atemzüge wieder holprig wurden, und sie sah, wie ihr dürrer Arm sich an das abgerissene Nutzer-Mädchen klammerte, das, soweit Theresa wußte, möglicherweise außer ihr selbst das einzige menschliche Wesen in einer Enklave war, die demnächst von einer Atombombe getroffen werden würde. Sie stöhnte auf.
»Nein, nicht hier!« sagte Lizzie von ganz weit weg. »Meine Güte, es ist gerade so wie bei Shockey, nicht wahr? Und dabei haben Sie das Neuropharm gar nie eingeatmet… Kommen Sie, stützen Sie sich auf mich, fallen Sie nicht hin… Nein, warten Sie! Ich muß erst mein Terminal wiederhaben! Gebäudesystem! Ich will den Rucksack zurück, mit dem ich hier reinkam!«
Theresas geschwächte Beine gaben nach. Ihre Krücken kippten zu Boden – und sie mit ihnen. Später – wieviel später? – spürte sie, wie sie halb getragen und halb hinausgezerrt wurde. Draußen setzte jemand sie in einen GehRob und hielt sie an den Schultern fest.
»He, komm schon, Mädchen, ist schon gut, he! Komm schon!« sagte Lizzie immer wieder. »Mach das nicht, das kannst du nicht machen! Ich brauche dich doch!«
Ich brauche dich. Das drang durch zu ihr. Ich brauche dich. Wie Cazie gebraucht wurde. Wie Jackson gebraucht wurde… Aber nicht Theresa. Theresa wurde nie gebraucht, weil immer sie die anderen brauchte.
Aber diesmal nicht.
Sie konzentrierte sich darauf, wiederum zu Cazie zu werden. Ihre Atemzüge wurden langsamer und regelmäßiger, die Straßen draußen waren wieder klar zu erkennen. Theresas Finger ließen Lizzie los, und es machte klick in ihrem Kopf.
Lizzie starrte sie an. »Wie haben Sie denn das gemacht?«
»Das… kann ich nicht erklären.«
»Na, dann eben nicht. Wir haben Wichtigeres zu tun. Kann uns dieses Ding irgendwohin bringen, wo wir reden können?«
»Nach Hause?«
»Nein. Wahrscheinlich überwacht. Was ist mit den vielen Bäumen dort?«
»Der Central Park. Aber wir können nicht…«
»Rob«, sagte Lizzie, »bring uns in den Central Park und bleib stehen, wenn du ein Plätzchen findest, wo wir ungestört sind!«
Der GehRob flitzte über die Straßen der Enklave und in den Park und hielt unter einem riesigen Ahornbaum in der Nähe der Ostwiese an. Mit einer Hand zog Lizzie Theresa weg vom GehRob, in der anderen trug sie ihren violetten Rucksack, den sie öffnete, als sie im Gras saßen. Der GehRob sauste davon.
»Ich wollte, daß er wartet!« rief Lizzie. »Na, macht nichts, werden wir eben einen anderen rufen. Theresa, ich muß sofort Doktor Aranow finden, auch wenn ich einen Anruf riskieren müßte…«
»Jackson ist bei Kelvin-Castner«, sagte Theresa. Sie schlang die Arme um ihre Mitte; ihr geschwächter Körper fühlte sich kalt und völlig ausgepumpt an. »Aber Sie können ihn dort nicht erreichen. Cazie übernimmt alle Anrufe für ihn, auch die dringenden. Sie wollte nicht, daß ich es erfahre, aber… Sanctuary wurde von einer Bombe zerstört.«
Lizzie antwortete nicht. Sie sah nicht sehr überrascht aus, als sie sagte: »Sind Sie sicher?«
»Ja.« Theresa spürte, wie ihr die
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