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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Armen. Und wahrscheinlich war alles an ihm gentechnisch verbessert: Muskulatur, Sehkraft, Reaktionszeit. Sein professioneller Blick durchmaß den Raum.
    Neben ihm sah Lizzie wie eine sehr kleine, sehr sauber geschrubbte, sehr ängstliche Puppe in Kelvin-Castner-grünen Wegwerfkleidern aus. Sie warf sich Vicki an den Hals und blieb dort hängen. Jackson erwartete jede Sekunde, von Vicki mütterliche Gluckentöne zu hören, aber er wartete vergebens.
    »He, Kopf hoch, Lizzie!« sagte Vicki. »Komm wieder zu dir! Du kannst mir doch nicht erzählen, daß die alle Hindernisse bezwingende Computerhexe bei einer kleinen, tiefgehenden Waschung in Tränen ausbricht! Du hast dich tiefer in alle staatlichen Löcher gebohrt als die Dekontaminationsschrubber in die deinen!«
    Lizzie lachte. Unsicher, aber sie lachte. Vickis vulgäre Anspielung hatte Lizzie aufgerichtet. Jackson würde die Frauen nie verstehen.
    »Und jetzt«, fuhr Vicki fort, »setz dich hierher und erzähl uns, was du herausgefunden hast. Nein, die Überwachungskameras kannst du ignorieren. Es ist schon in Ordnung, wenn man bei K-C erfährt, was wir wissen. Möchtest du Kaffee?«
    »Ja, bitte«, sagte Lizzie; sie wirkte jetzt ruhiger. Da sie seit der Dekontaminationsprozedur noch keine Zeit gehabt hatte, daran herumzuzerren, lag ihr Haar glatt und sauber am Kopf an.
    Addison beendete seine visuelle Kontrolle des Raums und stellte sich zwischen Lizzie und der offenen Tür auf.
    »Also, was haben wir erfahren?« fragte Vicki.
    Lizzie nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht, was Jackson zu der Annahme brachte, daß sie an echten Kaffee wohl nicht gewöhnt war. Er setzte sich ihr gegenüber und sah sie schweigend an.
    »Wir wissen, daß man bei Kelvin-Castner ein Wahrscheinlichkeitsmodell für die Forschungen an dem Angst-Neuropharm erstellt hat, das auch Dirk…« Ihre Stimme schwankte nur für den Bruchteil einer Sekunde. »Das meiste davon verstehe ich nicht. Aber es sieht so aus, als würde ein Programm über einen im voraus festgelegten Pfad Daten an Doktor Aranow liefern. An einigen Stellen des Programmes befanden sich künstlich unterstützte Lehmann-Wagner-Berechnungen, die eine hohe Zuverlässigkeit vortäuschen sollten… Je nachdem, wonach Doktor Aranow sich erkundigte, lieferte der Entscheidungsbaum die entsprechenden Daten. Denke ich. Aber sicher feststellen konnte ich, daß jeder Zweig des Baums in ergebnislosen Berechnungen endete.«
    »Wie konntest du feststellen, daß es sich nicht um tatsächliche Werte handelte?« fragte Jackson mit ruhiger Stimme.
    »Das Enddatum der Berechnungen lag zumeist in der Zukunft.«
    »Geplante Experimente vielleicht…«
    »Keine Ahnung«, sagte Lizzie schonungslos. »Wie soll ich das wissen?« Jackson sah ein, daß er nicht anfangen sollte, mit ihr zu streiten; ihr Selbstvertrauen mochte ebenso rasch in sich zusammenfallen, wie es sich aufgebaut hatte.
    »Keiner von uns wird das wissen«, schaltete Vicki sich besänftigend ein, »bevor das versiegelte Terminal nicht geöffnet wird und du die Daten direkt überprüfen kannst, Jackson. In jedem Fall aber sieht es mir nach einem Vertragsbruch aus, oder irre ich mich?«
    »Du irrst dich nicht«, sagte Jackson. Langsam, wie schwarzes stilles Wasser, stieg eine enorme Woge kalter Wut in ihm auf. Hatte Cazie davon gewußt?
    Lizzie sagte: »Das Wahrscheinlichkeitsmodell war garniert mit einer Unmenge von Querverweisen auf Sie, Doktor Aranow. Es war praktisch maßgeschneidert für Ihre Person.« Lizzies Gesicht wurde noch einen Hauch dunkler.
    Also hatte Cazie davon gewußt.
    Jackson sprang auf, aber als er auf den Füßen stand, wußte er nicht, wohin er rennen sollte. Lizzie war ganz offensichtlich noch nicht fertig mit ihren Ausführungen. Seine kalte schwarze Wut schwoll immer mehr an.
    »Gute Arbeit, Lizzie«, sagte Vicki. »Aber das ist noch nicht alles, oder? Warum wolltest du unbedingt zu uns in den Sicherheitstrakt hereinkommen?«
    Lizzies Hand begann so sehr zu zittern, daß sie ihren Kaffee verschüttete. »Vicki…«
    »Nein, sag es! Hier! Jetzt! Wir wollen alle erfahren, was man bei K-C weiß!«
    Lizzie zitterte immer noch, aber ihre Stimme klang fest. »Es gab auch Wahrscheinlichkeitsmodelle in den echten Daten. Einfachere, die sogar ich verstehen konnte. Sie zeigten verschiedene Möglichkeiten für Mutationen des ursprünglichen Neuropharms. Oder vielleicht nicht des ursprünglichen, sondern von etwas, das es erzeugt. Der Teil war ziemlich schwierig.

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