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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Tränen wieder in die Augen stiegen. »Ich habe es… in den Nachrichten gesehen.«
    »Wer hat es getan?«
    Aber Theresa konnte nur den Kopf schütteln.
    »Warum weinen Sie denn?« fragte Lizzie. »Waren doch ohnehin nur Schlaflose auf Sanctuary, oder?«
    »Leisha… Miranda…«
    »Miranda Sharifi ist auf dem Mond. In Selene. Und wer ist Leisha? Egal, lassen Sie mich mal nachdenken.«
    Lizzie saß schweigend über ihr nicht aktiviertes Terminal gebeugt, und Theresa kämpfte um ihre Selbstbeherrschung. Sie war Cazie… sie war Cazie… nein, war sie nicht! Sie war Theresa Aranow, krank und schwach und verloren im Central Park, und sie wollte nichts lieber als nach Hause gehen und schlafen.
    »Sanctuary hat das Neuropharm hergestellt, mit dem mein Kind infiziert wurde«, sagte Lizzie langsam, »und meine Mutter und Billy und… alle anderen. Zumindest glaube ich, daß es Sanctuary war. Sie haben hinterher meinen Stamm überwacht. Wie hätten sie wissen können, daß wir infiziert waren, wenn sie es nicht selbst getan haben? Nur… wenn sie alle tot sind, all die Schlaflosen … O Gott, Theresa, Sie dürfen jetzt nicht schlappmachen!«
    »Ich will… nach Hause!«
    »Nein, geht noch nicht. Ich muß erst Doktor Aranow finden. Wenn ich ihn nicht anrufen kann, dann müssen wir hinfahren… Hören Sie, ich lasse über mein Terminal einen GehRob kommen. Halten Sie bloß die Ohren steif!«
    Das konnte Theresa nicht; aber sie geriet auch nicht in Panik. Sie war zu erschöpft dazu, erschöpft bis in ihre entkräfteten Knochen. Sie setzte an, Lizzie zu erklären, daß ein GehRob sie beide nicht zu Kelvin-Castner nach Boston bringen würde, weil GehRobs die Enklave nicht verlassen konnten, aber sie war zu ausgelaugt, um die Worte zu formulieren. Das letzte, woran sie sich erinnerte, war das Gras im Central Park, GenMod und duftend, in dem sie einschlief, während sie noch ermattet um die Schlaflosen weinte, die alle dahin waren und nie wiederkommen würden.

22
     
    Jackson saß auf einer weißen Marmorbank im Atrium von Kelvin-Castner, umgeben von weißen Marmorsäulen, einem dekorativen Teich mit milchweißem Wasser und seinem Rechtsanwalt. Die Oberfläche des weißen Wassers wurde unentwegt von silbrigen GenMod-Fischen durchbrochen, die glitzernd daraus hervorschossen. Die weißen Säulen waren von zarten Silberfäden durchwirkt. Das letzte Mal, als Jackson hier gesessen hatte, war das Atrium ausschließlich mit Doppelhelices dekoriert gewesen. Offenbar hatte jemand das Programm geändert.
    Jacksons Rechtsanwalt, gekleidet in strenges, geschäftliches Schwarz, zugeknöpft bis ans Kinn, kostete TenTech die dreifache Gebühr für seine ›sofort verfügbaren, exklusiven und uneingeschränkten Dienste‹. Jackson hatte ihn erst eine Stunde zuvor von Manhattans bestem Anwaltsbüro angefordert, wo etliche Fälle deswegen verschoben werden mußten. Für diese Situation hatte Jackson keinen der Firmenanwälte von TenTech gewollt. Der möglicherweise mit Cazie geschlafen hatte.
    »Sie können uns doch hier nicht ewig warten lassen, oder?« fragte er.
    »Nein«, sagte Evan Matthew Winterton vom Büro Cisneros, Linvill, Winterton und Adkins. Er verfügte über GenMods, die ihm ein gewisses Flair des achtzehnten Jahrhunderts verliehen: lange, schmale, aristokratische Gesichtszüge, scharfe, tiefliegende Augen, wohlgeformte, lange, kraftvolle Finger. Die Finger flogen über ein Handterminal im Schreibmodus. »Der Vertrag garantiert Ihnen, daß Ihnen nicht nur die Daten, sondern auch die Firmenräumlichkeiten jederzeit zugänglich gemacht werden. Was sich nicht auf das Büro von Alex Castner bezieht. Er muß Sie nicht empfangen.«
    »Aber Thurmond Rogers schon.«
    »Ja. Obwohl die Formulierung hier in Abschnitt fünf, Absatz vier in einigen Punkten nicht eindeutig ist… Warum sind Sie nicht von Anfang an zu mir gekommen, um das da aufsetzen zu lassen?«
    »Ich wußte nicht, daß ich Sie brauchen würde. Oder jemanden wie Sie. Ich habe darauf vertraut, daß man bei Kelvin-Castner tun würde, was man versprochen hat.«
    Der Anwalt sah ihn nur an.
    »Also gut, ich war ein Idiot«, sagte Jackson und hoffte, das Gebäude zeichnete jedes seiner Worte auf. Cazie und Rogers sollten wissen, daß er es wußte! »Ich werde nie wieder ein Idiot sein. Und deshalb habe ich auch – auf derselben Basis wie Sie – einen Systemexperten angeheuert.«
    »Sie können einen Systemexperten haben«, sagte Winterton mit der Geduld eines Mannes, der dieselbe

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