Bettler 03 - Bettlers Ritt
stand auf, streckte sich, gähnte und lächelte Jackson zu. Und diesmal, dieses eine Mal, wußte er, was er zu tun hatte. Er sagte: »Komm, mach es dir bei mir bequem.«
Sie durchquerte den Raum und kuschelte sich auf seinen Schoß. Vom Bildschirm kamen Routinemeldungen, deren Lautstärke, das fiel Jackson plötzlich auf, etwas höher war als normal. Vickis Lippen knabberten an seinem Ohr. Sie sagte leise: »Ich möchte dir etwas zeigen«, und knöpfte sich die Bluse auf.
Ein unvermuteter Hormonausstoß schoß durch Jacksons Körper. Doch dann sah er die Zeichnungen auf ihrer Brust.
»Hier werden wir vermutlich weniger überwacht als in deinem Zimmer«, murmelte Vicki in sein Ohr. »Dreh dich trotzdem weiter nach links. Noch weiter. So.«
Ihre Körper formten ein enges Dreieck mit der gepolsterten Rückenlehne des Sessels. Vicki senkte den Kopf, und ihr Haar versperrte die Sicht von der Decke aus. Sie öffnete noch ein paar Knöpfe.
Ihre Brüste waren klein und hellhäutig. Kleiner als Cazies Brüste, aber fester, mit einem hübschen Schwung nach oben. Auf der oberen Hälfte jeder Brust befand sich eine Zeichnung in Kopiertinte – von der Art, die für die untilgbare Beschriftung und Datierung der Laboraufzeichnungen verwendet wurde. Solche Füller lagen überall im Haus herum. Vicki mußte die Zeichnungen angefertigt haben, nachdem sie aus der Dekontamination gekommen war. Jackson starrte angestrengt hin; das Licht reichte kaum aus, um die dünnen Linien zu erkennen. Und Vickis Duft, der Geruch ihrer Haut und ihres Atems, umnebelte Jacksons Hirn.
Bis ihm klar wurde, was er da anstarrte.
Zwei hastige Zeichnungen von Hirnscans. Auf der linken Brust befand sich jener von Theresa; selbst verkehrt herum und flüchtig ausgeführt, wie er war, erkannte Jackson ihn wieder. Während ihrer Krankheit hatte er diese Kurven täglich betrachtet – und auch in den Jahren davor sehr häufig. Es war die grafische Darstellung eines chronischen zerebralen Übererregungszustandes, besonders in den primitiveren Arealen des Gehirns, denen die Kontrolle der Emotionen oblag. Das limbische System, der Hypothalamus, die Amygdalae, die Formatio reticularis, die rostrale ventrale Medulla – alle übermäßig erregt.
Das ARAS – das aufsteigende retikuläre aktivierende System –, das auf neurale Impulse aus vielen anderen Regionen des Gehirns reagiert, zeigte eine ganz besonders hektische Wellenaktivität: niedrige Amplitude, hohe Frequenz, starke Desynchronisation. Andauernd trafen alarmierende Signale in Theresas Großhirnrinde ein, worauf diese in der Folge die Welt als einen ständig bedrohlichen Ort betrachtete. Diese Information ging ihrerseits zurück an das ARAS, welches mit einer noch hektischeren elektrochemischen Aktivität reagierte: Elektrochemische Signale, welche Gedanken an Gefahr erzeugten, die ihrerseits erneut elektrochemische Stress-Reaktionen hervorriefen. Ein Teufelskreis, den mit Neuropharmaka zu durchbrechen Theresa Jackson nie erlaubt hatte.
Der zweite Satz Kurven unterschied sich deutlich vom ersten. Eigentlich ähnelte er keinem Hirnscan, den Jackson je zu Gesicht bekommen hatte. Das ARAS zeigte nur normale Erregungen von der Art, die auf dauernde sinnvolle, realistische Aktivität hinweist. Aber jene Impulse, die von der Großhirnrinde ausgehend das ARAS erreichten, waren sehr stark. Und Teile des Gehirns zeigten einen wahren elektrischen Sturm – jene Teile, die intensiver nicht körperlicher Aktivität zugeordnet werden: epileptischen Anfällen, religiösen Visionen, Halluzinationen, gewissen Arten von Kreativität. Solche Wellenbilder kannte man am besten aus geschlossenen Anstalten: von Menschen, die sich einbildeten, Jesus Christus oder Napoleon oder General Manheim zu sein. Aber dieses Wellenmuster, kombiniert mit der kontrollierten Klarheit der niederfrequenten Alphawellen mit hohen Amplituden, für gewöhnlich das Produkt von Biofeedback oder intensiver Konzentration…
»Von wem stammt der zweite Scan?« fragte Jackson.
»Von Theresa.«
»Unmöglich!«
»Nein, nicht unmöglich, sie stammen beide von Theresa. Einer von einem Zeitpunkt, bevor sie sich in einen geistigen Zustand versetzte, der ihr helfen sollte, etwas Schwieriges zu meistern, und einer von einem Zeitpunkt danach. Ich habe keine Ahnung, wie sie das fertigbringt.«
»Ich wollte, ich könnte die Werte der spinalen Segmente sehen!«
»Nun«, sagte Vicki eisig, »ich hatte nicht mehr Platz auf meinem Busen – im Unterschied zu
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