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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Aber die Modelle für die unterschiedlichen Pfade… die Modelle…«
    »Gib mir den Tollers-Durchschnitt«, sagte Jackson grimmig. »Die Durchschnittswahrscheinlichkeit bezog sich auf eine direkte Übertragung der Krankheit, nicht wahr? Durch direkten Kontakt von einem Menschen zum anderen, über die Nielsen-Zellen in Körperflüssigkeiten. Wie hoch war die Toller-Wahrscheinlichkeit?«
    Mit einer Stimme, die vor Überraschung eine ganze Oktave nach oben wanderte, fragte Vicki: »Du hast das gewußt?«
    »Ich habe es vermutet. Und gehofft, daß ich mich irre. Aber diese Art von Übertragungsvektor ist bekannt instabil, er mutiert unentwegt… Lizzie, wie hoch ist die Toller-Wahrscheinlichkeit für die Mutation einer in der Luft vorhandenen Form, die unabhängig überleben kann – außerhalb von Laborkulturen oder des menschlichen Körpers?«
    »Null Komma null drei Prozent.«
    Niedrig. Der Erfinder – wer auch immer von den verdammten Schlaflosen es gewesen sein mochte – des ursprünglichen Trägers des Neuropharms hatte wenigstens alles in seiner Macht Stehende getan, um eine unkontrollierte, weltweite Ausbreitung zu verhindern. Wenigstens das hatte er getan. »Und für die Mutation zu einer unabhängigen Form, die zu einer direkten Übertragung von Mensch zu Mensch fähig ist?«
    »Achtunddreißig Komma sieben Prozent«, flüsterte Lizzie.
    Mehr als einer von dreien. Nun ja, dachte Jackson, jetzt wissen wir’s. Es mochte soweit kommen, daß die Infektion mit dem Angst-Neuropharm von Mensch zu Mensch möglich wurde: mittels Blut, mittels Speichel, mittels Sperma. Mittels Urin? Möglich. Vermutlich. Mit neununddreißig Prozent Wahrscheinlichkeit. Um eine so hohe Wahrscheinlichkeit zu erreichen, mußten die Laborproben mutieren wie verrückt.
    Vicki sah Lizzie an. »Du hattest da draußen Angst, dich selbst anzustecken. Dann würdest du nicht mehr in der Lage sein, Dirk zu helfen. Und deshalb bist du zu uns in den abgesicherten Teil gekommen.«
    »Auch wenn die Mutation schon stattgefunden hat«, sagte Jackson, »was unwahrscheinlich ist, dann kann sich Lizzie nicht infiziert haben, wenn sie nicht mit anderen Menschen in Berührung kam. Dazu hätte sie in direkten Kontakt mit Blut kommen oder Sex haben müssen oder… Lizzie, was ist denn?«
    »Oder Augäpfel berühren?« wisperte Lizzie.
    »Augäpfel?«
    »Tote Augäpfel, meine ich! O Gott, Doktor Aranow, ich hab, ich hab… o Gott, was ist, wenn ich es auch kriege! Dirk! Dirk! Gibt es einen Test, was ist, wenn ich es auch habe, was ist, wenn ich es auch habe!«
    Sie war hart am Rande der Hysterie. Jackson dachte daran, daß Lizzie mit ihren achtzehn Jahren durch Horrorerlebnisse gegangen war, von denen er keine Vorstellung hatte. Sie schluchzte laut, und als Vicki sie an der Hand nahm und auf den Korridor führte, wo sich nach einer Weile hörbar eine Tür hinter den beiden schloß, war er dankbar für die plötzliche Stille.
    Es dauerte lange, bis Vicki zurückkam – aber das schien ihm vielleicht nur so. Ihre violetten Augen sahen müde aus. Es mußte eine gottverdammt frühe Morgenstunde sein.
    »Sie schläft.«
    »Gut«, nickte Jackson.
    Vicki blieb drei Schritte von ihm entfernt stehen. »Was geschieht also jetzt?«
    »Kelvin-Castner eliminiert die gefälschten Daten und fängt mit der echten Forschungsarbeit an.« Jackson warf einen Blick auf den leeren Bildschirm. »Hörst du das, du Mistkerl? Jetzt hast du eine Motivation! Es handelt sich nicht mehr bloß um Nutzer, die irgendein komisches Präparat einatmen. Jetzt hat es sich auch nach Brookhaven eingeschlichen, nicht wahr? Auch abgeschirmte Enklaven können infiziert werden. Du kannst infiziert werden! Es wäre ratsam, ein Mittel zu suchen, das die Sache umkehrt!«
    Er hielt inne; er erwartete fast, Thurmond Rogers oder Alex Castner oder sogar Cazie zu sehen, aber der Bildschirm blieb dunkel.
    Vicki sagte: »Jetzt stehen wir also alle auf derselben Seite mit denselben Zielsetzungen. Wie anheimelnd.«
    »Allerdings«, fügte Jackson bitter hinzu.
    »Nur daß wir«, fuhr Vicki fort, »du und ich und Theresa, etwas wissen, von dem der Rest der Welt keine Ahnung hat. Miranda Sharifi und die Schlaflosen können uns diesmal nicht aus der Patsche helfen. Diesmal gibt es keine Wunderspritzen von Sanctuary oder Selene. Die SuperS sind alle tot.«
    Jackson starrte sie an.
    »Nein, wir sollten das nicht geheimhalten, Jackson. Wir müssen K-C davon informieren. Wir müssen die Nachrichtenkanäle und die

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