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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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anderen Leuten… Also habe ich mir nur jene Teile der beiden Ausdrucke gemerkt, wo es die meisten Unterschiede gab.«
    »Aber wie konnte Tess…«
    »Leiser, Jackson! Und tu so, als würdest du wirklich schmusen mit mir. Wir werden auch hier überwacht. Ich sagte doch, ich weiß nicht, wie Theresa das macht, aber ich weiß, was sie glaubt zu machen. Theresa verändert ihren Hirnscan, indem sie sich einbildet, Cazie zu sein.«
    Jackson schwieg. Theresa. Bildete sich ein, Cazie zu sein. Und war fähig, wenigstens zeitweise willentlich jene Art von Hirnaktivitätsmuster herbeizuführen, die zu einem völlig andersgearteten Temperament gehörte! Und dazu die Aktivität einer starken imaginativen Kreativität, die ans Wahnhafte grenzte. Sie begann wohl mit einer Kontrolle ihrer Gedanken in der Großhirnrinde, was die Informationen veränderte, die in ihr vegetatives Nervensystem flossen… Jedes Gefühlserlebnis war ja im Grunde genommen eine Geschichte, die das Gehirn schuf, um den physischen Reaktionen des Körpers einen Sinn zu geben; und Tess hatte einen Weg gefunden, diesen Prozeß umzukehren. Sie erzählte sich selbst irgendeine Geschichte – erzählte sie in ihrem bewußten Hirn –, die ihre physischen Reaktionen veränderte. Bis auf die neurochemische Ebene hinab. Sie kontrollierte ihre physische Welt durch nichts als Einbildungskraft und Willen.
    Jackson hatte seine Schwester überhaupt nicht gekannt.
    Zögernd sagte er: »Ich möchte das gern kopieren…«
    »Selbstverständlich. Aber nicht jetzt.« Vicki knöpfte sich die Bluse wieder zu, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Ihr warmer Atem umwehte seinen Hals, als sie, zusammengekuschelt auf seinem Schoß, sagte: »Irgendwie habe ich ein bißchen Angst vor dir.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Du glaubst mir nicht. Du glaubst, du bist der einzige Mensch, der Angst hat davor, allzu viele Gefühle zu haben! Ach, vergiß es!«
    Abrupt stand sie auf. Nach ihren Worten hätte Jackson einen wütenden Ausdruck auf ihrem Gesicht erwartet, doch statt dessen zeigte es nur Kränkung und Unsicherheit. Und in diesem Moment erkannte Jackson, daß dies die Frau war, die Cazie in seinem Leben ersetzen könnte.
    Und diese Erkenntnis erfüllte ihn augenblicklich mit Entsetzen: noch ein gehässiges, gemeines, herrisches Weib? Das ihn bei jeder Gelegenheit verspottete, keine Anstrengung scheute, um ihn zu unterdrücken und immerzu schon von vornherein wußte, was er im nächsten Moment sagen würde…? Vickis Duft, der intensiver geworden war, seit sie nicht mehr so dicht vor seiner Nase saß, erfüllte seine Kehle. Sie hatte die untersten drei Knöpfe ihrer Bluse offen gelassen. Absicht? Natürlich. Unmut erfüllte ihn angesichts der versuchten Manipulation.
    Doch Vickis Verwundbarkeit dauerte nur eine Sekunde. Dann sah sie wieder aus wie Victoria Turner, beherrscht und kompetent.
    Victoria Turner. Nicht Cazie. Er hatte da etwas verwechselt, nicht siel Theresa, nicht Victoria, war Cazie!
    Jackson lachte laut auf. Er konnte nicht anders, er fand die ganze kritische, absurde Situation plötzlich unerträglich komisch. Oder vielleicht doch nur unerträglich… Theresa. Brookhaven. Das heimtückische Neuropharm. Kelvin-Castner. Sanctuary. Die Welt explodierte – auf Mikro- wie auf Makroebene –, und er, Jackson, hatte sich als sein Objekt der Furcht eine Frau ausgesucht, die sagte, daß sie sich vor ihm ebenso fürchtete, wie er vor ihr. Nur hatte er zuviel Angst, um ihr zu glauben, und sie hatte zuviel Angst, um zu glauben, daß er zuviel Angst hatte… »Vicki«, sagte er behutsam.
    Ihre Augen trafen sich von einer Seite des freudlosen Zimmers zur anderen, während die aktuellen Meldungen durch den Raum plärrten. Der Moment zog sich in die Länge, bittersüß und schmelzend wie ein Schokoladebonbon.
    »Vicki…«
    »Gäste für Sie auf dem Weg zu Ihnen«, verkündete das System fröhlich. »Miss Francy und Mister Addison werden in neunzig Sekunden eintreffen. Soll ich sie einlassen?«
    »Ja«, sagte Jackson. Einerseits war ihm die Atempause nicht unwillkommen, andererseits fühlte er sich um etwas Kostbares betrogen.
    »Gewiß. Und falls es sonst noch etwas gibt, was Kelvin-Castner für Sie tun kann, bitte zögern Sie nicht, uns Ihre Wünsche mitzuteilen.«
    Addison war ein Tech; man hatte ihn sichtlich nicht nur deshalb ausgewählt, weil er bedrohlich war, sondern weil er auch so aussah. Sein Kopf streifte fast die Decke; die Arme hatten den doppelten Umfang von Jacksons

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